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Schlossfestspiele Schülerin ist heimlicher Star

Mit Charme und Witz bezaubert die 17 Jahre alte Alena Figueroa bei den diesjährigen Wernigeröder Schlossfestspielen.

Von Julia Bruns 24.08.2016, 01:01

Wernigerode l Für Alena Figueroa steht schon lange fest, was sie einmal werden möchte. „Opernsängerin“, sagt die 17-jährige Schülerin des Landesgymnasiums für Musik. Als kesse Brautjungfer in der Festspiel-Oper „Der Freischütz“ hat sie gezeigt, dass sie die nötige Stimmkraft mitbringt und als Schauspielerin überzeugen kann. Mit ihrer mitreißenden Art wirbelt die Zwölftklässlerin über die Bühne, serviert den Darstellern augenzwinkernd Tee und singt schließlich sogar ein Solo – mit einem Selbstbewusstsein, das dem einer ganz Großen in nichts nachsteht.

„Als ich ganz klein war, wollte ich Popstar werden“, verrät sie im Volksstimme-Gespräch. „Aber meine Mutter hat so viel Oper gehört, dass der Funke irgendwann auf mich übergesprungen ist.“ Man sieht es der Schülerin an, dass sie südländische Wurzeln hat. „Meine Mutter und mein Vater, der eine deutsche Mutter hat, sind aus Chile nach Europa ausgewandert“, berichtet sie.Sie selbst ist in Tschechien und der Slowakei aufgewachsen, spricht fließend spanisch, deutsch, slowakisch, tschechisch und englisch.

„Ich bin erst seit 2010 am Musikgymnasium“, sagt sie. Ganz alleine und mit nur wenigen Sprachkenntnissen ist sie damals nach Deutschland gegangen, weil sie unbedingt die Spezialschule mit dazugehörigem Internat besuchen wollte. Ihre Familie bleibt in Slowakien, sie sieht sie nur in den Ferien. Die Wochenenden, wenn das Internat des Landesgymnasiums geschlossen ist, verbringt die damals Elfjährige bei einer Gastfamilie.

Und wie kam sie ausgerechnet auf Wernigerode? „Ich habe damals in der Slowakei häufig ‚Schloss Einstein‘ im Kinderkanal geschaut“, erinnert sie sich. „Es war schon immer ein Traum, in einem Internat zu leben.“ Sie erfährt über eine bekannte Familie in der Slowakei vom Musikgymnasium. Sie bewirbt sich und wird angemommne. Dort kann sie ihre Leidenschaft für das Singen mit dem geliebten Internatsleben verbinden. Für dieses Leben nimmt sie die große Entfernung zu ihren Eltern in Kauf, zieht in das ihr bis dato völlig unbekannte Wernigerode und lernt mit Fleiß und Hingabe die deutsche Sprache.

Seit 2014 lebt auch ihre Mutter Lilian in Wernigerode. Die beiden sind unzertrennlich– und die Stadt ist für das Mutter-Tochter-Gespann zu einem echten Zuhause geworden. „Ich kenne mittlerweile fast jeden in Wernigerode“, sagt sie und lacht. „Es ist so schön verschachtelt und verspielt. Das liebe ich an Wernigerode.“

Im vergangenen Jahr hatte sie noch als Tickethostess bei den Schlossfestspielen gearbeitet. Dabei sei sie mit den Opernsängern ins Gespräch gekommen. „Sebastiano de Medico, einer der Hauptdarsteller, hat mich zu seinem Workshop eingeladen. Dort war auch der Chor dabei“, erinnert sie sich. Es ist das erste Mal, dass Alena die Mitglieder der Singakademie kennenlernt. „Es macht Spaß, ist aber manchmal nicht einfach. Ich bin schließlich die Jüngste im Chor“, sagt sie. „Alle geben sich richtig viel Mühe. Und ich habe schon viele Geschichten gehört von den Aufführungen der vergangenen Jahre.“ Die Wernigeröder Singakademie begleitet die Schlossfestspiele als Opernchor schon seit etlichen Jahren in den Inszenierungen. Schon früher haben Schüler des Landesgymnasiums und Studenten der umliegenden Musikhochschulen, etwa in Hannover, das Ensemble verstärkt.

In in ihren Rollen blüht die smarte Gymnasistin richtig auf. „Ich spiele die Brautjungfer, die tote Mutter und das Schenk-Mädchen“, zählt sie auf. „Die Aufführungen sind toll. Man darf aber nicht vergessen, wie viel Arbeit dahinter steckt, damit alles klappt.“ Jeden Monat standen Chorproben an, später folgten szenische Proben mit den Solisten. Schließlich dann in voller Montur im Kostüm im Schlossinnenhof. „Das Kleid ist mein eigenes, die Schürze habe ich von der Kostümbildnerin bekommen.“ Als witziges Detail trägt Alena weiße Kniestrümpfe. „Ich bin ein lustiger, lebensfroher Mensch, nehme nicht alles so ernst“, sagt sie. „Dazu passt mein Bühnen-Ich richtig gut.“