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Umfrage: Deutsche überschätzen ihre Toleranz gegenüber Migranten

10.09.2014, 15:10

Berlin - Trotz einer allgemeinen Zustimmung der Deutschen zu einer multikulturellen Gesellschaft halten sich im Alltag viele Vorurteile gegenüber Migranten.

So sieht sich laut einer aktuellen Umfrage eine große Mehrheit der Bevölkerung als tolerant und befürwortet die volle Teilhabe von Zuwanderern am gesellschaftlichen Leben. Dennoch sehen viele die Integration vor allem als Aufgabe von Migranten.

Einige Vorurteile halten sich hartnäckig: Die Umfrage ergab etwa, dass 19,2 Prozent der Befragten der Aussage zustimmen, dass Juden versuchen, aus der Vergangenheit des Dritten Reiches heute ihren Vorteil zu ziehen. Auch die Haltung gegenüber Flüchtlingen ist zum Teil negativ: Mehr als 20 Prozent meinen, die meisten Asylbewerber würden in ihrer Heimat gar nicht verfolgt. Allerdings halten sich etwa 82 Prozent für sehr tolerant und offen gegenüber Fremden.

Das ergab eine repräsentative Erhebung des Bielefelder Instituts für Interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung, die am Mittwoch in Berlin vorgestellt wurde. Für die Studie befragten Forscher von November 2013 bis Januar 2014 2006 Menschen ab 18 Jahren.

85,6 Prozent der Befragten sind demnach der Ansicht, dass jemand, der irgendwo neu ist, die gleichen Rechte haben sollte wie alle anderen. Dennoch meinen 32,4 Prozent, dass diese Menschen sich erstmal mit weniger zufriedengeben sollten.

Ähnlich widersprüchlich sieht es beim Thema Integration aus: Zwar sprechen sich mehr Befragte für eine stärkere Willkommenskultur aus (36,0) als dagegen (31,0). Gehe es allerdings um die Frage, wer sich auf wen zubewegen soll, sähen viele Befragte die Zuwanderer in der Pflicht, sagte Madlen Preuß, Koordinatorin der Studie. Mehr als die Hälfte der Bevölkerung meint, die Migranten müssten sich mehr an die Deutschen anpassen als andersherum.

Die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, Aydan Özoguz (SPD) reagierte nachdenklich auf die Ergebnisse: "Mich besorgt der Befund, dass viele Befragte ihre persönliche Integrationsbereitschaft und Toleranz überschätzen", erklärte Özoguz. "Abstrakte Fragen zur Integration erfahren zumeist höhere Zustimmung, als konkrete Fragen aus der Welt des persönlichen Alltags." Letztere ließen erkennen, dass viele Vorurteile fortbestehen.