Exporte brechen ein Wirtschaft ausgebremst

10.10.2014, 01:09

Berlin/Frankfurt (dpa) l Für die deutsche Wirtschaft sieht es düster aus. Weltweite Krisen und eine schwache Binnennachfrage bringen den Aufschwung ins Stocken. Nach dem herben Rückgang der Industrieaufträge brachen im August auch die Exporte ein. Die führenden Wirtschaftsforschungsinstitute senkten ihre Wachstumsprognose für Deutschland für 2014 und 2015 deutlich.

Als eine Ursache nannten die Ökonomen bei der Vorstellung des Herbstgutachtens am Donnerstag in Berlin auch "Gegenwind aus der Wirtschaftspolitik": Mindestlohn, Mütterrente und die Rente mit 63 hemmten die Investitionsbereitschaft der Unternehmen stärker als zunächst angenommen. Die Forderungen an die Bundesregierung, mit mehr Investitionen gegenzusteuern, werden lauter.

Die Forschungsinstitute Ifo (München), DIW (Berlin), RWI (Essen) und IWH (Halle) rechnen für dieses Jahr nur noch mit 1,3 Prozent mehr Wirtschaftsleistung. Vor einem halben Jahr hatten die von der Bundesregierung beauftragten Experten noch 1,9 Prozent Wachstum vorhergesagt. Auch ihre Prognose für 2015 kappten die Forscher deutlich von 2,0 auf 1,2 Prozent.

"Die Institute waren bisher davon ausgegangen, dass die für Deutschland historisch niedrigen Zinsen die Investitionstätigkeit stimulieren würden", heißt es im jetzigen Gutachten. "Mehr und mehr zeichnete sich in den vergangenen Monaten aber ab, dass die deutsche Investitionsschwäche nicht überwunden wird."

Die Politik sei gefordert, das Wachstum mit geringeren Abgaben und höheren Investitionen anzukurbeln, mahnten die Forscher. Handwerk, Baugewerbe und Versicherungswirtschaft bekräftigten diese Forderung: Gefragt sei etwa mehr öffentliches Geld für Infrastruktur wie Straßen.

Nach dem Rekordmonat Juli brachen die deutschen Ausfuhren im August zum Vormonat um 5,8 Prozent ein. Das ist nach Angaben des Statistischen Bundesamtes der stärkste Rückgang seit Januar 2009 (minus 7,1 Prozent). Europas größte Volkswirtschaft bekommt zunehmend die Krisen rund um den Globus zu spüren. Die Auseinandersetzungen in Syrien und im Irak, aber auch der schwelende russisch-ukrainische Konflikt belasten.