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Vogelproblem Tauben bevölkern Zerbster Abriss-Gebäude

Tauben bevölkern das einstige Staatsbank-Gebäude in Zerbst. Vor allem die direkten Anwohner leiden unter dem Kot der Vögel.

Von Daniela Apel 28.06.2015, 16:48

Zerbst l „Die Tauben haben das ganze Haus in Beschlag genommen“, sagt Steffi Grögor. Sie wohnt mit ihrem Mann schräg gegenüber des einstigen Staatsbank-Gebäudes. Seit Jahren leerstehend haben sich unzählige der gurrenden Vögel in dem baufälligen Objekt mit seinem verwilderten Grundstück eingenistet. „Im vergangenen Jahr haben wir gut 500 Tauben gezählt.“

Tagtäglich fliegen sie ein und aus und hinterlassen überall ihren Kot. Für die unmittelbaren Anwohner ist das ein Zustand, der nicht länger zu ertragen ist. Stetig ist Steffi Grögor damit beschäftigt, die Terrasse zu putzen – mal spontan draußen frühstücken ist nicht drin. Auch die Dachrinnen müssen regelmäßig gereinigt werden.

Von einem ganz wesentlichen Aspekt mal abgesehen: Als Hebamme tätig beschäftigt die Zerbsterin vor allem die Gesundheitsgefährdung durch den Taubenkot. Sie ist deshalb selbst aktiv geworden, hat sich ans Ordnungsamt der Stadt gewandt und Schreiben ans Gesundheitsamt sowie die Denkmalschutzbehörde verfasst. Dennoch tut sich augenscheinlich nichts. Steffi Grögor hat den Eindruck, dass sich niemand für den Schandfleck verantwortlich fühlt. „Wir fordern den Eigentümer regelmäßig auf, sich um das Objekt zu kümmern“, erklärt die Zerbster Ordnungsamtsleiterin Kerstin Gudella. Denn das denkmalgeschützte Haus befindet sich in Privatbesitz. Viel mehr kann die Stadt allerdings nicht tun. „Die Tauben dürfen nicht getötet werden“, sagt Gudella. Über eine Ersatzvornahme zu handeln, wäre derweil zu aufwendig und zu teuer.

Wie es im Inneren des zunehmend verfallenden Gebäudes aussieht, lässt sich von außen nur vermuten. Anzunehmen ist, dass die Vögel inzwischen wahrscheinlich jeden zugänglichen Winkel in Beschlag genommen haben, überall Federn, Kot und möglicherweise auch Kadaver herumliegen. Fakt ist mittlerweile, dass eine Genehmigung zum Abriss des mehrgeschossigen Ziegelsteinbaus vorliegt. „Wann der Abriss passiert, ist offen. Wir hoffen, dass es bald geschieht“, sagt Kerstin Gudella. „Der Abriss sollte durch eine Fachfirma durchgeführt werden“, erklärt Udo Pawelczyk. Für die Einhaltung von Schutzmaßnahmen gegenüber den Arbeitern sei das Gewerbeaufsichtsamt zuständig. „Eine starke Staubentwicklung sollte aber vermieden werden“, betont der Kreissprecher.

Wie er informiert, gibt es für das Objekt in der Jeverschen Straße seitens des Gesundheitsamtes momentan keine Auflagen. In Anbetracht der vorliegenden Abrissgenehmigung wäre eine Vergrämung der Tauben jetzt nicht sinnvoll. Zumal eine Bekämpfung der Vögel aufgrund des Zustandes des Hauses nicht möglich sei. Hinsichtlich der Gefährlichkeit des Taubenkots erklärt Udo Pawelczyk, dass die Tiere mit dem Kot viele Mikroorganismen ausscheiden, darunter auch Krankheitserreger. „Um beim Menschen eine Infektion auszulösen, müsste der Kot direkt aufgenommen werden.“