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Festspiele So gelassen wie der Eremit

Noch drei Vorstellungen der Oper „Der Freischütz“ stehen auf dem Programm der Wernigeröder Schlossfestspiele.

Von Ivonne Sielaff 26.08.2016, 01:01

Wernigerode l Wenn Rainer Mesecke sein Kostüm trägt, ist er fast nicht zu erkennen. Zerlumpte Kleidung, zausige Perücke, zausiger Bart. Als Eremit hat der 32-Jährige am Ende der Festspiel-Oper „Der Freischütz“ seinen großen Auftritt. Er vermittelt zwischen den Fronten, bringt die Liebenden wieder zusammen.

„Der Eremit ist der Ruhepol im Stück“, sagt er. „Das passt zu mir, ich bin im wahren Leben auch eher ruhig und gelassen.“ Bereits im vergangenen Jahr habe er sich um eine Partie bei den Wernigeröder Schlossfestspielen bemüht. „Bei ‚Martha‘ hatte es damals nicht geklappt. Diesmal hatte ich Glück.“

Das Talent ist Rainer Mesecke in die Wiege gelegt worden. „Meine ganze Familie ist musikalisch.“ Er selbst spielte Posaune und sang im Schulchor. „Dabei habe ich gemerkt, dass ich gut ankam. Das hat mich ermutigt, Gesangsunterricht zu nehmen.“

Nach dem Abitur und seinem Zivildienst bewarb er sich an mehreren Musikhochschulen. „Ich war beruflich nicht wirklich festgelegt und habe mir einfach gedacht: Entweder die nehmen mich, oder ich mache was anderes.“ Er wurde genommen. Der gebürtige Brandenburger zog nach Hamburg, um dort an der Hochschule für Musik und Theater zu studieren. Schon während seines Studiums gastierte er an der Hamburger Staatsoper, glänzte in hochschuleigenen und freien Produktionen. Momentan ist er im Bereich Konzert und Oratorium im norddeutschen Raum unterwegs. Für Konzerte reiste er nach Österreich, Slowenien, Kroatien und Russland. 2015 war er sogar Preisträger des Internationalen Gesangswettbewerbes der Kammeroper Schloss Rheinsberg.

Sich als freier Opernsänger über Wasser zu halten, sei nicht leicht, gibt der 32-Jährige unumwunden zu. „Ohne Nebenjobs und die Unterstützung meiner Eltern würde ich es nicht schaffen.“ Derzeit singe er bei Agenturen vor. „Mein großer Wunsch wäre ein festes Engagement an einem Opernhaus. Doch das ist schwierig.“

An diesem Wochenende geht auf Schloss Wernigerode die diesjährige Opernsaison zu Ende. Noch drei Mal sind Rainer Mesecke und die anderen Solisten Julia Cramer, Linda Hergarten, Karo Khachatryan, Till Bleckwedel, Bartolomeo Stasch, Zhive Kremshovski und Darko Djordjevic auf der Bühne zu erleben. Während die Abend-Vorstellungen am Freitag und Sonnabend so gut wie ausverkauft sind, gibt es für die Aufführung am Sonntagnachmittag ab 15 Uhr im Fürstlichen Marstall noch einige Tickets zu ergattern – also letzte Chance. Das Abschlusskonzert der Schlossfestspiele findet am Freitag, 2. September, statt.

Karten in den Volksstimme Service-Stellen, über biber ticket-Hotline (0391)599 9700, in der Tourist-Info Wernigerode sowie unter www.pkow.de