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Gemeinden warnen vor steigenden Elternbeiträgen Erzieher wollen zehn Prozent mehr

Deutschlands Erzieher verlangen eine höhere Wertschätzung ihrer Arbeit -
die sich auch in der Bezahlung widerspiegeln soll. Die Gemeinden warnen
davor: Die Eltern müssten dann noch höhere Kita-Beiträge bezahlen.

13.03.2015, 01:18

Magdeburg l Mehr Sprachförderung, mehr Elterngespräche, naturwissenschaftliche Experimente mit den Kindern - die Anforderungen an Erzieher sind in den vergangenen Jahren gestiegen. Die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi fordert deshalb, dass die Gehälter für Beschäftigte in kommunalen Einrichtungen um durchschnittlich zehn Prozent angehoben werden sollen.

In Sachsen-Anhalts Kitas arbeiten rund 18000 pädagogische Mitarbeiter. Davon sind etwa 8000 in öffentlichen Einrichtungen tätig - sie würden von der Anhebung profitieren. Eine Erzieherin bekäme nach acht Jahren im Beruf monatlich dann 3308 Euro statt 2877 Euro.

Die Vereinigung Kommunaler Arbeitgeberverbände lehnt das ab. "Wir halten diese Forderungen für unrealistisch", sagte Sachsen-Anhalts Verbandsgeschäftsführer Detlev Lehmann der Volksstimme. Die Erzieher würden bereits höhere Gehälter als andere Berufsgruppen im öffentlichen Dienst erhalten, so Lehmann.

Verdi sieht das anders. "Die Ausbildung ist länger als in anderen Berufen, die Aufgaben werden immer mehr. Die pädagogischen Fachkräfte verdienen eine angemessene Bezahlung", erklärte ein Sprecher.

Rückendeckung kommt aus der Politik. Bundesfamilienministerin Manuela Schwesig (SPD) betonte: "Die Zeit ist reif für eine gute Bezahlung für Erzieherinnen und Erzieher."

Während die Beschäftigten profitieren würden, müssten besonders die Eltern die Tariferhöhungen bezahlen, warnen hingegen die Kommunen. "Eine solche Steigerung würde zu einem weiteren Schub bei den Elternbeiträgen für einen Kita-Platz führen", sagte Jürgen Leindecker vom Städte- und Gemeindebund der Volksstimme. In den vergangenen Wochen hatte es in Sachsen-Anhalt bereits heftige Diskussionen über teils massive Gebührensteigerungen gegeben.

Das Haus von Sozialminister Norbert Bischoff (SPD) warnt vor Schwarzmalerei. Die Kita-Finanzierung werde in Sachsen-Anhalt von vielen Schultern getragen, sagte ein Sprecher. Tarifsteigerungen würden Land, Kommunen und Eltern gemeinsam stemmen müssen. "Gute Kinderbetreuung mit qualifiziertem Personal hat nun mal ihren Preis", erklärte das Sozialministerium.

Von einem Tarifabschluss würden nicht nur Erzieher profitieren, sondern auch andere Beschäftigte der Kommunen wie Sozialarbeiter, Kinderpfleger und Heilpädagogen.

Die nächste Tarifrunde findet am 23. März in Münster statt. Insgesamt verhandelt Verdi für 240000 Beschäftigte. Nützen könnte das auch Angestellten bei freien Trägern. Diese beziehen sich in der Tarifentwicklung häufig auf den öffentlichen Dienst.