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Gedenkstunde 16. April 1945: Heulende Sirenen und Glockengeläut erinnern in der Gegenwart an Tod, wütende Feuer und Trümmerberge

Zahlreiche Zerbster gedenken der Bombardierung und Zerstörung der Stadt vor 79 Jahren.

Von Thomas Kirchner Aktualisiert: 16.04.2024, 17:11
"Nie Wieder! ist jetzt!", mahnte Andreas Dittmann.
"Nie Wieder! ist jetzt!", mahnte Andreas Dittmann. Foto: Thomas Kirchner

Zerbst - Das Läuten der Kirchenglocken und erstmals auch das Heulen der Sirenen haben am 16. April um 10.20 Uhr an den Beginn des Luftangriffs auf Zerbst vor 79 Jahren erinnert. Mehr als 500 Menschen verloren in den folgenden Tagen ihr Leben. Wie viele es genau waren, das weiß wohl niemand ganz genau.

Alleine in den Kellern der Breiten Straße sollen mindestens 300 Menschen umgekommen sein, haben Zeitzeugen berichtet. „Straße der Trauer“ habe man sie damals genannt. Viele Zerbster, die während der Bergung der Toten vorbeigekommen waren, seien stehen geblieben, hätten innegehalten und der Toten gedacht.

Die riesigen Wunden, die das Bombardement gerissen hat, bluten zum Teil heute noch. Heute sind es die Glocken und Sirenen, die die Menschen innehalten lassen. „Die traurige Bilanz nach dem Bombenangriff und der sich anschließenden Feuersbrunst lässt einerseits schaudern, anderseits sind es Zahlen, die sich einem wirklichen Erfassen oder gar Verstehen entziehen“, sagte Bürgermeister Andreas Dittmann (SPD) bei der Gedenkstunde auf dem Heidetorfriedhof.

Krieg als Option muss endlich dauerhaft und nicht nur vor unserer Haustür geächtet werden

Bürgermeister Andreas Dittmann und Wilfried Bustro (CDU) legen einen Kranz nieder.
Bürgermeister Andreas Dittmann und Wilfried Bustro (CDU) legen einen Kranz nieder.
Foto: Thomas Kirchner

„Wir müssen heute Fragen erörtern, die den Überlebenden des Zweiten Weltkrieges Schauer über den Rücken jagen, alte Bilder vor dem inneren Auge zurückkehren lassen. Fragen nach der Wiedereinführung der Wehrpflicht oder nach Zivilschutzeinrichtungen. Wie schnell können Truppen und Kampfbrigaden von West nach Ost verlegt werden? Die Bilder des Krieges in der Ukraine vermischen sich mit den Bildern ermordeter Israelis vom 7. Oktober 2023, den Kriegsbildern aus dem Gaza-Streifen und den Opfern des Anschlags auf das Moskauer Konzerthaus am 23. März 2024“, machte Dittmann deutlich.

Dittmann: „Deshalb haben wir leider gute Gründe, an das Geschehen im April 1945 zu erinnern. Wir erinnern an Menschen, die gefallen sind, an die Zerstörung unserer Stadt, weil sich das Nazi-Deutschland größer und überlegener wähnte als der Rest der Welt, und Deutschland und Europa zum Schlachthaus machte. Die Erinnerung an die Zerstörung unserer Stadt am 16. April 1945 und das damit verbundene Leid bleiben darum untrennbar mit der Forderung verbunden, Krieg als Option endlich dauerhaft und nicht nur vor unserer Haustür zu ächten."