1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Zerbst
  6. >
  7. Halten kann ab sofort teuer werden

Parkverbot Halten kann ab sofort teuer werden

Ab sofort gilt auf der Zerbster Breite zwischen Mühlenbrücke und Wolfsbrücke absolutes Halteverbot. Ausgenommen ist der Lieferverkehr.

Von Daniela Apel 17.05.2017, 11:00

Zerbst l Seit gestern ist es amtlich, was Ordnungsamtsleiterin Kerstin Gudella Anfang Mai im Bau- und Stadtentwicklungsausschuss verkündete: Ab sofort gilt auf der Breite im Bereich zwischen Wolfsbrücke und Mühlenbrücke ein absolutes Halteverbot. Einzig Lieferfahrzeuge dürfen fortan am Fahrbahnrand zum Ent- und Beladen stehen. Alles andere wird geahndet. Am Dienstagmorgen stellten Mitarbeiter des Zerbster Bauhofes die entsprechenden Verkehrsschilder auf.

„Wir testen das jetzt erstmal“, kommentierte Bürgermeister Andreas Dittmann (SPD) am Montagabend die Neuregelung im Haupt- und Finanzausschuss. Sinn mache das Halteverbot nur, wenn es kontrolliert werde, meinte Silke Hövelmann (SPD). „Wird verschärft kontrolliert?“, wandte sie sich an die Ordnungsamtsleiterin. „Das haben wir uns vorgenommen“, entgegnete Kerstin Gudella. Wer nun verbotenerweise am Fahrbahnrand hält, muss mit einem Bußgeld von 15 Euro rechnen – bei einer Behinderung des Verkehrs sogar mit 25 Euro.

Unterdessen informierte der Bürgermeister über einen Hilferuf von acht anliegenden Gewerbetreibenden, die Entscheidung zu überdenken, weil durch das Halten am Straßenrand – wie es bislang möglich war – Kundschaft gebunden werde. Leider werde oft am Rand gehalten, obwohl Stellplätze auf der Parkinsel in der Mitte der Straße frei seien, gab Dittmann seine Beobachtung wieder.

Zugleich berichtete er von Überlegungen, die Regelungen für Dauerparker zu ändern. So belegen ansässige Geschäftsleute beziehungsweise ihre Mitarbeiter potentielle Kundenparkplätze. Um das zu ändern, sei der Dauerparkplatz „Zur Nuthe“ geschaffen worden, der sich nur wenige Gehminuten von der Breite entfernt befindet und noch dazu günstiger sei, erklärte der Bürgermeister. Ein Vorschlag sei, das Dauerparken auf der Breite auf 18 bis 8 Uhr zu begrenzen, führte er aus.

Derweil registrierte manch Gewerbetreibender wie Gabriele Polaczek gestern überrascht, dass das absolute Halteverbot bereits umgesetzt wird. „Glücklich bin ich damit nicht“, gestand die Inhaberin der Boutique „Modetreff“ gegenüber der Volksstimme. „Aber ich denke, für die Apotheke und die Bäckerei ist das ein größeres Problem. Bei uns huschen die Kunden nicht mal so rein, sondern bleiben länger im Laden“, erläuterte sie. Parken könnten diese in der Mühlenbrücke, bemerkte sie mit Blick auf die Ecklage ihres Geschäftes.

Mit dieser Möglichkeit ist sie zufrieden, die Parksituation auf der Breite hingegen könnte verbessert werden, spricht sich Gabriele Polaczek für eine schräge Anordnung der dortigen Stellflächen aus. Für diese optimalere Lösung hatte sich Alfred Schildt (Linke) bereits im Bau- und Stadtentwicklungsausschuss ausgesprochen. Eine Veränderung der jetzigen Gestaltung ist jedoch aufgrund der Fördermittel-Bindefrist frühestens 2025 möglich.

Im Ausschuss aufgegriffen wurde ebenfalls das alte Ansinnen eines Parkhauses. Allerdings handelte es sich nur um eine Überlegung. Es würden keinerlei Vorplanungen dafür laufen, betonte Dittmann am Montagabend. Das gelte ebenfalls für den von Christiane Schmidt (Grüne) geäußerten Gedanken einer autofreien Breite. Vor allem im Hinblick der Konkurrenz des lokalen Handels mit Verkaufsplattformen im Internet „werden wir die Stadt nicht verrammeln“, erklärte der Bürgermeister.

Die Idee einer autofreien Breite hätten sie als Gewerbesteuerzahler kopfschüttelnd zur Kenntnis genommen. Die Alte Brücke sei schon tot, der Markt ebenfalls. „Wenn die Breite für den Verkehr geschlossen wird, ist Zerbst nicht mehr belebt. Vielmehr sollte man darüber nachdenken, die Alte Brücke wieder zu öffnen“, meinte Jana Handrich gestern auf Nachfrage.

Ihrem Mann gehört die Holzofenbäckerei auf der Breite. Das absolute Halteverbot betrachten beide als „echt schlimm“. „Unsere Kunden sind vielleicht zwei Minuten hier drin, dann huschen sie wieder raus“, schilderte Jana Handrich. Das eingeschränkte Halteverbot sei da vorteilhafter gewesen.

„Das war die Lösung für die Geschäfte auf dieser Seite“, bestätigte Reina Steffen. Da wurde rasch ein Kontoauszug aus der Bank geholt oder eben in ihrer Katharina-Apotheke ein Rezept eingelöst. „Bei uns kommen oft Kunden rein, die sagen, dass sie wieder keinen Parkplatz bekommen haben“, berichtete die Apothekerin.

Eine Ursache sieht auch Reina Steffen in den vielen Dauerparkern, welche die Parkplätze in der Fahrbahnmitte belegen. „Manchmal von früh bis abends.“ „Einige Parkplätze fallen dadurch weg“, stimmte ihr Jana Handrich zu. Dies ärgert sie umso mehr, weil sie sich erst vier zusätzliche Parkplätze auf der Breite erkämpft hatten.

Das Problem, dass sich der Verkehr mitunter staut, kennen die Gewerbetreibenden. „Das geschieht vor allem, wenn ein großes Fahrzeug am Straßenrand steht und ein Bus kommt“, sagte Reina Steffen. Sie regte an, die Buslinie vielleicht anders zu führen.

„Wenn alle ordentlich parken, ist die Restfahrbahnbreite gegeben“, erklärte hingegen Kerstin Gudella. Zugleich versprach die Ordnungsamtsleiterin noch einmal zu prüfen, ob diese Breite ausreicht, damit ein Bus an einem Lkw vorbeifahren kann.

„Es müssen Parkmöglichkeiten entstehen“, meinte Jana Handrich. Die aktuelle Situation sei zu begrenzt, dachte sie da ebenfalls an die Geschäfte und Praxen in der Fritz-Brandt-Straße. Ein Parkhaus sei Quatsch, bezweifelte Gabriele Polaczek, dass ein solches wirklich genutzt werde. Allerdings könnten auf den brachliegenden Flächen der Innenstadt Parkplätze geschaffen werden.