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Port Vereinsgründung ist vertagt

Die Vereinsgründung im Rahmen des Wolmirstedter Port-Projektes wurde vertagt. Noch gibt es offenbar Abstimmungsbedarf.

Von Gudrun Billowie 25.11.2016, 00:01

Wolmirstedt l Am Mittwoch sollte der Verein „Gesundheit Wolmirstedt“ gegründet werden. Doch daraus wurde nichts. „Es gibt noch Abstimmungsbedarf“, begründet Ralf Kürbis, Geschäftsführer des DRK-Kreisverbandes Börde. Demnächst wollen sich die Interessenten erneut zusammenfinden, möglichst vor dem 19. Dezember. An diesem Tag will die Robert-Bosch-Stiftung abschließend wissen, welche Ergebnisse in der Konzeptionsphase des Wolmirstedter Port-Projektes erzielt wurden. Port steht für Patientenorientiertes Zentrum zur Primär- und Langzeitversorgung.

Wesentliches Ergebnis der bisherigen Arbeit am Port-Projekt ist die Vernetzung lokaler Akteure. In der Tat saßen nach der geplatzten Vereinsgründung über 30 Personen im Ratssaal zusammen, die in dieser Konstellation ohne Port womöglich nicht zusammengesessen hätten. Vertreter des Bodelschwingh-Hauses, der beiden Wohnungsunternehmen AWG und WWG, des OK-Live-Ensembles, des Kaliwerkes, der Magdeburger Akademie praxisorientierter Psychologie, der Stadtverwaltung, der Magdeburger Uni-Klinik, der Kassenärztlichen Vereinigung, Hausärzte und Apotheker wollen daran mitarbeiten, die Gesundheitsversorgung der Bevölkerung zu optimieren.

DRK-Chef Ralf Kürbis nennt drei Ziele, denen der zu gründende Verein dienen will: der Gesundheitsförderung, der Wissenschaft und Forschung sowie der Berufsausbildung medizinischer Fachkräfte.

Mitglieder des Vereins können derzeit ausschließlich Institutionen werden, die Höhe der Beiträge ist noch nicht bekannt. Bürgermeister Martin Stichnoth (CDU), der als Vertreter der Stadt Wolmirstedt bei der Vereinsgründung mit im Boot ist, will sich für die Zahlung der Vereinsbeiträge erst das Votum des Stadtrates holen. Der tagt am 1. Dezember.

Es scheint dringend zu sein, den Fokus auf Gesundheitsberufe und ein stabiles Netzwerk zu legen, denn der Anteil der über 65-Jährigen an der Bevölkerung wird in den nächsten Jahren weiter ansteigen. Damit erhöht sich der Bedarf an Pflegeeinrichtungen und Personal.

Im Gegensatz dazu scheint die Gewinnung junger Ärzte nach wie vor eine große Herausforderung zu sein. Offenbar wollen nur wenige Nachwuchsmediziner im ländlichen Raum Hausarzt werden und schon gar keine eigene Praxis gründen. Immer wieder wurde in den Port-Sitzungen nach Lösungsmöglichkeiten gesucht.

Als echte Zukunftsaussicht wird stets ein medizinisches Versorgungszentrum ins Spiel gebracht, eine Art Poliklinik. Dort soll es jungen Ärzten möglich sein, die von der jungen Generation geforderte Work-Live-Balance zu leben, also einerseits die Arbeit, andererseits Familie, Freizeit, Freunde im Gleichgewicht zu halten. Mitunter genüge Ärzten eine Wochenarbeitszeit von 30 Stunden. „Das Berufsbild der niedergelassenen Ärzte mit eigenen Praxen und einer 60 bis 70-Stunden-Arbeitswoche passt nicht mehr in die Zeit, insbesondere nicht in Zeiten der Gleichberechtigung“, machte Martina Schmiedhofer deutlich, die das Port-Projekt wissenschaftlich begleitet. Konkrete Pläne, ein derartiges Zentrum zu schaffen, gibt es jedoch noch nicht.

Dennoch setzt Bernt-Peter Robra vom Institut für Sozialmedizin und Gesundheitsökonomie der Magdeburger Uni-Klinik auf Strahlkraft: „Was wir brauchen, ist ein Leuchtturm.“ Er plädiert dafür, ein positives Bild dessen zu vermitteln, was Wolmirstedt bereits bietet.

Diese Argumente wurden bereits in vielen vorherigen Port-Sitzungen ausgetauscht. Mit am Tisch saßen stets Vertreter der Kassenärztlichen Vereinigung (KV). Von dort wurde inzwischen eine neue Hausarztstelle für Wolmirstedt zugelassen, damit steigt die Zahl der Hausärzte auf neun. Zum 1. Januar soll sie besetzt werden. Näheres gibt die KV dazu noch nicht bekannt.