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Flüchtlinge Dittmann verneint Lager-Gerüchte

Bürgermeitster Andreas Dittmann wies das Gerücht, in Zerbst entstehe ein Lager für Flüchtlinge, entschieden zurück.

Von Sebastian Siebert 16.09.2015, 19:16

Zerbst l Nein, in Zerbst werde es kein Lager geben, sagte Bürgermeister Andreas Dittmann (SPD) während des Haupt- und Finanzausschusses am Dienstagabend. Damit ging er auf ein Flugblatt ein, dass seit Montag in Zerbst verteilt worden sein soll.

Dittmann sagte: „Seit gestern kursieren in der Stadt anonyme Handzettel, in denen die Behauptung aufgestellt wird, dass ich dem Landkreis ‚eine Fläche in der Marcellstraße zur Schaffung eines Lagers‘ angeboten und verschafft hätte und dass dafür der Stadtrat ordentlich abkassiere.“ Diese Handzettel seien mit K.A. gezeichnet, „was übersetzt für ‚keine Ahnung‘ stehen muss, denn nichts von dem ist wahr“, machte Dittmann deutlich.

Fakt sei, dass der Landkreis Anhalt-Bitterfeld für die Unterbringung der Flüchtlinge zuständig sei. „Dieser weist die Flüchtlinge entsprechend der Einwohnerzahl der kreisangehörigen Gemeinden zu“, erklärte er weiter. Das bedeute, dass der Landkreis wiederum auf die Mitwirkung der Städte und Gemeinden angewiesen sei, um diese Aufgabe zu bewältigen. „Aktuell gilt zwar noch das Ziel des Landkreises, die Mehrzahl der Flüchtlinge dezentral in Wohnungen unter zu bringen, jedoch stößt dies angesichts der Anzahl der Flüchtlinge an Grenzen“, machte er deutlich.

Aus diesem Grund habe der Landkreis bereits die Schaffung von zwei weiteren Gemeinschaftsunterkünften (nicht in Zerbst, Anm. d. Red.) ausgeschrieben und nutzt zusätzlich in Köthen ein leer stehendes Schulgebäude als Unterkunft für Flüchtlinge (Volksstimme berichtete).

„Parallel prüft der Landkreis natürlich alle in Frage kommenden Optionen für eine mögliche Unterkunft“, sagte Dittmann. Zunächst richte sich der Blick natürlich auf Objekte, die dem Landkreis selbst gehören.

„Bei dieser Prüfung wurde durch die Kreisverwaltung festgestellt, dass der Bund Eigentümer einer Fläche in der Marcellstraße ist, konkret ist das die mit den Garagenresten. Ich wurde dann darüber in Kenntnis gesetzt, dass dies aus Sicht der Kreisverwaltung eine potentielle Fläche wäre, um dort Container zur Unterbringung zu errichten“, präzisierte Dittmann. Jeder könne sich vorstellen, was dies bedeuten würde, sagte er und meinte damit, dass eine zentrale Unterbringung in anderen Orten schon zu Problemen geführt habe.

„Gerade deshalb habe ich dieser Idee eine klare Abfuhr erteilt und deutlich gemacht, dass dies die letzte aller Optionen sei“, betonte der Bürgermeister. „Vorher solle man mir die Möglichkeit geben, gemeinsam mit den Vermietern im Stadtgebiet leer stehende Wohnungen zur dezentralen Unterbringung zu organisieren. Genau das tun wir jetzt“, so Dittmann.

Außerdem stellte Dittmann klar: „Sollte der Landkreis dennoch die Fläche in der Marcellstraße nutzen wollen, würde die Stadt Zerbst dafür keinen Cent vom Landkreis erhalten, da es sich um Eigentum des Bundes handelt.“

Statt verbal den Brunnen in der Stadt zu vergiften, so Dittmann weiter, sei Sachlichkeit in der Debatte gefragt. „Egal, was auf EU-, Bundes- oder Landesebene in den nächsten Wochen entschieden wird, wir stehen gemeinsam vor der Aufgabe, die hier ankommenden Flüchtlinge unterzubringen, nicht mehr und nicht weniger.“

CDU-Fraktionvorsitzender Wilfried Bustro fand ebenso klare Worte: „Ich hatte nicht im Entferntesten daran gedacht, dort so etwas einzurichten.“ Auch von der Idee hatte der Stadtrat noch nichts gehört. Umso erstaunter war er, dass so ein Gerücht die Runde machte. „Ich war richtig erschrocken, als ich das hörte.“ Er sei jedenfalls gegen so eine Lösung und sagte: „Ich bin da ganz bei Andreas Dittmann.“

Neben den derzeit bereitgestellten Wohnungen für 63 Flüchtlinge werden aktuell für 66 weitere Flüchtlinge Wohnungen bereit gestellt. Auch private Vermieter sind unter den Wohnungsanbietern zu finden. „Damit werden nach erfolgter Belegung 129 Flüchtlinge in unserer Stadt untergebracht sein. Angesichts der vom Landkreis angekündigten 336 Personen ist klar, dass dies noch nicht ausreicht“, rechnete der Bürgermeister vor. Er warb dafür, dem Landkreis möglichen Wohnraum anzubieten.

Zur Logistik sagte er, dass ab November die soziale Begleitung der Flüchtlingsfamilien durch das Diakonische Werk erfolgen soll. Landkreis, Stadt und das Werk hatten sich in der vergangenen Woche dazu verständigt. Beim Diakonischen Werk solle auch die Koordinierung der Hilfsangeboten angesiedelt sein.

„Zur organisatorischen Unterstützung habe ich Christian Neuling, Mitarbeiter des Ordnungsamtes, mit der Thematik der Flüchtlingsaufnahme betraut“, berichtete er.

Eine Informationsveranstaltung findet heute, 17 Uhr, bei der Diakonie statt, „um diejenigen zusammen zu führen, die sich für die Integration engagieren wollen.“