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Prozess um Beinahepleite der Mittelstandsbank IKB / Deutsche-Bank-Chef verteidigt Kredit-Stopp Ackermann wollte "schlechtem Geld" kein "gutes" nachwerfen

Von Frank Bretschneider 14.05.2010, 05:18

Die Deutsche Bank weist im Zusammenhang mit der Beinahe-Pleite der Mittelstandsbank IKB im Jahr 2007 weiter alle Verantwortung von sich. Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann verteidigte am Mittwoch als Zeuge im Prozess gegen den früheren IKB-Chef Stefan Ortseifen das Verhalten seines Kreditinstituts.

Düsseldorf (ddp). Die Deutsche Bank hatte Ende Juli einen Tag vor der am 27. Juli öffentlich bekanntgewordenen Schieflage der IKB ihre Kreditlinien für das Finanzinstitut gekappt. Man habe nicht "schlechtem Geld gutes Geld nachwerfen" wollen, sagte Ackermann vor dem Landgericht Düsseldorf.

Konkret geht es um die von der IKB betreute Zweckgesellschaft Rhineland Capital Funding. Teile dieses laut Ackermann seinerzeit 13,7 Milliarden Euro schweren Fonds hatte das IKB-Management in hoch riskante Wertpapiere des US-Immobilienmarktes gesteckt, dessen schwere Krise im Sommer 2007 aufgekeimt war. Die Deutsche Bank hatte Ackermann zufolge mit der IKB eine feste Kreditlinie in Höhe von 500 Millionen Euro für diese Zweckgesellschaft vereinbart. Eine weitere Kreditlinie über 76 Millionen habe ohne Vertrag existiert.

Ortseifen hatte vor Gericht das Verhalten der Deutschen Bank für den Beinahe-Zusammenbruch der IKB verantwortlich gemacht und selbst jede Verantwortung zurückgewiesen. Der "Bonitätsentzug" der Deutschen Bank für die IKB habe im Markt wie ein "Fanal" gewirkt. Der Ex-Banker steht seit März wegen des Verdachts der Börsenmanipulation vor Gericht, weil er in einer Pressemitteilung vom 20. Juli 2007 – eine Woche vor dem Beinahe-Zusammenbruch der IKB am 27. Juli – das Engagement der IKB in zweitklassige US-Hypothekenanlagen schöngeredet haben soll.

Die Pressemitteilung hatte zunächst auch die Deutsche Bank beruhigt: "Am 20. Juli hatten wir keine Veranlassung, die Handelslinie zu kappen", räumte Ackermann ein. Wegen der Verwerfungen auf dem US-Immobilienmarkt habe die Deutsche Bank aber bei der IKB Angaben über den Wert der Zweckgesellschaft einzuholen versucht. Dabei habe sich herausgestellt, dass die Bewertung des Rhineland-Portfolios sechs Wochen alt gewesen sei und es trotz der kritischen Marktentwicklung keine neuen Einschätzungen gegeben habe.

"Wir haben von der IKB dazu keine befriedigenden Informationen bekommen", merkte Ackermann an. Deshalb schätzte die Deutsche Bank Ackermann zufolge auf Grundlage einer Analyse der Marktsituation die Lage der Zweckgesellschaft selbst ein. Dabei sei sein Kreditinstitut zu dem Ergebnis gekommen, dass die meisten Portfolios in der Zweckgesellschaft zum Teil auf bis 60 Prozent abgestürzt seien. Daraufhin habe die Deutsche Bank ihre Kreditlinie zur IKB gekappt, weil sie ein Fortbestehen gegenüber ihren eigenen Aktionären nicht hätte rechtfertigen können, führte Ackermann aus.

Die IKB war die erste deutsche Bank, die in den Sog der US-Immobilienkrise geraten war. Nur mit einem rund zehn Milliarden Euro schweren Darlehen ihrer damaligen Hauptaktionärin, der staatlichen Förderbank KfW sowie des Bundes und privater Banken konnte ein Kollaps der IKB verhindert werden. Ein Jahr später, im August 2008, übernahm der US-Finanzinvestor Lone Star die ehemals solide Mittelstandsbank – für nur rund 100 Millionen Euro.