Ein Jahr Sanktionen der EU gegen RusslandAsien wartet schon

Die EU-Sanktionen gegen Russland wirken, zumindest ökonomisch. Das hat das erste Jahr der Handelsbeschränkungen gezeigt. Stark betroffen sind aber auch deutsche Exporteure.

Von Bernd Röder und Harald Schmidt 10.03.2015, 01:21

Berlin (dpa) l Es ist ein Scherz mit Hintersinn: "Der Wert des Rubels hat de facto um 30 Prozent zugenommen", sagt Sergej Sumlenny, Experte für die Sanktionen gegen Russland bei der Beratungsfirma Russia Consulting. Er meint die Geldscheine selbst. Denn die Farbe, mit der die Banknoten gedruckt werden, kommt aus der Schweiz und ist in russischer Währung gerechnet deutlich teurer geworden. Der Rubel selbst aber hat in den vergangenen Monaten zum US-Dollar, Euro und auch Schweizer Franken deutlich an Wert verloren.

Ein Grund: Als vor einem Jahr Russland die völkerrechtlich zur Ukraine gehörende Halbinsel Krim annektierte, verhängten EU und USA Sanktionen. Zunächst wurden am 17. März 2014 Kontosperrungen und Einreiseverbote für russische Funktionäre beschlossen. Am 1. August kamen Handelsbeschränkungen für den Finanz-, Energie- und Militärsektor hinzu, die einen Monat später verschärft wurden.

Russland ist zwar getroffen, aber auch deutsche Unternehmen und Branchen ziehen eine düstere Zwischenbilanz. Die deutschen Exporte nach Russland gingen von 36,1 Milliarden im Jahr 2013 auf 29,2 Milliarden Euro im vergangenen Jahr zurück, das entspricht einem Minus von gut 18 Prozent. Unter den jetzigen Vorzeichen, meint Volker Treier, der Außenwirtschaftschef des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK), könnte es 2015 "nochmals 10 Prozent runter" gehen. Das hänge auch mit einem Verzögerungseffekt zusammen. Das seit August bestehende Exportverbot für zivile Güter, die auch militärisch genutzt werden können, gelte zwar nur für neue Abschlüsse. Alte Aufträge hätten die Firmen noch abarbeiten können, jetzt aber fehlten neue Verträge, erklärt Treier am Montag bei einer Podiumsdiskussion in Berlin.

Besonders hart traf es die deutschen Maschinenbauer. "Unsere Exporte nach Russland sind 2014 um 17 Prozent eingebrochen", sagt Ralph Wiechers, Chefvolkswirt des Branchenverbands VDMA. Das klinge zwar harmlos, zumal die Schlüsselindustrie ursprünglich ein Minus von bis zu einem Drittel befürchtet hatte. "Aber nominal haben wir Geschäfte im Volumen von 1,3 Milliarden Euro verloren." Die Bergbaumaschinenbauer büßten sogar 39 Prozent ein.

Die Maschinenbaubranche, die 2014 mehr als ein Fünftel (22 Prozent) aller deutschen Russland-Exporte lieferte, will ihre Geschäftsbeziehungen weiterhin pflegen, um sie nicht an die Konkurrenz aus China zu verlieren. Wiechers weiß: "Je länger die Krise dauert, umso schwieriger wird es." Das sehen auch die in Berlin versammelten Unternehmer so. Wo die Europäer wegen der Sanktionen nicht mehr zuverlässig liefern können, seien Konkurrenten aus China und Südkorea schnell auf der Matte. Und damit hat auch Kremlchef Wladimir Putin immer wieder gedroht.