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Krankenhaus Zerbst Ein Stück Geborgenheit schenken

Mit Hingabe und Einfühlungsvermögen kümmern sich seit fünf Jahren Grüne Damen und Herren in der Zerbster Helios-Klinik um Patienten.

Von Daniela Apel 30.01.2017, 10:00

Zerbst l Auf einen fremden Menschen zugehen, ihn auffangen und stärken – so beschreibt Helmut Markowsky die Aufgaben der Grünen Damen und Herren. Als Patient lernte er selbst die ehrenamtlichen Krankenhausmitarbeiter kennen und erlebte ihren warmherzigen Einsatz persönlich. „Ich fand, das muss man vervielfältigen“, erzählt der Klinikseelsorger, wie er sein Vorhaben vor fünf Jahren an der Zerbster Helios-Klinik umsetzte. „Es sind die Begegnungen mit Menschen, die das Leben lebenswert machen“, hebt er anlässlich einer kleinen Jubiläumsfeierstunde dieses „wichtige bürgerschaftliche Engagement“ hervor.

Wie einsam man mitunter sei, spüre man vor allem im Notfall, meint Andreas Dittmann. „Da entsteht eine Leere, die auch dem Genesungsprozess entgegenwirkt“, ist sich der Zerbster Bürgermeister sicher. Da helfe eine Gespräch, die spürbare Nähe zu einer vertrauensvollen Person. „Und manchmal ist es nur die Hand, die berührt“, weiß er um die Bedeutung dieser Patientenbindung, für die den Ärzten und Schwestern im Krankenhausalltag die nötige Zeit fehlt.

„Wenn sich Patienten aufgehoben und betreut fühlen, geht es ihnen besser“, bestätigt der ärztliche Direktor der Helios-Klinik, Dr. Frank Friedrichs. „Es ist ein wesentlicher Beitrag, den sie im Haus leisten“, betont Klinikgeschäftsführer Georg Thiessen.

„Ich habe größten Respekt vor ihrer Arbeit“, wendet sich Volker Krüger in Vertretung von Landrat Uwe Schulze an die Grünen Damen und Herren und gesteht: „Ich könnte das nicht.“

Es bedürfe Einfühlungsvermögen, sagt Ralf Huß. Er strahlt eine angenehme Ruhe aus, die beim Zugehen auf die Patienten ebenfalls von Vorteil ist. Seit Gründung der Gruppe engagiert sich der 53-Jährige als „Grüner Herr“. „Ich hab‘ die Zeit dafür und es macht mir Spaß, anderen Menschen zu helfen“, erzählt der Zerbster, dass er selbst einmal totkrank gewesen sei. Womöglich kann er sich deshalb gut in die Lage der Patienten versetzen, um die er sich kümmert. Nicht wenige sind alleinstehend oder ihre Verwandten wohnen für einen Klinikbesuch zu weit weg. „Sie freuen sich, wenn wir im Zimmer erscheinen“, erzählt Ralf Huß.

Das können seine Mitstreiter nur bestätigen. Sie alle eint, dass sie sich mit Herzblut engagieren. So bedauert es Frank Fröhlich sehr, dass er nach fünf Jahren aus beruflichen Gründen als „Grüner Herr“ aufhören muss. „Aber als Rentner kann ich ja wieder anfangen“, bemerkt der Zerbster lächelnd. Und bedankt sich, dass er diese Aufgabe wahrnehmen durfte.

Noch nicht so lange wie Ralf Huß und Frank Fröhlich, die für ihren langjährigen Einsatz eine Urkunde samt Ehrennadel erhalten, sind Hermann Walk und Sigrid Schubert dabei. „Ich kenne es, allein im Krankenhaus zu sein“, sagt die Jütrichauerin. Einmal die Woche kommt sie in die Zerbster Klinik, um sich die Sorgen und Nöte so manches Patienten anzuhören oder einfach über Gott und die Welt zu plaudern. Das ist nicht immer einfach. Schließlich wissen die Grünen Damen und Herren oft nicht, wer sie hinter einer Tür erwartet. „Man muss erst Vertrauen aufbauen“, sagt Sigrid Schubert.

Jeder von ihnen ist einer Station zugeteilt. Von der diensthabenden Schwester erfahren sie, wer ein Gespräch wünscht oder bei wem sie einmal vorbeisehen sollten. Hermann Walk schaut regelmäßig auf der Palliativstation vorbei. Es sei schwierig, den schwerkranken Patienten in die Augen zu sehen und die passenden Worte zu finden“, stellt er sich dennoch immer wieder dieser Herausforderung. „Der schönste Dank ist, wenn man sich verabschiedet und spürt, dass das Gespräch etwas gebracht hat, manchmal ist das nur ein Händedruck“, sagt Hermann Walk.

„Sie leisten eine Tätigkeit, die auch für einen selbst bereichernd sein kann“, findet Albrecht Lindemann. Der Pfarrer von St. Bartholomäi wünscht den Grünen Damen und Herren, dass sie diese zwischenmenschlichen Erlebnisse als Bereicherung empfinden, spüren, dass es erfüllend ist, einem anderen beiseite gestanden zu haben. „Oft kommt ihr auch gestärkt wieder aus den Gesprächen heraus, denn es gibt nicht nur Leid und Trauer, sondern auch Heilung“, erklärt Helmut Markowsky. „Ich hoffe, dass ich diesen Job noch lange machen darf“, sagt Ralf Huß.