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Waldhofbad Wernigerode Keine Gnade für Nachtschwimmer

Nächtliche Eindringlinge im Wernigeröder Waldhofbad werden immer mehr zum Problem. Hausfriedensbruch ist nicht nur strafbar, sondern auch gefährlich, sagt Bäderchef Ralf Schult.

Von Ivonne Sielaff 23.07.2015, 01:01

Wernigerode l Kaputte Scheiben, zerschlagene Tische. Sitzbänke und Gehwegplatten, die auf dem Grund des Wasserbeckens liegen. Die letzten Wochenenden haben Wernigerodes Bäderchef Ralf Schult Nerven gekostet – und seinen Schlaf.

„Immer wenn in Wernigerode gefeiert wird, ob Schützenfeste oder Studentenpartys, dann ist nachts im Waldhofbad die Hölle los“, sagt Schult. Junge Leute würden in den Nachtstunden verbotenerweise über den Zaun der Badestätte klettern, um zu schwimmen, sich zu Schäferstündchen zu treffen und um laute Musik zu hören. Manchmal bis zu 50 Leute. Am vergangenen Wochenende eskalierte die Situation sogar. Zwei Gruppen waren aneinander geraten und prügelten sich vor dem Freibad. „Gegen halb 3 hat mich die Polizei aus dem Bett geklingelt. Das ist einfach kein Zustand mehr“, klagt Bäderchef Schult.

Wer sich außerhalb der Öffnungszeiten unerlaubt Eintritt verschafft, begehe Hausfriedensbruch, informiert Detlef Dettmer, Regionalbereichsbeamter bei der Wernigeröder Polizei. „Und jeder, der von uns erwischt wird, wird angezeigt“, versichert Ralf Schult.

Hausfriedensbruch ist kein Kavaliersdelikt, sondern laut Strafgesetzbuch, Paragraph 123, eine Straftat, die je nach Schwere des Vergehens mit Sozialstunden, Geldstrafen und in Einzelfällen sogar mit einer Freiheitsstrafe geahndet werden kann. Dazu komme oftmals Sachbeschädigung und Körperverletzung.

„Der Bademeister hat das Recht, unerwünschte Personen des Platzes zu verweisen“, sagt Detlef Dettmer. Die Polizei werde erst im Notfall gerufen. Meist seien es Anwohner, die die Beamten verständigen, weil sie sich vom Lärm der nächtlichen Eindringlinge gestört fühlen. „Der Bademeister ist ebenso berechtigt, die Übeltäter unter Einsatz einfacher körperlicher Gewalt vom Gelände bringen.“ Auch dürfe er sie so lange festhalten, bis die Polizei vor Ort ist.

Ein nächtlicher Einbruch ins Waldhofbad ist aber nicht nur strafbar, sondern auch gefährlich. „Das Bad wird nachts nicht beleuchtet“, sagt Ralf Schult. „Hier ist es stockfinster. Man sieht nichts.“ Vor allem das Springen vom Beckenrand sei deshalb mit Gefahren verbunden. „Problematisch ist, dass die meisten Eindringlinge stark alkoholisiert sind und ohnehin nicht wissen, was sie tun.“

Zudem werden die Nachtstunden genutzt, um das Wasser in den Becken zu reinigen. „Wenn hier im Sommer viel Betrieb herrscht, ist das Wasser am Abend oft trübe“, so der Bäderchef. Deshalb werden in der Nacht Stoßchlorungen vorgenommen. „Der Chlorgehalt im Wasser ist während dieser Zeit sehr hoch – sehr schädlich für Haut, Schleimhäute und Augen.“

Um die unerwünschten Nachtbader abzuschrecken, wurde inzwischen eine Einbruchsmeldeanlage installiert. „Das Gelände wird akustisch und visuell überwacht“, sagt Ralf Schult. Die Polizei werde das Bad sporadisch kontrollieren. „Außerdem denken wir darüber nach, zukünftig an heißen Tagen einen Sicherheitsdienst zu engagieren.“

Auch warnt Schult davor, sich nun Alternativen für die nächtliche Erfrischung wie etwa die Holtemme oder öffentliche Gewässer zu suchen. „Das ist genauso gefährlich.“