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EU-Spitzenreiter bei Feiertagen Bulgarien – zwischen Party im Büro und verlängertem Wochenende

24.05.2011, 04:35

Von Elena Lalowa

Staus auf den Ausfahrtstraßen, volle Supermärkte, geschäftige Menschen – all dies deutet in Bulgarien wieder einmal auf ein langes Wochenende hin. Aktuell wird der Tag des slawischen Schrifttums am 24. Mai gefeiert. Da er in diesem Jahr auf einen Dienstag fällt, gab die Regierung den Montag gleich mit frei. Die Bulgaren können so länger in ihren Landhäuschen oder in den beliebten Ferienorten der Nachbarstaaten Griechenland und Türkei bleiben.

Es ist bereits das dritte lange Wochenende seit Jahresbeginn – Ostern nicht mitgerechnet. Im ärmsten EU-Land gibt es 2011 offiziell 14 Feiertage. Doch in diesem Jahr werden sie mehr als sonst durch zusätzlich offiziell freigegebene Tage mit Wochenenden verknüpft. Zusammen mit Griechenland hat Bulgarien die meisten Feiertage in der EU; häufig kommen für Arbeitnehmer pro Jahr noch mehr als vier Wochen Urlaub hinzu. In puncto Arbeitsproduktivität ist Bulgarien allerdings Schlusslicht in der Gemeinschaft.

Mit dem viertägigen Wochenende zum Tag des slawischen Schrifttums geht nun der am 3. März begonnene Feier-Marathon weiter. Zum 133. Jahrestag der Befreiung Bulgariens von den Türken gab es drei freie Tage. Kurz nach Ostern wurde am 6. Mai auch der Tag der Armee mit einem langen Wochenende gefeiert. Und nach den Sommerferien gibt es im Herbst gleich zwei lange Wochenenden: drei freie Tage zum 6. September (Tag der Wiedervereinigung) und vier Tage zum Unabhängigkeitstag am 22. September.

Im Internet finden sich Ratschläge, wann "es sich lohnt", im Anschluss an die langen Wochenenden noch zusätzlich Urlaub zu nehmen. "Ich richte mich immer danach", freut sich die Rechnungsführerin Ina in Sofia. Mit nur vier Tagen Urlaub machte sie zu Ostern eine 10-tägige Reise nach Barcelona.

Unbeachtet bleiben bislang alle Bedenken von Arbeitgebern, die Feiertagsserien wirkten sich negativ auf die Wirtschaft aus. Betriebe, die für den Export arbeiten, oder Banken könnten ihre Verluste kaum ausgleichen. Von den vielen Feiertagen profitieren dagegen der Tourismus und das Gaststättengewerbe in dem Land am Schwarzen Meer.

Das "Problem" entstand nach dem Zusammenbruch des Ostblocks. Damals wurden viele von den Kommunisten verbotene Feiertage und religiöse Feste wie Ostern und Weihnachten wieder erlaubt.

Über das ganze Jahr werden in Bulgarien zudem viele christlich-orthodoxe Namenstage gefeiert, als private Feste. Doch die Party im Büro oder im Betrieb setzt der Arbeit oft am frühen Nachmittag ein Ende. Die größten Namenstage werden sogar häufig zweimal gefeiert – nach dem alten Julianischen und nach dem erst 1916 eingeführten Gregorianischen Kalender.(dpa)