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Sammlung von 59 legendären Oldtimern Autoträume in Rost und Staub

Die Geschichte fasziniert nicht nur Autoliebhaber: Verstaubt und
überwuchert tauchen in einer Lagerhalle nach Jahrzehnten Schätze der
Autogeschichte wieder auf. Der Millionenfund wird jetzt versteigert.

06.02.2015, 01:18

Paris (dpa) l Eigentlich sollte der Franzose Roger Baillon nach seinem Militärdienst den Hof seiner Eltern im Westen Frankreichs übernehmen. Doch der junge Mann hatte ganz andere Pläne. Den Militärdienst brach er frühzeitig ab und wurde Luftfahrtmechatroniker bei Air France. Als Kind seiner Zeit bewunderte er moderne Technik und vor allem die im frühen 20. Jahrhundert aufblühende Automobilindustrie: Baillon begann, Motorwagen zu sammeln.

Heute verdanken Oldtimer-Liebhaber dem 1995 gestorbenen Baillon eine zuvor völlig unbekannte Autosammlung, die es so wohl kein zweites Mal geben wird. Insgesamt 59 Modelle aus der Kollektion Baillon sollen heute für Millionen Euro den Besitzer wechseln. Die Erben wollen sich nach 50 Jahren Stillstand damit von einem Großteil der Sammlung trennen, nachdem auch Baillons Sohn 2014 gestorben war.

Gänzlich unerwartet waren insgesamt 100 Klassiker der Autogeschichte wieder aufgetaucht - völlig verstaubt und von Unkraut und Sträuchern bewachsen. Die Experten des Pariser Auktionshauses Artcurial konnten ihren Augen kaum trauen. "Was diese Entdeckung so einzigartig macht, ist die hohe Zahl an gut erhaltenen Originalmodellen", sagen sie.

Roger Baillons Vorliebe galt vor allem den französischen Luxusmarken aus den 1920er und 1930er Jahren: Delage, Delahaye, Talbot Lago und Voisin. Aber auch Modelle von Rolls-Royce, Bugatti, Maserati und Ferrari konnte er für seine Sammlung gewinnen. Ein besonderes Highlight: der Ferrari 250GT SWB California Spider, Baujahr 1961.

Dieses Cabriolet wurde überhaupt nur 37 Mal gebaut, was seinen Sammlerwert in die Höhe schießen lässt. Jede Fertigung wurde akribisch dokumentiert; dieses Modell jedoch galt als verschollen. Zu alledem soll der Wagen dem französischen Filmstar Alain Delon gehört haben und sich in einem außergewöhnlich guten Zustand befinden. Sein geschätzter Verkaufspreis liegt damit zwischen 9,5 und 12 Millionen Euro.

Als einer der wenigen seiner Zeit erkannte Sammler Baillon den historischen Wert der Fahrzeuge. Er war fest entschlossen, viele Modelle vor der Verschrottung zu bewahren. Und das zu einer Zeit, zu der das Sammeln ein eher ungewöhnliches Hobby war. Der Vordenker träumte von einem eigenen Automuseum, das es so allerdings nie geben sollte. Seine Nachfahren können sich heute über ein Millionenerbe freuen.

Schon immer war Roger Baillon leidenschaftlicher Bastler. Mit aufpolierten Lastwagen stieg er erfolgreich in die internationale Transportbranche ein und machte sich schließlich als Karosseriebauer auf der Pariser Automobilmesse einen Namen.

Dank dieser Leidenschaft bietet die Kollektion Baillon heute eine beeindruckende Reise durch die Entwicklungsgeschichte des Autos. Von den frühen Anfängen der Produktion bis zu den 1970er Jahren. Aus dem Jahr 1914 etwa ist ein Delahaye-Coupé mit Chauffeur-Kabine zu ersteigern. Ein weiterer Höhepunkt der Auktion ist der Maserati Gran Sport Frua von 1956. Er wird auf eine Million Euro geschätzt.

Mehr Bilder unter: www.volksstimme.de/rostige-oldtimer