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Gesundheit Telemedizin in Ebendorf geplant

Mit Telemedizin möchte das Gesundheitsnetzwerk Barleben/Niedere Börde der fehlenden ärztlichen Versorgung eine Alternative entgegensetzen.

Von Vivian Hömke 08.04.2016, 01:01

Ebendorf l Trotz räumlicher Trennung mit einem Arzt sprechen, ihm dabei sogar zumindest visuell gegenüber zu sitzen – dies ermöglicht die Telemedizin. Ein entsprechendes Pilotprojekt wollen die Mitglieder des Gesundheitsnetzwerkes Barleben/ Niedere Börde in Ebendorf umsetzen. Dort ist keine ärztliche Versorgung gegeben.

„Es herrscht ein massiver Hausärztemangel im ländlichen Raum“, betont Ulrich Korn, Vorsitzender des Gesundheitsnetzwerkes, dem unter anderem Ärzte, Apotheker, Mitarbeiter des Deutschen Roten Kreuzes und von Pflegediensten angehören.

Anfang des Jahres, erklärt Ulrich Korn, habe das Gesundheitsnetzwerk bei der Mitteldeutschen Kommunikations- und Kongressgesellschaft einen Antrag auf Fördermittel für ihr Pilotprojekt gestellt. Steht die Finanzierung, könnten die Ebendorfer vielleicht bald zu bestimmten Sprechzeiten per Videochat direkt mit einem kooperierenden Arzt verbunden werden. Als Ort des Geschehens ist der „Mühlenhof“ im Gespräch. Wie Ulrich Korn erläutert, wäre eine Krankenschwester vor Ort, die die sogenannten Vitalparameter wie den Blutdruck und den Blutzuckerwert erfassen und mittels moderner Medien dem Arzt übermitteln würde. Dieser beobachtet und beurteilt dann die medizinischen Daten. „Es geht nicht um Akutversorgungen, sondern um Dauerverordnungen“, erklärt Ulrich Korn. Menschen, die ein akutes medizinisches Problem haben, müssten also weiterhin direkt bei einem Arzt vorstellig werden.

„Der Arzt kann und soll nicht ersetzt werden“, erklärt Ulrich Korn im Fördermittelantrag. „Ärzte werten die Befunde aus und bleiben zentrale Ansprechpartner“, heißt es weiter. Jedoch werde die Telemedizin ein Baustein der Medizin-Zukunft sein. „Chronische Krankheiten bestimmen den Alltag vieler Betroffener. Nicht nur die Krankheit selber, sondern auch die regelmäßigen Arztbesuche und Krankenhausaufenthalte sind belastend. Gerade auf dem Land sind die Wege zum Facharzt oft weit“, erklärt Ulrich Korn. Und dort solle die Telemedizin zum Einsatz kommen.

Um dem Ziel, die medizinische Grundversorgung in den Kommunen zu stabilisieren und zu vernetzen, die Mobilität sowie Effektivität zu erhöhen, hatte das Gesundheitsnetzwerk vor etwa zwei Jahren bereits eine andere Idee getestet. In den einzelnen Kommunen wurden sogenannte Gesundheitslotsen mit festen Sprech- und Anwesenheitszeiten eingesetzt. Im Rahmen einer Studie sollten diese die Bedürfnisse der Menschen vor Ort ermitteln, auswerten und anschließend neue Fragestellungen daraus erfassen. Weil das Angebot jedoch nicht gut angenommen worden sei, wurde das Projekt ad acta gelegt.

Derzeit befasst sich das Netzwerk in Zusammenarbeit mit dem Klinikum Magdeburg seit einem Jahr auch damit, palliativmedizinische und -pharmazeutische Strukturen aufzubauen. Im Mittelpunkt steht dabei unter anderem das Thema der schmerzmedikamentösen Versorgung sterbenskranker Menschen in deren häuslicher Umgebung.