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Regierungsfraktionen CDU und FDP wollen "realitätsfernen" Vorschlag heute im Bundestag ablehnen Linke fordert kostenloses Essen für alle Kinder in Schulen und Kitas

16.05.2013, 01:15

Wer sich ungesund ernährt, ist weniger leistungsfähig. Diese Erkenntnis ist nicht neu. Aber aktuell: In Deutschland geht jeder vierte Schüler ohne Frühstück in die Schule. "Wenn das Geld der Eltern dann auch nicht für ein gutes Mittagessen reicht, können diese Kinder und Jugendlichen keine guten Leistungen bringen", sagt Rosemarie Hein (Die Linke).

Im Bundestag wird ihre Fraktion heute deshalb einen Antrag einbringen, der die unentgeltliche Verpflegung in Schulen und Kindertagesstätten fordert - für alle Kinder. "Die Situation ist katastrophal: Durch den Preiskampf muss das Essen immer billiger werden, die Qualität sinkt", kritisiert Hein vor allem Großanbieter wie Sodexo und Dussmann.

Mehr als 8 Milliarden Euro soll das Programm jährlich kosten: Vier Euro pro Essen und Kopf. Zu teuer? Die Linken-Politikerin weist das zurück: "Wir geben so viel Geld für die Rettung von Banken aus. Das sollten uns unsere Kinder wert sein."

Die Koalition hat angekündigt, den Antrag ablehnen zu wollen. "Das ist nicht umsetzbar", sagt Heike Brehmer (CDU) und verweist auf das Bildungs- und Teilhabepaket. "73 Prozent der anspruchsberechtigten Kinder nutzen es schon. Bedürftige können darüber Mittagessen finanzieren", sagt sie.

Auch Jens Ackermann (FDP) hält nichts von einer generellen unentgeltlichen Verpflegung: "Es ist nicht zweckmäßig, dass das unabhängig vom Einkommen der Eltern geschehen soll", sagt er. Der Vorschlag sei realitätsfern. Ackermann sieht die Kommunen in der Pflicht. "Sie müssten den Mut haben, ihre Ausgaben an anderer Stelle zu überprüfen und anders gewichten", sagt er und fordert, dass Schüler Kochen lernen und darauf achten sollen, welche Inhaltsstoffe die Produkte hätten. "Das ist viel mehr Wert, als die Schüler unentgeltlich zu verpflegen", so der FDP-Politiker.

Auch die SPD wird den Gesetzentwurf wohl ablehnen. Silvia Schmidt (SPD) findet es zwar richtig, dass die Verpflegung für alle erschwinglich werden soll. Das Programm der Linken sei allerdings nicht gegenfinanziert. "Das ist populistisch und bringt uns kein Stück weiter", kritisiert sie. Das Bildungs- und Teilhabepaket der Regierung sei ebenso unzureichend. "Das ist nur schlechtes Flickwerk von Ursula von der Leyen und viel zu kompliziert."

Ernährungswissenschaftler kritisieren die Verpflegungssituation an Schulen und Kitas seit Jahren. "Zu viel Fleisch und süße Getränke, zu wenig Obst und Gemüse", bringt es Gabriele Stangl von der Martin-Luther-Universität Halle auf den Punkt. Es sei katastrophal, dass Fleisch und Chips günstiger seien als Obst und Gemüse.

Um Letzteres finanzieren zu können, hat die Linke vier Euro pro Essen veranschlagt. "Damit wollen wir auch die Qualität des Essens steigern", sagt Rosemarie Hein. Ernährungswissenschaftlerin Gabriele Stangl hält den Betrag für angemessen, sagt aber: "Entscheidend ist nicht das Geld. Man kann Schnitzel in Frittierfett legen oder mühevoll fettarm zubereiten. Diesen Aufwand scheuen die meisten Anbieter."