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Schule Bufdis an der Heidetorschule

Fünf junge Leute verstärken derzeit das Kollegium der Zerbster Förderschule „Am Heidetor“.

Von Daniela Apel 30.08.2016, 10:00

Zerbst l „Da kommt unser Nachwuchs“, erklärt Sylvia Focke lächelnd. Sie leitet die Förderschule „Am Heidetor“ und freut sich über die tolle Verstärkung. „Wir haben derzeit fünf Bufdis“, erzählt sie und auch, dass sich darunter sogar ein junger Mann befindet. Denn: „Männer sind sonst Mangelware“, gesteht Sylvia Focke. Und vor allem für die älteren Schüler sei es wichtig, einen männlichen Ansprechpartner zu haben, schaut sie zu Lucas Kühnke hinüber.

Der 19-Jährige absolviert bereits seit März seinen Bundesfreiwilligendienst an der Bildungseinrichtung für geistig Behinderte. „Ich wollte ursprünglich Biologie studieren“, berichtet er, dass ihn die Studiendauer allerdings abschreckte. „Auch das Praktikum im Zoo war nicht so meins“, gesteht der Zerbster. Seine jüngere Schwester brachte ihn schließlich auf die Idee, etwas mit Kindern zu machen. „Da habe ich den Volksstimme-Artikel über Doreen gelesen“, schildert Lucas, während die 28-Jährige neben ihm lächelt.

„Ich würde gern weitermachen“, bedauert sie, dass ihr Freiwilligendienst Ende Oktober ausläuft. „Es macht definitiv Spaß“, betont Doreen Fahle. Das kann Lucas nur bestätigen: „Ich habe nach einem Monat gemerkt, dass das was für mich ist.“ Im August 2017 wird er gemeinsam mit Doreen in Dessau seine Erzieherausbildung beginnen.

Vorerst jedoch genießt er seine Arbeit in der Förderschule. Eingeteilt ist der sportliche 19-Jährige für die Elft- und Zwölftklässler. „Er ist eine gute Unterstützung bei der Lauf- und Fußball-AG“, erzählt Sylvia Focke. „Ich bin zudem beim Schwimmen mit dabei“, ergänzt Lucas. „Es wird auch mal zusammen gekocht, damit die Jugendlichen das später können“, ergänzt der 19-Jährige.

Berührungsängste hatte er zu keiner Zeit. „Seit dem ersten Tag macht es Spaß und es ist ein schönes Gefühl, die Dankbarkeit der Schüler zu spüren“, erklärt der Zerbster lächelnd. Obwohl es mitunter durchaus eine Herausforderung sei, den einen oder anderen zum mitzumachen zu motivieren.

„Lucas besitzt Ausdauer, Ruhe und Geduld, das kann nicht jeder“, sagt Sylvia Focke. Dies seien Eigenschaften, die ein Bufdi bei ihnen mitbringen müsste und natürlich die „Liebe zu Kindern“. „Und man sollte einfühlsam sein, sonst verschließen sie sich“, bemerkt der 19-Jährige. „Du musst aber auch konsequent sein“, findet Doreen. „Und da das richtige Verhältnis zu finden ist wichtig“, ergänzt Lucas.

Diese Erfahrung sammeln jetzt auch Vanessa Ritze und Annika Ludwig. Für die beiden 18-Jährigen startete der Bundesfreiwilligendienst an der Heidetorschule erst am 11. August. „Für mich ist das ein Findungsjahr, um mich zu orientieren und danach zu entscheiden, wie es weitergeht“, erklärt Annika. Sie verrät, dass sie Grundschullehrerin werden möchte. „Mir stellt sich aber noch die Frage, ob ich mich auf Förderschule spezialisiere oder nicht“, gesteht sie. „Ich weiß auch noch nicht, ob ich Lehramt für Förderschule oder Gymnasium studieren möchte“, nennt Vanessa den gleichen Beweggrund, weshalb sie sich hier um eine Bufdi-Stelle bewarb.

Bereut haben die zwei jungen Frauen ihren Entschluss nicht. Im Gegenteil. „Ich verstehe mich mit allen gut und freue mich jeden Tag herzukommen“, meint Annika. „Plötzlich macht mir auch das frühe Aufstehen Spaß“, sagt Vanessa, die sich mit um die frisch eingeschulten Abc-Schützen kümmert.

Annika ist derweil in der zweiten Klasse eingesetzt. „Unsere Schüler sind schon etwas selbstständiger“, bemerkt die junge Zerbsterin. Mit leuchtenden Augen berichtet sie, dass nun wirklich alle ohne Stützräder Fahrrad fahren können. „Da ist man schon stolz drauf und die Kinder freuen sich, dass sie ein neues Ziel erreicht haben“, klingt die 18-Jährige genauso begeistert wie die anderen Bufdis.

„Du wirst hier sofort integriert“, sagt Doreen. „Die Kinder sind absolut nicht scheu und schließen einen ins Herz. Es ist einfacher mit ihnen als mit nicht behinderten Kindern in Kontakt zu kommen“, erklärt Lucas. „Sie bringen mir bei, wie man Dinge auf spielerische Weise lernen kann“, ergänzt Vanessa. „Die Bufdis werden von den Kindern an- und ernst genommen“, hat Sylvia Focke beobachtet. Fazit: Für alle scheint es eine bereichernde Erfahrung zu sein.