1. Startseite
  2. >
  3. Kultur
  4. >
  5. Musik
  6. >
  7. Eine Band, die glücklich macht: Hiss Golden Messenger

Starkes Konzert Eine Band, die glücklich macht: Hiss Golden Messenger

Seit zehn Jahren liefert die US-Band Hiss Golden Messenger zuverlässig fantastische Folkrock-Platten ab - und ist noch immer viel zu unbekannt. Auch bei ihrem Auftritt in der Hauptstadt blieb der Andrang überschaubar. Wer nicht dabei war, hat viel verpasst.

Von Werner Herpell, dpa 08.12.2016, 12:45

Berlin (dpa) - Das üppige Berliner Konzertangebot ist für echte Musikfans Fluch und Segen zugleich. An manchen Abenden verpasst man die eine oder andere Perle, weil es so viele davon gibt.

Am Mittwoch etwa waren die Britrocker Ash auf ihrer 20-Jahre-Jubiläumstour in der Stadt, außerdem die Queer-Pop-Truppe Hidden Cameras, die schwedische Alternative-Country-Band Baskery, der norwegische Singer-Songwriter Jonas Alaska - und Hiss Golden Messenger.

Wer sich für die fünf Folkrocker aus North Carolina entschieden hatte, wurde im Privatclub mit einem der besten Konzerte des Jahres belohnt. Ein Jammer, dass gerade mal 50 Fans zuschauten - aber von denen ging definitiv jeder mit einem glücklichen Grinsen im Gesicht nach Hause.

MC Taylor heißt der Mastermind von Hiss Golden Messenger, einer in Fachkreisen und von Popkritikern schon seit ihrer Gründung vor zehn Jahren bejubelten Band. Taylors Songs orientieren sich am warmen Seventies-Sound von The Band, Neil Young oder Fleetwood Mac, auch an Südstaaten-Swamprock und erdigem Country-Soul. Vor allem: Diese Lieder sind durch die Bank von einer erlesenen Qualität, wie man sie im ausufernden Neo-Folkrock-Genre nur sehr selten findet - mit dem nagelneuen Album "Heart Like A Levee" als Höhepunkt.

Diese wunderbare Platte spielte auch im Berliner Privatclub eine Hauptrolle, ergänzt durch Stücke vom Vorgänger "Lateness Of Dancers" (2014) und aus älteren Werken. Ohne sich vom überschaubaren Publikumsandrang irritieren oder gar verärgern zu lassen, spielten Hiss Golden Messenger ein mehr als 90-minütiges Set voller Virtuosität und Spielfreude.

Taylor gab den freundlich-lakonischen Frontmann mit nasaler Stimme (Marke "Dylan in schön"), sang zu Tränen rührende Balladen wie "Cracked Windshield" und ließ gelegentlich als Gitarrist sein Können aufblitzen. Das Rampenlicht an den Sechssaitern überließ er aber dem besorgniserregend mageren Ryan Gustafson und seinem langjährigen Kumpel Phil Cook - für alle drei gab es immer wieder Szenenapplaus.

Man fühlte sich oft an Wilco, The National, Lambchop oder die Jayhawks erinnert - also an Folkrock-Bands, die im Laufe der Jahre mit Erfolg aus ihrer Indie-Nische herausgefunden haben, ohne sich dem Mainstream anzubiedern. Auch Hiss Golden Messenger vereinen Tradition und Gegenwart, integrieren mühelos Jazz, Dub oder Funk wie im groovigen "Like A Mirror Loves A Hammer".

Im fantastischen Rausschmeißer "Brother, Do You Know The Road?" ließen Taylor und seine vier Mitstreiter sogar puren Gospel einfließen. Zu diesem Zeitpunkt war jedem im Raum längst klar, dass es goldrichtig war, sich aus dem Berliner Überangebot des Mittwochabends Hiss Golden Messenger herauszupicken.

Label

Hiss Golden Messenger