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Stadtrat Grünes Licht für Stratie-Häuser

Der Wernigeröder Stadtrat hat grünes Licht für zwei neue Wohnblöcke Am langen Schlage gegeben. Eine Entscheidung, die sich zog.

Von Ivonne Sielaff 27.06.2016, 01:01

Wernigerode l Die Entscheidung ist gefallen: Stratie darf Am langen Schlage zwei Wohnhäuser errichten. Der Wernigeröder Stadtrat hat in seiner Sitzung am Donnerstagabend mehrheitlich für das Vorhaben der Blankenburger Baufirma gestimmt.

Keine leichte Entscheidung, denn die Stadträte mussten die Interessen von Stratie und dem benachbarten Betrieb Pharma Wernigerode abwägen. Die Unternehmensleitung des Arzneimittelherstellers befürchtet, dass sich die zukünftigen Bewohner der Wohnhäuser über Lärm und Gerüche, die bei der Produktion entstehen, beschweren könnten.

Die Folge waren drei Planentwürfe, die in den vergangenen zwei Jahren in den Fachausschüssen diskutiert wurden, mehrere Gutachten und die daraus resultierenden Änderungen wie eine sieben mal 35 Meter große Lärmschutzmauer, das Verrücken der geplanten Wohnblöcke in südöstliche Richtung, Anpassungen der Raumaufteilung und die Integration von Büroeinheiten.

Letztlich sei es „schwieriger, komplizierter und aufwändiger“ gewesen, als zunächst erwartet, blickte Wernigerodes Baudezernent Burkhard Rudo vor der Entscheidung im Stadtrat zurück. „Sowohl die Besiedlung einer Brache als auch die Entwicklung eines Unternehmens sind von öffentlichem Interesse.“ Man habe versucht, die Konflikte herauszuarbeiten, Lösungsvorschläge zu unterbreiten und einen Kompromiss zu finden, so Rudo.

Enttäuscht vom Votum des Wernigeröder Stadtrats zeigte sich Pharma-Betriebsleiter Peter Zimmereimer. „Das ist eine sehr unglückliche Entscheidung. Wir fühlen uns von der Stadt nicht richtig vertreten“, so Zimmereimer auf Volksstimme-Nachfrage. Gerade vor dem Hintergrund der erst kürzlich hochgekochten Probleme am Kupferhammer hätte er auf ein anderes Ergebnis gehofft. Die Anwohner in der Wohnsiedlung Kupferhammer kämpfen gegen die Lärmbelästigung des neuen Eloxalwerkes, das quasi vor ihrer Haustür steht. „Ich hätte erwartet, dass die Diskussion durch diesen Fall in eine andere Richtung gelenkt wird.“ Auch von den Stadträten sei er enttäuscht. Sieben Politiker hätten mit Nein und damit für die Belange von Pharma gestimmt. „Ich hätte mir gewünscht, dass sie vor der Entscheidung noch einmal aufgestanden und sich zu Wort gemeldet hätten“, so der Betriebsleiter.

Das sei jedoch nicht passiert. Ob sein Unternehmen gegen den Beschluss vorgehen werden, ließ Peter Zimmereimer offen. Er wolle zunächst das Gespräch mit Geschäftsführung suchen.

Als „sachgerichtete Entscheidung“ bezeichnete Stratie-Chef Andreas Ebert das Abstimmungsergebnis. „Wir leben in einem Rechtsstaat. Wir haben Baurecht, und das kann man nicht brechen.“ Und es gehe nicht um persönliche Befindlichkeiten. Deshalb wäre bei einer Absage für ihn der nächste Weg das Verwaltungsgericht gewesen. Mit dem nun gefundenen Kompromiss könne er leben. „Dadurch entstehen uns zwar zusätzliche Kosten, die wir kompensieren müssen. Aber wir bewegen uns im rechtlichen Rahmen. So ist es okay.“ Nach wie vor sei er von den Vorteile des Standorts für Wohnhäuser überzeugt, sagte Ebert und nannte die Nähe zum Bürgerpark und die Anbindung an das Busnetz als Beispiele.

Die Bauarbeiten für die zwei mehrstöckigen Wohnhäuser werden laut Ebert voraussichtlich im kommenden März beginnen. Zunächst stehe „formelles“ Nacharbeiten an. Unter anderem müsse der Bauantrag neu im zuständigen Amt eingereicht werden.