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Brandstiftung Feuerwehr-Kameraden unter Schock

Einem 23-Jährigen aus Zerbst wird vorgeworfen, zwei Brände gelegt zu haben. Er gehört einer Feuerwehr an.

Von Sebastian Siebert 15.06.2016, 06:00

Zerbst l Der Schock bei den Zerbster Kameraden sitzt tief. Als die Polizei am Freitag einen 23-Jährigen aus dem Gebiet der Zerbster Einheitsgemeinde wegen eines Anfangsverdachtes, zwei Brände gelegt zu haben, festnimmt (wir berichteten), stellt sich bald danach heraus, dass er Angehöriger einer Ortswehr sein soll. Er gehöre dem Stadtverband der Wehren an, sagte der Bürgermeister Andreas Dittmann am Montag der Volksstimme auf Nachfrage.

„Das weiß man“, bestätigte gestern auch Kreisbrandmeister Heiko Bergfeld der Volksstimme. „Das ist eine ganz schreckliche, furchtbare Sache“, fand er. Sollte sich der Verdacht bestätigen, falle ein sehr schlechtes Bild auf die Feuerwehr. „Es ist wie der Bürgermeister sagte: Alle 500 Kräfte in Zerbst machen einen super Job und einer bringt den ganzen Laden in Verruf.“

Noch ist indes gar nicht klar, ob der Verdächtige die Brände gelegt hat. Olaf Braun, Pressesprecher der Staatsanwaltschaft Dessau-Roßlau, sagte: „Es gab in der vergangenen Woche zwei Brände, in deren Zusammenhang die verdächtige Person vorläufig festgenommen wurde.“ Mittlerweile sei dieser auch wieder auf freiem Fuß.

Die Ermittlungen laufen aber gegen den Mann weiter. Es handelte sich um einen Waldbrand bei Kämeritz und den Brand eines Bienenwagens bei Güterglück. Bei letzterem, so Braun, der selbst Staatsanwalt ist, seien laut Züchter 2,5 Millionen Bienen ums Leben gekommen. Den Schaden habe der Besitzer auf 35.000 Euro beziffert.

„Neben diesen beiden Bränden gab es seit 2013 weitere 52 polizeibekannte Brände.“ Ob diese auch dem Täter zugeordnet werden können, werde überprüft. Das sei ganz normale Ermittlungsarbeit der Polizei, so der Sprecher.

Wie die Polizei überhaupt auf einen Tatverdächtigen gestoßen sei, dazu wollte sich Braun nicht äußern. „Zum einen wollen wir, sollte es mehrere Brandstifter geben, nicht verraten, wie wir das gemacht haben. Zweitens wollen wir Trittbrettfahrer vermeiden“, so Braun.

Wie lange es dauere, die Vorfälle zu- oder eben nicht zuzuordnen, könne ebenso wenig gesagt werden wie ein mögliches Strafmaß, so Braun. Das hänge von Vorstrafen ab oder ob ein Feuer strafrechtlich als Brandstiftung oder Sachbeschädigung gelte. „Für eine Brandstiftung müssen bestimmte Sachen brennen“, erklärte der Jurist.

Ob der Verdächtige überführt werde oder ob er unschuldig ist, die Kameraden der Wehren werden sich demnächst intensiv mit der Thematik auseinandersetzen, denkt Kreisbrandmeister Bergfeld.

„Ich gehe davon aus, dass in den einzelnen Ortswehren intensiv darüber gesprochen wird.“ Er fügte an: „Aus einem Lehrgang weiß ich, dass die Zahl der Feuerteufel in der Bevölkerung gleichmäßig verteilt ist. Feuerwehrleute sind nicht anfälliger dafür. Aber es bleibt im kollektiven Gedächtnis der Gesellschaft doch tiefer haften.“

Ja, es gebe Mechanismen, die eigene Wehr zu durchleuchten, ob es einen Verdacht auf einen Feuerteufel in den eigenen Reihen gebe, so Heiko Bergfeld auf Nachfrage. Dafür benötige es aber zunächst eine Serie. „Dann kann man in die Statistiken sehen, welcher Kamerad auffällig oft als erster vor Ort war. Oder welche Vorfälle sich mit den Dienstzeiten von Kameraden nicht überschneiden.“ Detailwissen an Brandstellen seien andere Hinweise. „Aber das sind Indizien. In den Kopf sehen kann man leider keinem“, so Bergfeld. Die Feuerwehrleute seien sehr deprimiert, so Bergfeld. „Schließlich sind wir dazu da, Brände zu bekämpfen.“