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Ungewöhnliches Zusammenspiel Mehldaus Jazz-Piano passt auch zur Mandoline

Allzu oft dürfte es diese Kombination noch nicht gegeben haben: Jazz-Piano mit Mandoline und Vocals eines Bluegrass-Musikers. Aber wer, wenn nicht Brad Mehldau, könnte das auf höchstem Niveau hinbekommen?

Von Werner Herpell, dpa 08.02.2017, 09:42

Berlin (dpa) - Was hat Brad Mehldau nicht schon alles gewagt in seiner gut 20-jährigen grandiosen Karriere...

Solo-Piano-Shows mit einem riesigen Repertoire von Bach bis Beatles. Kühne Coverversionen von "schwieriger Popmusik" wie Radiohead, Nick Drake oder Jimi Hendrix. Duo-Platten mit Verbindungen zu Neoklassik ("Modern Music") oder Elektro-Rock ("Mehliana"). Crossover mit den Opernsängerinnen Renée Fleming und Anne Sofie von Otter. Kollaborationen mit dem Saxofonisten Joshua Redman oder dem Gitarristen Pat Metheny. Die fantastischen Trio-Aufnahmen "Where Do You Start" (2012) oder "Blues & Ballads" (2016) waren dagegen fast konventionell.

Nun hat der vielleicht beste, sicher vielseitigste Pianist unserer Zeit ein Album aufgenommen, das Klavier-Jazz und Bluesgrass-Folk kongenial mischt. "Chris Thile & Brad Mehldau" (Nonesuch/Warner) bringt ihn erstmals auf Platte mit dem Mandolinenvirtuosen, Folksänger und Gründer der Punch Brothers zusammen, der ihn schon 2013 auf Tour begleitete. Nach einem Konzert im New Yorker Bowery Ballroom Ende 2015 gingen beide Künstler ins Studio, um die Kombination zweier sehr verschiedener musikalischer Stilrichtungen zu erproben.

Auf zwei CDs harmonieren der 46-jährige Pianist und der elf Jahre jüngere Mandolinenmann aufs Allerschönste. Dass Thile qualitativ so gut mithält, mag für Jazzer eine Überraschung sein, aber tatsächlich ist er an seinem traditionellen Country-Folk-Saiteninstrument schon lange Weltklasse. Dass er kein großer, aber ein sehr solider Sänger ist (Tonlage eher hell), schadet dem Gesamteindruck keineswegs.

Das Songmaterial ist - wie so oft beim Eklektiker Mehldau - bunt gemixt und mit einigen Folk- und Country-Elementen sehr fair auch auf Chris Thile zugeschnitten. "Scarlet Town" von David Rawlings und Gilian Welch oder Bob Dylans "Don't Think Twice It's Alright" sind im erweiterten Sinne Americana, "Independence Day" von Elliott Smith und "Marcie" von Joni Mitchell der anspruchsvollen Pop- und Folkmusik zuzurechnen. Besonders schön gelingen die Ballade "I Cover The Waterfront" (Johnny Green/Edward Heyman) und das irisch-folkige "Tabhair Dom Do Lámh" (Ruaidri Dáll Ó Catháin).

Hört man dieses ungewöhnliche Jazz-Folk-Album, dann verstärkt sich der Eindruck: Es gibt nichts, was Brad Mehldau nicht hinkriegt. Und in der Wahl seiner musikalischen Mitstreiter ist dieser Mann einfach unfehlbar.

Website Brad Mehldau