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Auswärtiges Amt startet Kampagne "Deutsch – Sprache der Ideen" / Ziel: Internationalen Abwärtstrend der deutschen Sprache stoppen

26.02.2010, 05:19

Z: Magdeburg ZS: MD PZ: Magdeburg PZS: MD Prio: höchste Priorität IssueDate: 25.02.2010 23:00:00


Von Christoph Sator

Den ersten Akzent in Sachen Sprache setzte Guido Westerwelle, noch bevor er Minister wurde. Gleich nach der Bundestagswahl maßregelte er einen Korrespondenten der BBC, der in Berlin um eine Antwort "in english" gebeten hatte: "So wie es in Großbritannien üblich ist, dass man dort selbstverständlich Englisch spricht, so ist es in Deutschland üblich, dass man hier Deutsch spricht." Fünf Monate später gibt es aus dem Auswärtigen Amt jetzt auch ein offizielles Programm zur Förderung der deutschen Sprache.

Die neue Kampagne, die Westerwelle gestern startete nennt sich "Deutsch – Sprache der Ideen". Der Titel lehnt sich an die erfolgreiche Imagekampagne an, die die Bundesregierung zur Fußball-WM 2006 ins Leben gerufen hatte ("Deutschland – Land der Ideen"). Ziel ist es, den seit langem zu beobachtenden Abwärtstrend der deutschen Sprache im internationalen Vergleich endlich zu stoppen.

Alles in allem sprechen weltweit über 180 Millionen Menschen deutsch. Dazu gehören mehr als 100 Millionen "Muttersprachler", womit Deutsch innerhalb der Europäischen Union sogar auf dem ersten Platz steht. Allerdings geht die Zahl der Deutsch-Schüler seit Jahren zurück.

Aktuell pauken weltweit noch etwa 14,5 Millionen Menschen deutsche Vokabeln und deutsche Grammatik. Vor fünf Jahren waren es noch 2,5 Millionen mehr. Gründe dafür gibt es viele. Längst hat sich Englisch als Sprache der internationalen Kommunikation durchgesetzt. In vielen Ländern wurde die zweite Fremdsprache aus den Lehrplänen gestrichen. Zudem gilt Deutsch seit jeher als kompliziert.

Selbst in Osteuropa, wo es nach dem Fall der Mauer vorübergehend einen Deutsch-Boom gab, ebbt das Interesse ab. Trotzdem gibt es in Polen und Russland mit jeweils etwa 2,3 Millionen noch die meisten Deutsch-Schüler und -Studenten.

Hinzu kommt, dass auch die Konkurrenz größer geworden ist. Länder wie Frankreich, Spanien oder auch China räumen der Sprachförderung im internationalen Wettbewerb viel Bedeutung ein. Mit "Sprache der Ideen" will Berlin jetzt dagegenhalten. Dazu gehört neben der Förderung von Goethe-Instituten und "Partnerschulen" eine ganze Reihe von Veranstaltungen weltweit. Die Deutsche Welle trägt mit einer Serie "Jojo sucht das Glück" zur Sprachförderung bei.

Dabei will man Peinlichkeiten vermeiden, wie sie es bei vergleichbaren Programmen früher gab – wie zum Beispiel bei einer Kampagne der einstigen schwarz-gelben Koalition von Helmut Kohl, als unter dem Motto "Deutsch macht Spaß" von Bier bis Neuschwanstein fast alle denkbaren Klischees zum Einsatz kamen. Oder im Lehrbuch "Deutsch aktiv", wo ein Marsmännchen namens Rocko für die Vermittlung des richtigen Deutschland-Bilds zuständig war.

Für Westerwelle jedenfalls ist die Förderung der deutschen Sprache eine "Prinzipienfrage". Nachdem er die Zweifel an seinen Englisch- Kenntnissen ausgeräumt hatte, stellte er klar: "Ich gebe nicht als Außenminister 300 Millionen Euro pro Jahr zur Förderung der deutschen Sprache aus, um anschließend in Deutschland selbst auf die deutsche Sprache zu verzichten." Vor dem internationalen Publikum der Münchner Sicherheitskonferenz zum Beispiel hielt er seine Rede nicht auf Englisch, sondern auf Deutsch.

Als Außenminister will er auch nicht akzeptieren, dass beim künftigen gemeinsamen Auswärtigen Dienst der Europäischen Union (EAD) nur Englisch und Französisch die Standardsprachen sind. Beim ersten Treffen mit der neuen EU-Kollegin Catherine Ashton machte er deutlich, dass eine angemessene Rolle der deutschen Sprache beim EAD für die Bundesregierung ein "zentrales Anliegen" sei.(dpa)