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Museum Altes Handwerk braucht Geduld

Der erste Familientag des Museums hat zahlreiche Eltern und Kinder angelockt. Die Besucher probierten alte Handwerkstechniken aus.

Von Gudrun Billowie 16.02.2016, 00:01

Wolmirstedt l Das Wetter am Sonntag war grieselgrau, der Himmel wolkenverhangen, die Schlossdomäne vom Nieselregen besprüht. Zufällige Spaziergänger waren bei so einem Wetter nicht zu erwarten. Dennoch waren über 70 Besucher zum ersten Familientag des Museums gekommen, vor allem Familien mit jüngeren Kindern. Und die blieben alle sehr lange dabei, schließlich erfordern alte Handwerkstechniken Geduld und Konzentration.

Isabell Bischoff versuchte sich in der Kalligraphie, der Kunst des schönen Schreibens. Die Achtjährige konzentrierte sich dabei sehr, schließlich ist eine echte Feder ein ungewöhnliches Schreibgerät. Kathleen Schladitz zeigte dem Mädchen Tricks, um die Tinte gleichmäßig über das Papier fließen zu lassen, die Buchstaben möglichst sorgfältig zu gestalten. Kathleen Schladitz erlernt diese Kunst selbst erst seit ein paar Monaten und hat festgestellt: „Kalligraphie ist eine Art Meditation.“

Ebenso viel Geduld zeigt Bent Krause. Der kleine Junge ritzt Muster in ungebrannten Ton, solche Muster, mit denen schon vor tausenden von Jahren Gefäße verziert wurden. Bent lässt sich dabei nicht aus der Ruhe bringen und schaut sich die Technik bereitwillig von Julia Berretz ab. Die Historikerin wird ab dem 1. März das Team des Museums verstärken.

Geduld und dazu pure Muskelkraft waren beim Schmieden erforderlich. Viele Kinder wagten sich nicht, selbst den Hammer zu schwingen, aber sie schauten fasziniert zu, wenn Günter Töpfer oder einer der Besucher das heiße Eisen bearbeitete. Martin Kramesberger bewies jedenfalls Gespür für den richtigen Schlag.

Während draußen und in den oberen Räumen gebastelt und gehandwerkelt wurde, lockte im Erdgeschoss ein verführerischer Duft in die Küche hinein. Dort haben Maja Lehmann und Gerda Bonewitz frische Waffeln gebacken und boten außerdem mehrere selbstgebackene Kuchen an.

Um so einen Familientag auf die Beine zu stellen, bedarf es vieler Helfer. Dabei kann sich das Museumsteam um Leiterin Anette Pilz immer auf ein großes Netz aus Familienmitgliedern, Freunden und museumsbegeisterten Menschen verlassen. Aufgrund der guten Resonanz wird es auf jeden Fall eine Neuauflage so eines Mitmachtages geben, weil dadurch Geschichte erlebbar wird. Zu welchem Anlass die Fortsetzung folgt, das ist noch offen.

Der Anlass des ersten Familientages war die Neukonzipierung der Stadtgeschichtsausstellung. Die Texttafeln wurden auf den neuesten Stand gebracht und durch neue Erkenntnisse beispielsweise zur Geschichte der Hildagsburg ergänzt. Danach fragten die Besucher jedoch nur wenig. Stattdessen betrachteten die Kinder fasziniert die Naturkundeausstellung und die Erwachsenen schauten schon einmal vorab in die Ausstellung des Glindenberger Künstlers Heinz Karl. Die wird offiziell erst am Mittwoch, 17. Februar, um 19 Uhr eröffnet.