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Bürgerpark Tourismusmagnet und Ruheoase

Bergfest, hieß es am 8. Juli 2006 bei der Landesgartenschau in Wernigerode. Der damalige Geschäftsführer Andreas Heinrich blickt zurück.

Von Andreas Heinrich 07.07.2016, 23:01

Wernigerode l Können Sie sich noch erinnern an den alten Straßenbauhof und die verkommene Asphaltmischanlage mit ihren Schweröltanks auf der Zaunwiese? An die leerstehenden Baracken der ehemaligen Agraringenieurschule, an den Schafstall, das Gärtnerhaus und das verödete Gelände an der Kurtsstraße? Erinnern Sie sich an die Situation zwischen Wohngebiet Harzblick und dem Dornbergsweg?

Diese offensichtlichen städtebaulichen Mängel waren es, die die damaligen Ideengeber und Initiatoren in der Stadt Wernigerode antrieben, die Chancen einer Landesgartenschau für Wernigerode zu untersuchen und dann vehement zu vertreten. Sie waren überzeugend nicht nur beim damaligen Stadtrat sondern auch in der Bürgerschaft, wie der entstehende Förderverein bald mit eigenen Aktionen zeigte.

Nach Stadtratsbeschlüssen und Bewerbungsverfahren begannen die konkreten Planungen und dann die Realisierung unter Leitung des Baudezernates der Stadt. In unglaublich kurzen Fristen in der Zeit von 2004 bis zum April 2006 entstanden alle Anlagen auf dem Gelände und im Umfeld.

Vor genau zehn Jahren, am 8. Juli 2006 war das Bergfest zur 2. Landesgartenschau des Landes Sachsen-Anhalt in Wernigerode. Bergfest nicht nur für die Mitarbeiter der gemeinnützigen GmbH, die im Auftrag der Stadt die Gartenschau organisierte, Bergfest auch auch für die zahlreichen unglaublich aktiven Helfer und Unterstützer aus Bürgerschaft und Stadtverwaltung.

Schon zu diesem Zeitpunkt zeichnete sich der Erfolg des Projektes Landesgartenschau ab. Viele begeisterte Besucher, sehr gute Fachkritiken und zahlreiche Berichte in Funk und Fernsehen und der Presse, ausgezeichnete Schlagzeilen und Schlaglichter für unsere Stadt!

Dieses Jahrhundertereignis hat nachweisbar die Entwicklung unserer Stadt vorangebracht. Etwa 640.000 Besucher in 177 Tagen waren eine stolze Zahl, dazu acht Prozent Steigung der Übernachtungen in gewerblichen Unterkünften im Jahr 2006 – nicht einmalig, sondern als neuer Sockel für alle weiteren Entwicklungen der Tourismuszahlen.

Aber die Landesgartenschau war nicht nur ein touristischer Magnet, sie war die größte Stadtentwicklungsmaßnahme nach der Wende, nur vergleichbar mit der Sanierung der Altstadt. Dabei ist nicht nur an die Beseitigung der oben genannten Missstände zu denken.

Im Umfeld der Landesgartenschau ist viel mehr entstanden: Die Anbindung des Wohngebietes Harzblick an die Stadt, und die Gestaltung des Wohnumfeldes, die Gestaltung des Umfeldes am Gewerbegebiet Nord-West, der Parkplatz am Katzenteich und der Altstadtkreisel sind zu nennen, ebenso der Verbindungsweg am Seigerhüttenteich. Heute können wir stolz und dankbar zurückblicken auf zehn Jahre Bürgerpark und eine gelungene Nachnutzung mit dem Bürgerpark und dem Miniaturenpark.

Erinnert sei daran, dass dies nicht der ursprüngliche Plan war. Schon in der Bauphase wurden Stimmen von begeisterten Besuchern lauter, dieses Stück gestalteter Landschaft dauerhaft zu schützen und zu pflegen. So hat der Stadtrat mit großer Mehrheit das Nachnutzungskonzept beschlossen. Der Erfolg bestätigt diesen Mut immer wieder.

In einer konzertierten Aktion von Kommunaler Beschäftigungsagentur, Oskar-Kämmer-Schule, Stadt und den engagierten Mitarbeitern der Park– und Garten GmbH konnte das ehemalige Gelände der Landesgartenschau zum Dauerbetrieb hergerichtet werden. Mit der kühnen Idee des Miniaturenparkes „Kleiner Harz“ wurde dem Bürgerpark ein touristisches Element von überregionaler Bedeutung hinzugefügt.

Bürgerpark und Miniaturenpark werden heute sehr gut angenommen, sie tragen zur Lebensqualität bei und sind zu einem touristischem Markenzeichen für Wernigerode geworden. Der Park bietet beste Voraussetzungen für Veranstaltungen, vom Harz Open Air bis zum Modellbautag zu Lande, Luft und Wasser.

Schönster Lohn für alles Engagement um den Park sind junge Familien aus nah und fern, die ganze Tage auf dem Gelände verbringen und die fast unbegrenzten Möglichkeiten, von vielfältigen Kinderspielplätzen über Tiergehege bis hin zu Gastronomie und Ausstellungen, nutzen. Genauso wichtig sind die zahlreichen Gruppen aus Wernigeröder Kindertagesstätten und Schulen, die das Gelände und seine Angebote nutzen.

Die Erinnerungen an die Situation vor der Landesgartenschau wird eine Ausstellung im Schafstall ab September wachhalten und der heutige Park kann bei geführten Touren in seiner Geschichte und Vielfalt erlebt werden.

Dazu sind alle eingeladen, die Erinnerungen pflegen möchten oder die erleben möchten, was gute Initiativen bewirken können.

Der Autor Andreas Heinrich ist der Kulturdezernent der Stadt Wernigerode und hat die Landesgartenschau 2006 gemeinsam mit Erhard Skupch in der Geschäftsführung geleitet.