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Schierke-Arena Gutachter rechnen Defizit vor

Berliner Unternehmensberater haben ein Konzept für die Feuerstein-Arena in Schierke vorgestellt.

05.07.2017, 23:01

Wernigerode l Zehn Mitarbeiter aus der Wernigeröder Stadtverwaltung und der Wernigerode Tourismus GmbH (WTG) arbeiten derzeit auf die Eröffnung der Feuerstein-Arena am 15. Dezember in Schierke hin. Im Ausschuss zur Ortsentwicklung des Brockenortes sind die Einnahmen den voraussichtlichen Kosten bis zum Jahr 2025 gegenübergestellt worden.

„Wir befinden uns auf der Zielgeraden. Die Stadtverwaltung bereitet die Betriebsführung in Eigenregie vor, dazu wurde mit der Tourismus GmbH ein Vertrag geschlossen“, sagte Immo Klaus Drobnik, Seniorberater bei der Berliner Strategieberatung Nymoen. „Unser Ziel ist die Deckelung des jährlichen Zuschussbedarfs auf 200.000 Euro pro Jahr. Daran orientiert sich, was geht und was nicht.“

Die Obergrenze von 200.000 Euro, die der Stadtrat 2014 an sein Votum für den Bau der Arena geknüpft hatte, erlaube keine täglichen Highlights, hatte Andreas Meling, Projektkoordinator für das Winterberg-Erlebnisgebiet, bereits im Kulturausschuss deutlich gemacht. Die Lokalpolitiker staunten nicht schlecht, als Drobnik dem Schierke-Ausschuss vorrechnete, dass das jährliche Defizit bei rund 190.000 Euro liegt. Noch 2014 war sein Büro in einem ersten Gutachten davon ausgegangen, dass die Arena 270.000 Euro Minus jährlich einfahren würde.

Es sei auffällig, dass die Unternehmensberater nun die vom Stadtrat festgelegte Obergrenze knapp unterbieten, sagte Christian Härtel (Linke). Sein Parteikollege Thomas Schatz hatte im Finanzausschuss in der vergangenen Woche von „Gefälligkeitsgutachten für die Verwaltung“ gesprochen.

„Wir haben uns bemüht, Ihren Ansprüchen gerecht zu werden“, entgegnete Drobnik. „Die dicksten negativen Beträge sind die kulturellen Veranstaltungen.“

Im Beratungsraum des Neuen Rathauses ging daraufhin das Stichwort „Parkhaus“ um. Auch dessen Nutzerzahlen und voraussichtlichen Einnahmen hatten die Berliner Berater errechnet. 2015 parkten 28.918 Fahrzeuge im Parkhaus, ausgegangen war Nymoen von 62.000 Autos. 2016 parkten mit 22.463 Wagen noch weniger Fahrzeuge in dem 13 Millionen Euro teuren Bauwerk. „Die Untersuchung für das Parkhaus funktioniert nicht, weil wir von einem völlig anderen Mengengerüst ausgegangen sind“, verteidigte Klaus Immo Drobnik die Berechnung. Nymoen hatte damit gerechnet, dass es keine Stellflächen außerhalb des Parkhauses geben würde.

Mit 270.000 Euro schlagen im Gutachten für die Arena allein die Löhne für die 6,5 Vollzeitstellen zu Buche. „Es wurden bereits drei technische Mitarbeiter mit Vollzeitverträgen ausgestattet, die das personelle Fundament der Bewirtschaftung bilden“, so Drobnik. Nicht zu vernachlässigen seien die Fixkosten für Strom, Wartung, Wasser und Versicherung.

Die Einnahmen würden hauptsächlich in der Wintersaison von November bis April erwirtschaftet. Geöffnet sei die Arena von 10 bis 18 Uhr. Vor allem aus dem Eislauf (104.000 Euro) und dem Schlittschuhverleih (58.000 Euro) würden Einnahmen generiert.

Im Einzugsgebiet leben laut Nymoen 313.000 Menschen. Fünf Prozent von ihnen – das entspricht 98.091 Menschen – seien potentielle Gäste, erläuterte Drobnik. „Das macht 25 Leute pro Stunde, die im Winter den Weg auf die Eisfläche finden. Das schaffen Sie in jeder 08/15-Eishalle in der Region“, so Drobnik. „Es handelt sich um eine konservative Schätzung.“ Die Arena sei ein besonderes Bauwerk, da seien die Zahlen „nicht übertrieben“. Der Gastronomiebetrieb werde an einen Pächter vergeben. Mit 2000 Euro Pachteinnahmen rechnet Nymoen monatlich.

„Vor und nach der Wintersaison planen wir zwei bis drei Wochen Vor- und Nachbereitungsarbeiten ein“, so Drobnik. In dieser Umbauphase sei das Stadion geschlossen. Der Sommerbetrieb beginne Ende April mit Walpurgis. Neben Außenaktivitäten wie einem Mountainbike-Cup und Segway-Touren, die an der Arena starten könnten, sollen im Sommer Chorfreizeiten und Konzerte für ein Plus in der Kasse sorgen. „Bieten Sie eine Veranstaltung mehr an, ist das Ende der Fahnenstange erreicht“, mahnte Drobnik. Mehr ginge nur mit mehr Personal – und somit höheren Kosten – einher.

Hintergrund: 2014 stimmten 21 Mitglieder des Stadtrates für den Bau der Arena, 16 dagegen. Die Stadt lässt das Stadion für 8,445 Millionen Euro auf dem Gelände des früheren Natureisstadions bauen. Zwei Drittel fördert das Land. Während der Arbeiten hatte sich herausgestellt, dass die beim Baustart im Mai 2016 veranschlagten 7,1 Millionen Euro bei Weitem nicht ausreichen. Mitte Dezember soll die Multifunktionsarena mit der Winter- und Eissaison eröffnet werden. Der Landesrechnungshof hatte den Bau jüngst gerügt.