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DIHK-Chef warnt vor "Akademisierung" der Ausbildung

03.02.2014, 16:16

Berlin - Bei der Suche nach Lehrstellen geraten Hauptschüler gegenüber Akademikern zunehmend ins Hintertreffen. Der Präsident des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK), Eric Schweitzer, warnt vor einer "Akademisierung" des Ausbildungsmarktes.

Jahrelange Forderungen nach einer Erhöhung der Studierendenquote hätten dazu geführt, "dass Hörsäle aus allen Nähten platzen, während Unternehmen händeringend Azubis suchen", sagte er den "Ruhr Nachrichten" (Montag). In allen Regionen Deutschlands könnten Ausbildungsplätze nicht besetzt werden. "Dem Wirtschaftsstandort Deutschland droht nachhaltiger Schaden, wenn der Trend zur Akademisierung um jeden Preis nicht gestoppt wird."

Bei den in den Industrie- und Handelskammern vereinten Unternehmen wurden 2013 nach Schweitzers Angaben 4,5 Prozent weniger Verträge als im Vorjahr abgeschlossen. "Bei neuen Ausbildungsverträgen gab es einen Rückgang von rund 330 000 auf 315 000." Es sei absurd, dies den Unternehmen anzulasten.

Eine weitere ungebremste Akademisierung könne sogar zu höherer Arbeitslosigkeit führen, wenn bestimmte Qualifizierungsprofile am Arbeitmarkt nicht gefragt seien. Rund 25 Prozent der Studienanfänger - in den Ingenieurwissenschaften sogar 50 Prozent - beendeten ihr Studium ohne Abschluss.

DGB-Vizechefin Elke Hannack nannte die Warnung vor Azubi-Mangel eine "Fata Morgana". Die Zahl der Ausbildungsverträge sei auf den tiefsten Stand seit der Deutschen Einheit gefallen. "Rund 84 000 junge Menschen suchen nach den amtlichen Statistiken noch händeringend einen Ausbildungsplatz - und das obwohl sie von der Bundesagentur für Arbeit als ausbildungsreif eingestuft werden." Ihnen stünden aber nur 33 500 offene Ausbildungsplätze gegenüber.

Überhaupt bildeten nur sieben Prozent der Betriebe noch Hauptschüler aus. Fast die Hälfte der Ausbildungsberufe bleibe Hauptschülern mittlerweile faktisch verschlossen. "Wenn sich die Zahl der Ausbildungsplätze im Sinkflug befindet, liegt dies nicht am vermeintlichen Akademisierungswahn, sondern an den Betrieben, die sich an eine Bestenauslese gewöhnt haben und Hauptschülern von vorneherein keine Chance mehr geben", kritisierte die DGB-Vize.

Das Gegeneinanderausspielen von Ausbildungswegen ist aus Sicht von Südwestmetall-Chef Stefan Wolf nicht zielführend: "Die Facharbeiterausbildung ist für die Nachwuchssicherung genauso unverzichtbar wie die Hochschulausbildung." Das Qualifikationsniveau der Bevölkerung insgesamt müsse angehoben werden. Solange rund jeder Sechste im Alter von 25 bis 35 Jahren ohne Berufsabschluss sei, gebe es noch genügend Potenzial für beide Ausbildungswege. Es müssten aber "auch Qualität und Rahmenbedingungen in einigen Zweigen der dualen Ausbildung verbessert werden", sagte Wolf der Nachrichtenagentur dpa.