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Harmonisches Duett Flo & Matthew oder Die Kunst der Coverversion

Gegensätze ziehen sich an: Auf Flo Morrissey und Matthew E. White trifft das wirklich mal zu. Mit "Gentlewoman, Ruby Man" gelingt der Britin und dem US-Amerikaner eine hochelegante Duett- und Cover-Platte.

Von Werner Herpell, dpa 16.01.2017, 05:00

Berlin (dpa) - Boy meets Girl, Soul meets Folk, America meets Great Britain: Dass aus diesem Zusammentreffen unterschiedlicher Welten etwas Gutes wird, ist nicht selbstverständlich.

Das Album der jungen Londoner Folk-Sängerin Flo Morrissey und des schon etwas älteren US-Soul-Masterminds Matthew E. White kann indes nur als äußerst gelungen bezeichnet werden.

Zumal sie sich mit "Gentlewoman, Ruby Man" (Glassnote/Caroline) auf das dünne Eis der Cover-Kollektion begeben, auf dem schon viele Künstler böse ausgerutscht oder gar eingebrochen sind. Doch Flo & Matthew, wie wir die beiden in Erinnerung an die großen Duettpartner Nancy & Lee (Sinatra/Hazlewood) oder Diana & Marvin (Ross/Gaye) fortan nennen wollen, meistern dieses Unterfangen in zehn Versionen unterschiedlichster Fremdkompositionen bravourös.

Von Helden der modernen Clubmusik wie Frank Ocean ("Thinking 'Bout You") und James Blake ("Colour of Anything") reicht das Spektrum über Soul-Jazz-Klassiker wie Roy Ayers' "Everybody Loves The Sunshine" oder die unsterbliche Folk-Ode an "Suzanne" (kurz nach Leonard Cohens Tod besonders anrührend) - bis zu The Velvet Underground oder George Harrison.

Auch weniger bekanntes Material wie "Heaven Can Wait" (Charlotte Gainsbourg) oder der wunderbar geschmeidige Opener "Look At What The Light Did" (im Original von Kyle Field alias Little Wings, bereits vorher von Leslie Feist gecovert) findet auf diesem Tribut an die Songschreiber-Kunst einen angemessenen Platz.

Besonders fällt selbst in diesem bunten Genre-Mix die Adaption von "Grease" auf - einem Schlager, der einst als Hit von Olivia Newton-John und John Travolta vielen auf die Nerven fiel. Flo & Matthew reichern die schlichte Melodie mit einer Passage aus dem Southern-Soul-Klassiker "I Can't Stand The Rain" (Ann Peebles) an - und siehe da, der Seventies-Gassenhauer klingt plötzlich prima.

Dass der Sänger, Multiinstrumentalist und Produzent Matthew E. White (34) nicht nur ein Händchen für tollen Südstaaten-Soul hat (siehe "Big Inner" von 2013, "Fresh Blood" von 2015), sondern auch für frische weibliche Pop-Stimmen, ist bekannt. So ließ er vor zwei Jahren das Debüt der Sängerin Natalie Prass erstrahlen.

Ebenfalls 2015 erschien "Tomorrow Will Be Beautiful", das Debüt der talentierten englischen Folk-Dame Flo Morrissey (22). Wie gut Flo & Matthew harmonieren, bewiesen beide Musiker schon im Herbst 2015 bei einem Hazlewood-Tribute-Konzert im Londoner Barbican, wo sie zusammen "Some Velvet Morning" sangen. Ihr "Gentlewoman, Ruby Man" (ein hübsches Gegensatzpaar auch im Albumtitel) erweist sich nun als eines der geschmacksichersten, smartesten Duett- und Cover-Projekte seit langem.

Website Matthew E. White

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