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Handwerkskammer Nachfolger dringend gesucht

Die Sorge um einen Nachfolger beschäftigt viele Unternehmer in Zerbst und im Kreis.

Von Sebastian Siebert 26.11.2016, 00:01

Zerbst l Als das Ehepaar Ernst aus Zerbst am Sonntag in den Ruhestand ging, schlossen sie ihren Laden für immer. Sie konnten für ihr Geschäft keinen Nachfolger finden und Zerbst verlor damit ein Stück an Angebot, Wettbewerbsvielfalt, letztlich auch Wirtschaftskraft.

Wie viele Unternehmer für ihr Geschäft in den kommenden Jahren einen Nachfolger suchen, sei nicht genau erfassbar. „Es gibt durchaus Unternehmer, die mit 67 Jahren und mehr noch aktiv sind“, sagte Jens Schumann, Fachbereichsleiter Handwerkspolitik, von der Handwerkskammer Halle. Aber das Thema gewinne seit Jahren an Brisanz, weil vor allem jene Unternehmer, die ihre Betriebe nach der Wende gründeten, in den kommenden Jahren das Rentenalter erreichen.

Das wird an der Altersstatistik deutlich. Schumann: „Fast die Hälfte aller Betriebsinhaber im Kammerbezirk hat die 51 überschritten. Bei einer durchschnittlichen Dauer einer Betriebsnachfolgersuche, vor allem bei externer Übergabe, von sieben Jahren, ist Handlungsbedarf gegeben“, sagte er.

2016 sei in Zerbst ein Betrieb übergeben worden, im Landkreis sieben. Es könnten aber durchaus mehr sein, die statistisch nur anders erfasst werden, so Schumann.

„Es kann auch sein, dass ein Nachfolger nur die Immobilie und die Maschinen erwirbt und am gleichen Standort - manchmal sogar unter dem gleichen Namen – weiterarbeitet. Dann ist er bei uns kein Nachfolger, sondern Existenzgründer. Oder der Junior steigt in einen Betrieb ein, der Senior bleibt aber formell Chef.“ Das könne dann der Fall sein, wenn der Kredit noch nicht abgezahlt ist und die Bank dem Junior schlechtere Konditionen gewähren würde. Die Nachfolge würde dann erst notiert, wenn ein Ummeldung erfolgt sei, so Schumann.

So verzeichnet die Kammer 16 neue Betriebe in Zerbst in diesem Jahr, im Landkreis insgesamt 112.

Für alle Unternehmer, die für ihr Geschäft noch keinen Nachfolger haben, hat Schumann einige Tipps: „Wir empfehlen, sich rechtzeitig mit dem Thema zu beschäftigen.“ Um dafür zu sensibilisieren, veranstalte die Kammer Informationsveranstaltungen in den Regionen, thematisiere es regelmäßig in Berichten in den Medien des Handwerks sowie bei Innungsversammlungen und Messen. „Als Kammer verfügen wir über spezialisierte Berater, die die allgemeine Beratung vorhalten“, bot er an. „Dazu kommen noch Wertermittlungen, die wir kostenfrei für Handwerksbetriebe anbieten, denn ganz oft ist der Wert eines Unternehmens nicht der gleiche, den ein Handwerker am Ende seines Berufslebens zu erlösen hofft“, betonte er.

Ist ein Nachfolger gefunden, werde in der Regel noch der Gang zum Notar und Steuerberater nötig. Die Kammer arbeite eng mit der BUSA (Beratervereinigung Unternehmensnachfolge Sachsen-Anhalt) zusammen. „So eine Übergabe ist ein sehr individueller Prozess, der mit jedem Anbieter einzeln besprochen werden muss“, machte Schumann deutlich. Sich mehrere Jahre vorher zu melden, kann er daher nur jedem Unternehmer empfehlen. „Wir empfehlen zudem, wenn ein Verkauf an eine externe Person gehen soll, einen Eintrag in die europaweite Betriebsbörse ‚NEXXTChange‘, regen aber an, das über die Kammer zu machen. Die Berater helfen bei der richtigen Formulierung.“

 

Elke Kolb berät Zerbster Unternehmer bei der Nachfolgersuche und der Übergabe des Unternehmens. Tel: 0345/2 99 92 24, ekolb@hwkhalle.de