1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Wernigerode
  6. >
  7. OB Gaffert nimmt Sauerei ernst

Wildschweinpalge OB Gaffert nimmt Sauerei ernst

Wernigerodes Oberbürgermeister bezieht Stellung zur Wildschweinplage und appelliert an Grundstückseigentümer.

Von Ivonne Sielaff 19.01.2018, 00:01

Wernigerode l „Auch wenn es vielleicht nicht den Anschein erweckt, wir nehmen das Wildschwein-Problem sehr ernst.“ Auf diese Aussage von Oberbürgermeister Peter Gaffert (parteilos) haben die geplagten Grundstückseigentümer und Gärtner sicherlich gewartet. Im Pressegespräch am Donnerstag redete Peter Gaffert Klartext. Endlich!

Die Wildschwein-Thematik war in den vergangenen Tagen wieder hochgekocht. Mit einer ironisch gemeinten Bemerkung in seiner Neujahrsrede hatte Gaffert die Gemüter erhitzt: „Bei der Berichterstattung über Wildschweine in der Stadt konnte man ja fast glauben, Wernigerode sei die Serengeti Europas.“ Ein Witz, den viele Betroffene als blanken Hohn empfanden.

Er habe volles Verständnis für die Sorgen der Wernigeröder, versicherte der Oberbürgermeister nun und fügte hinzu: „Ich bin selbst betroffen. Mein Garten wurde schon zweimal umgepflügt.“

Als Jäger wisse er jedoch um die Schwierigkeiten, die mit einer Wildschwein-Jagd im Stadtgebiet einhergehen. „Das ist kompliziert“, betonte Gaffert und begründete: „Selbst wenn die Genehmigung vorliegt, muss erst einmal ein Jäger gefunden werden, der das Abschießen übernimmt.“ Es könne schließlich passieren, dass eine Kugel nicht das Tier, sondern einen Stein trifft, abprallt und jemanden verletzt. „Für einen Querschläger will niemand die Verantwortung übernehmen.“

Dennoch sei die Verwaltung weiter mit der Kreisbehörde in Kontakt, um die Möglichkeiten für eine Jagd im Stadtgebiet auszuloten. So ist die Jagd in befriedeten Gebieten zwar möglich, kann aber nur auf Antrag und im Einzelfall genehmigt werden. „Wir haben deshalb noch einmal offiziell an die Untere Jagdbehörde geschrieben.“

Zudem sei die Jagd im Stadtwald und in den angrenzenden Wäldern, die vom Landesforst und privat bewirtschaftet werden, in den letzten Monaten intensiviert worden. „Wir machen Druck auf die Jäger, damit sie mehr schießen.“ Das sei – wie die vorliegenden Abschusszahlen zeigen – auch gelungen. In 2017 wurden 317 Wildschweine erlegt. Zum Vergleich: 2015 waren es 164 Tiere, im darauffolgenden Jahr 215. „Es ist also nicht so, dass die Jäger auf dem Hochsitz schlafen.“

Im Stadtforst selbst sind 20 Jäger aktiv, die übrigens von den 317 in 2017 erlegten Wildschweine etwa 80 geschossen haben. Im April steht die Vergabe der neuen Jagdscheine für den Stadtforst an. Dafür schlägt Peter Gaffert eine Qualitätsprüfung vor. Diese müsste sich vor allem auf die Erfüllung der Abschussquote beziehen. Denn Fakt sei: „So schnell werden wir die Plagegeister nicht los.“

Deshalb appellierte der Stadtchef an die betroffenen Grundstückseigentümer und Gärtner: „Machen Sie Ihre Zäune dicht. Und unterlassen Sie es, Abfälle über den Gartenzaun zu werden. Das lockt die Tiere an.“

Die Wildschweinplage hält Wernigerode seit dem Frühjahr 2017 in Atem. Erst waren die Borstentiere nur in Hasserode auf Futtersuche, quartierten sich sogar in der Gartenanlage im Nesseltal ein. Inzwischen wühlen sie in vielen Teilen der Stadt nach Nahrung. Das Übel begann 2016 mit einer sogenannten Vollmast. In jenem Jahr hatten die Wildschweine überaus reichlich zu fressen: Bucheckern und Eicheln in den Wäldern und Mais auf den Feldern. Für die Tiere waren das beste Voraussetzungen, um ihren Nachwuchs durch den Winter zu bringen.