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Freie Plätze Bastelzeit im Schöne-Schule-Hort

Der Hort der Wolmirstedter Schöne-Schule arbeitet unter der Trägerschaft des Bodelschwingh-Hauses. Es gibt freie Plätze.

Von Gudrun Billowie 10.02.2017, 00:01

Wolmirstedt l Felix mag Rot und Schwarz. Mit diesen beiden Farben malt er Bären und Käfer an, die er zuvor mit den anderen Kindern aus Salzteig geformt hat. Felix und seine Freunde besuchen den Hort der Gehard-Schöne-Schule.

In dieser Schule lernen Kinder mit besonderem Förderbedarf. Für den angegliederten Hort haben die Eltern über ein Jahr lang gekämpft und am Ende zusammen mit dem Bodelschwingh-Haus gewonnen. Das Bodelschwingh-Haus ist Träger des Hortes und beschäftigt dafür drei Mitarbeiterinnen. Die betreuen in der Schulzeit elf Kinder, in den Ferien sieben.

Es könnten noch mehr werden, denn eigentlich rechnet sich so ein Hort erst ab zwölf Kindern. Das Bodelschwingh-Haus hat den Betrieb im August vergangenen Jahres trotzdem gestartet und damit Kindern und Eltern den Alltag erleichtert. Zuvor wurden die Gerhard-Schöne-Schul-Kinder nach dem Unterricht in eine integrative Einrichtung nach Heinrichsberg gefahren und anschließend wieder bis vor die heimische Haustür gebracht.

Das klingt komfortabel, erfordert von den Eltern aber enorme Pünktlichkeit, um das Kind in Empfang nehmen zu können. Kinder, die mehrfach behindert sind und im Rollstuhl sitzen, können nicht einfach den Schlüssel zücken und hineingehen, sie sind ständig auf Hilfe angewiesen. Berufstätige Eltern konnten es manchmal nur unter großen Kraftanstrengungen gewährleisten, dass sie zu Hause sind, sobald dort der Bus hält. Sie schätzen das Angebot des Hortes, der schultäglich zwischen 14.30 und 17 Uhr und in den Ferien von 7 bis 16 Uhr geöffnet ist.

Die Gerhard-Schöne-Schule verfügt zwar über den Hort, aber er steht auch Kindern offen, die besondere Schulen in Tangerhütte oder Uthmöden besuchen, sofern Wolmirstedt ihr Wohnort ist. Diese Möglichkeit wird bereits von mehreren Eltern in Anspruch genommen. „Wir würden auch Kinder anderer Orte betreuen“, sagt Hortleiterin Ina Ehrhardt, „aber dann müssten sie die Fahrstrecke in Kauf nehmen.“ Zudem müssen die Kommunen dann ihre Zuschüsse miteinander verrechnen.

Hortbetreuung wird für Kinder bis zu 14 Jahren angeboten. Diese Grenze ist für Eltern, deren Kind behindert ist, schwer zu akzeptieren, denn viele dieser Kinder können auch nach dem 14. Geburtstag nicht allein zu Hause bleiben. Deshalb darf Marie Knauer den Hort auch weiterhin besuchen, der 14-Jährigen wurde die Genehmigung erteilt. Die gilt seit dem 10. Januar und dauert bis zum Juli, die Mutti hatte sehr dafür gekämpft.

Das mag nicht jeder auf sich nehmen und so wünschen sich Eltern, dass es künftig generell möglich ist, Kinder mit besonderen Einschränkungen auch nach dem 14. Geburtstag im Hort zu betreuen. Das Kinderförderungsgesetz (KiFöG) greift jedoch nur für Kinder bis zum 14. Geburtstag. Das Gesetz wird zwar novelliert und soll noch vor der Sommerpause ins Kabinett gelangen, aber eine Neuregelung für Kinder wie Marie scheint derzeit wenig wahrscheinlich.

Sie gilt als Jugendliche und da gelten andere Regelungen, im Übrigen schon jetzt. „Für über 14-Jährige gibt es individuelle Möglichkeiten der Jugendhilfe, der Familienhilfe und der Wiedereingliederungshilfe“, erklärt Ute Albersmann, Pressesprecherin im Ministerium für Arbeit, Soziales und Integration. Welche Förderung angewendet wird, richtet sich nach den Bedürfnissen des Kindes. Die Berufstätigkeit der Eltern sei bei der Bewertung außen vor.

Lockerlassen wollen die Eltern, die schon für den Hort gekämpft haben, trotzdem nicht. Das betont Katja Fietz, deren Sohn Elias erst die untere Klasse besucht. Sie und ihre Mitstreiterinnen möchten, dass Kinder mit Behinderung auch nach dem 14. Geburtstag den Hort besuchen können, schon deshalb, weil sie dort mit anderen Jugendlichen zusammen sind. Der Landesbehindertenbeauftragte Adrian Maerevoet hat die betroffenen Eltern eingeladen. „Wir werden auf jeden Fall hingehen“, sagt Katja Fietz, „zusammen mit anderen Eltern, damit klar ist, dass Jugendliche wie Marie kein Einzelfall sind.“

Ob Jugendhilfe oder Hort, den Weg durch den Behördendschungel müssen die Eltern allein finden. Wer sich vor der Papierflut für den Hortplatz scheut, kann sich an Leiterin Ina Ehrhardt wenden. „Ich unterstütze gern dabei.“

Für Felix, Nele und die anderen Kinder ist die Welt in Ordnung. Sie kleben ihre buntbemalten Salzteigtiere auf Holzscheiben. Ihre Betreuerinnen Alexandra Schreihage, Marie Pechau und Susann Preckel helfen beim Umgang mit der Klebepistole, empfehlen, mit Schleifchen und Glitzersteinchen zu ergänzen. Felix strahlt: „Oh, ist das schön!“