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Eisenberg Neuer Anlauf für Sennhütte

Der Investor hat dem Bauausschuss einen neuen Entwurf für das Wohngebiet rund um die Sennhütte auf Wernigerodes Eisenberg vorgelegt.

Von Julia Bruns 03.09.2016, 01:01

Wernigerode l Nun ist alles anders: Der Investor für ein Wohngebiet am Eisenberg in Wernigerode hat dem Bauausschuss am Montag einen komplett überarbeiteten Entwurf vorgelegt. Nicht länger schneeweiß, sondern holzverkleidet und mit Gründach ausgestattet sind die Wohnhäuser, die der Ingenieur und Pensionsbetreiber Sven Oels bauen lassen will. Die kubistischen Gebäude sind dabei locker auf dem Gelände verteilt und ordnen sich der Sennhütte als Hauptbauwerk höhenmäßig unter. Sichtachsen zu Brocken und Schloss bleiben somit unverstellt.

Zu der genauen Anzahl der Neubauten sagte Oels in seiner Präsentation nichts. Mehrfach machte er jedoch deutlich: Es sind deutlich weniger Immobilien, die er vermarkten kann. Von seiner Vision – einer weißen Bauhaussiedlung mit 13 Ein- und drei Mehrfamilienhäusern - ist auf dem 19 500 Quadratmeter großen Areal nicht viel übrig geblieben.

Zum Umdenken bewogen wurde Sven Oels im Zuge des Bebauungsplanverfahrens, bei dem neben Anwohnern Behörden zu dem Projekt Stellung nehmen. „Der Denkmalschutz hat uns überrascht“, räumte er zähneknirschend ein. Das Landesamt für Bau- und Kunstdenkmalpflege habe nachgewiesen, dass das gesamte Baugebiet unter Denkmalschutz steht – nicht nur, wie von Sven Oels angenommen, die historische Sennhütte. Das einstige Hotel war 1886 als erstes Gebäude auf dem Ratskopf entstanden.

Um sein Projekt zu retten und sich mit dem Landesamt zu einigen, habe er mehrere Analysen und Gutachten zum Gebiet in Auftrag gegeben. „Wir wollten herausfinden: Was ist der Eisenberg? Dafür haben wir eng mit einem Landschaftsarchitekten zusammen gearbeitet, der Park, Obstwiese und Sitzplätze in seine Entwürfe einbezogen hat“, so der Geschäftsmann. Die umliegenden Gebäude in der Nachbarschaft seien unter die Lupe genommen worden, und auch die verbliebenen historischen Bauwerke auf dem Areal, darunter eine Liegehalle.

So habe ein Gutachter herausgefunden, dass sich insbesondere der Park in einem „extrem schlechten Zustand“ befindet. Oels: „Letztlich müssen wir den Anteil der Wohngebäude um 50 Prozent abspecken und dafür Grünanlagen wiederherstellen.“ Die Baufläche sei auf 2500 Quadrameter geschrumpft und stehe 12 000 Quadratmetern Grün- und Waldflächen gegenüber. 4000 Quadratmeter Brache müssten wieder in Parkfläche umgewandelt werden.

Wiederholt wies Sven Oels darauf hin, dass die veränderte Planung mit einem erheblichen, auch finanziellen, Aufwand für ihn und seine Geschäftspartner, darunter der Immobilienmakler Sven Morenz, verbunden ist. „Die nächsten 40 Jahre muss mit jährlichen Kosten von 30 000 Euro für die Pflege des Parks kalkuliert werden“, sagte Oels. Er müsse Hotel- und Gastronomiebetrieb ausweiten, um mehr Geld zu erwirtschaften. Nach langen Diskussionen in der Familie habe er sich entschieden, einen erneuten Anlauf zu nehmen und das Projekt nicht aufzugeben.

Aus Sicht des Bauamtes habe der Entwurf durch die vom Denkmalschutz geforderte Überarbeitung gewonnen. „Es ist aber Ihrem Unterton anzuhören, dass es eine schmerzliche Erfahrung ist, die Sie gemacht haben“, sagte Baudezernent Burkhard Rudo. Manche würden das Handtuch in so einer Situation werfen. Rudo: „Sie sind Ihrem Thema treu geblieben. Hoffentlich bleibt es eine Win-Win-Situation, für die Stadt und für Sie als Investor.“ Stadtrat Matthias Winkelmann (CDU) fand das „Prozedere, das der Investor durchlaufen musste, mehr als unglücklich“.

Dem Stadtrat werde der geänderte Entwurf erneut zur Entscheidung vorgelegt, kündigte Sven Oels an. Die Sennhütte steht seit 2012 leer.