1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Wernigerode
  6. >
  7. Helfer für Frauen in Not

Schutzwohnung Helfer für Frauen in Not

In Notfallsituationen finden Frauen in Wernigerode in einer Schutzwohnung ein Domizil.

Von Ivonne Sielaff 30.08.2016, 01:01

Wernigerode l Frauen, die bei ihr Hilfe suchen, befinden sich in einer Notsituation. „Der Auslöser ist ein Gewaltmoment“, so Nadine Albrecht. Ein heftiger Streit, Prügel vom Partner. Zuflucht finden Betroffene in der Frauenschutzwohnung in Wernigerode. „Unser Einzugsgebiet ist der Landkreis Harz“, informierte Nadine Albrecht, die in der Stadtverwaltung für den Bereich Soziale Dienste und damit auch für die Frauenschutzwohnung zuständig ist.

Im vergangenen Jahr hätten 20 Frauen und 16 Kinder in dem Wohnkomplex Schutz gesucht. „Im Schnitt bleiben die Frauen 74 Tage bei uns“, so Nadine Albrecht. Den Aufbau und das Zusammenleben in der Wohnung könne man sich wie in einer klassischen Wohngemeinschaft vorstellen, sagte die Verwaltungsmitarbeiterin auf Volksstimme-Nachfrage. „Wir haben vier individuell eingerichtete Zimmer für Frauen und Kinder, die als Rückzugsraum und Schlafmöglichkeit dienen.“ Alle anderen Räume wie Küche, Esszimmer, Wohnzimmer und Sanitäreinrichtungen werden von den Frauen in der Gemeinschaft genutzt.

Kommt eine Frau ins Haus, steht zuerst die akute Notfallhilfe im Vordergrund. Gleichzeitig werden die Bewohnerinnen psychosozial begleitet. Denn die Frauen haben mit vielen weiteren Problemen zu kämpfen. So haben beispielsweise 80 Prozent der Betroffenen Schufa-Einträge. „Wichtig ist es, das Umfeld der jeweiligen Frau zu sehen“, sagte Nadine Albrecht. „Wir schauen, wer noch beteiligt ist: Mutter, Oma, Schwiegereltern.“ Auch der Partner selbst dürfe nicht ausgeblendet werden. „Wir aktivieren unsere Netzwerkpartner und versuchen zu helfen.“

„Sie leisten hier hervorragende Arbeit“, zeigte sich Anne-Marie Keding (CDU) beeindruckt. Die neue Landesjustizministerin war auf Einladung der Harzer CDU-Landestagsabgeordneten Angela Gorr in Wernigerode zu Gast – um sich ein Bild von der Arbeit in der Frauenschutzwohnung zu machen - und um mit den Experten vor Ort ins Gespräch zu kommen. „Wenn es um Entscheidungen für den Landeshaushalt geht, ist es notwendig, die aktuelle Wirklichkeit und Veränderungen in der Frauenarbeit wahrzunehmen“, begründete Angela Gorr ihr Engagement.

Es sei wichtig, die Kompetenzen von jungen Eltern so früh wie möglich zu stärken - noch bevor sich Probleme entwickeln“, meldete sich Wernigerodes Sozialamtschefin Petra Fitz zu Wort. „Es kostet unsere Fachkräfte im Nachhinein viel mehr Arbeit, als wenn man die Familien präventiv und von Beginn an unterstützt hätte.“ Zudem dürfe man nicht außer acht lassen, dass die betroffenen Frauen nicht isoliert sind, sondern in einem System leben, ergänzte Jana Diesener, Gleichstellungsbeauftragte der Stadt. „Eine umfassende Beratung ist wichtig, damit die Frauen lernen, aus ihren alten Mustern auszubrechen. Das müssen wir den Entscheidungsträgern in Magdeburg mitgeben.“

Zum Abschluss des Treffens überreichte Angela Gorr ein kleines Präsent an Nadine Albrecht. „Das ist der Kriminal-Kater“, erklärte die CDU-Politikerin. Ein Preis mit gleichem Namen sei bei einer Fachtagung an die Landesarbeitsgemeinschaft der Frauenhäuser verliehen worden. Sie als Teilnehmerin habe einen Kuschelkater bekommen, den sie als kleine Anerkennung übergeben wolle.