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Spender gesucht Bewegender Aufruf für Papa René

Die Diagnose Leukämie hat das Leben von Sophie und René aus den Fugen gerissen. Die Spendersuche läuft, auch in Wernigerode.

Von Julia Bruns 12.06.2016, 11:00

Wernigerode l Vor einem Jahr hat Hebamme Anne Wiecker das Kind einer ihrer engsten Freundinnen zur Welt gebracht. Der kleine Ferdinand ist seitdem der ganze Stolz seiner Eltern Sophie und René. Seit Pfingsten ist für die junge Familie aus Irxleben bei Magdeburg nichts mehr, wie es einmal war: Der 41-jährige Familienvater erhielt am 18. Mai die Leukämie-Diagnose. „Meine Welt ist in diesem Moment zusammen gebrochen“, sagt Sophie. „Er hatte sich vorher schlapp gefühlt und Fieber gehabt. Aber er dachte, es liegt an den Mandeln und war beim Hals-Nasen-Ohrenarzt.“

Der Arzt lässt ein Blutbild machen, schickt die Familie noch am selben Tag zum Onkologen. Abends dann die Diagnose: Blutkrebs. René kommt sofort auf die Intensivsttion der Uniklinik in Magdeburg. „Seitdem hat er Ferdinand nicht mehr sehen dürfen“, sagt Sophie. Ihr Sohn weine seitdem oft und schlafe schlecht. Im Gespräch mit der Volksstimme ist die Marketingexpertin voller Willenskraft und Zuversicht. Woher sie die nimmt? „Ich habe keine Wahl. Ich muss weitermachen. Für mich gibt es nur eine Option: Dass er es schafft.“

Das hängt vor allem davon ab, dass ein passender Stammzellspender gefunden wird. Sophie weiß: „Besonders hoch sind Chancen, einen genetischen Zwilling in der Region zu finden.“ Als ihre Freundin Anne Wiecker von der Krankheit erfährt, entschließt sie sich spontan, eine Typisierungsaktion in das Sommerfest der Hebammenpraxis „Unter dem Herzen“ am 18. Juni in der Ilsenburger Straße 48 einzubetten. „Es ist nur ein Abstrich mit einem Wattestäbchen im Mund für die Typisierung notwendig“, sagt sie.

Die Wernigeröderin spricht aus Erfahrung. Ihr Mann Ronny hat erst im Frühjahr für eine 52-jährige US-Amerikanerin seine Stammzellen gespendet. „Als fest stand, dass er als Spender in Frage kommt, wurde noch ein Bluttest gemacht, dann sind wir für zwei Tage nach Dresden gefahren.“ Die Kosten für Anreise und Hotel übernahm die Deutsche Knochenmarkspenderdatei (DKMS). „Sie gestalten es für die Spender und ihre Familien so angenehm wie möglich“, sagt sie.

Die Spende an sich ähnele einer Dialyse. „Das Blut wird in einem speziellen Verfahren gefiltert. Das dauert etwa zwei bis drei Stunden. In 80 Prozent aller Fälle können so die wichtigen Stammzellen gewonnen werden.“ Nur wenn es nicht auf diesem Weg gelingt, werden die Zellen in einem operativen Eingriff aus dem Beckenknochen entnommen. „Das ist heutzutage Routine“, so Anne Wiecker. Innerhalb von zwei Wochen regeneriert sich das Knochenmark wieder.

Ihr Mann sei mit 41 Jahren jung, sportlich und fit – „Er hat die besten Voraussetzungen“, sagt Sophie. „Es ist noch alles so surreal. Aber die Aktion tut uns unwahrscheinlich gut, weil ich etwas unternehmen kann.“ Zu gerne würde sie ihrem Mann die Krankheit abnehmen.

Um ihn auf positive Gedanken zu bringen, ging die junge Mutter einen wichtigen Schritt. „Ich habe ihm im Krankenhaus einen Heiratsantrag gemacht, nachdem wir die Diagnose bekommen hatten.“ Vor zwei Wochen ließen sie sich im Aufenthaltsraum der Intensivstation trauen. Trauzeugin war die behandelnde Ärztin. „Ich kannte noch nicht einmal ihren Vornamen“, sagt Sophie. Auch ohne Blumen und Braukleid war es ein besonderer Tag. „Es war ein wunderschöner und ganz wichtiger Moment“, sagt sie. „Vor allem für ihn war es unheimlich wichtig.“

Die Typisierung beim Sommerfest der Hebammenpraxis ist am 18. Juni von 12 bis 18 Uhr möglich. Bei dem Fest werden nicht nur Typisierungen vorgenommen. Anne Wiecker sammelt auch Spenden für das Kinderheim am Kreuzberg und die DKMS. Denn jede Registrierung für die Datei kostet 40 Euro. „Kosten, die nicht aus dem Gesundheitssystem sondern nur mit Spenden finanziert werden“, sagt sie.

Spenden direkt für diese Aktion sind möglich an: DKMS, Berliner Bank, IBAN: DE82 1007 0848 0151 2318 15, BIC: DEUTDEDB110, Stichwort: RJI002