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Gute Tropfen von Saale und Unstrut kommen in die Flaschen "Goldener Herbst" krönt durchwachsenes Weinbau-Jahr

Von Bettina Koch 12.11.2009, 04:55

Die Saale-Unstrut-Winzer haben ein durchwachsenes Jahr hinter sich – mit Wetterkapriolen, die die Ernte schmälerten. Aber die Trauben, die die Weinbauern dann schließlich von den Rebstöcken holten, waren in sehr guter Qualität, wie Gerald Lange, Geschäftsführer der Winzervereinigung Freyburg, berichtete. Und schließlich waren die Saale-Unstrut-Winzer bei der Bundesweinprämierung erfolgreich wie nie : Sie holten ( inklusive Sekt ) 44 Medaillen, davon achtmal Gold.

Freyburg / Magdeburg. Fünf Goldmedaillen sowie fünf silberne und acht bronzene ( darunter zwei für Sekt ) gingen allein an die Winzervereinigung : Gold gab es für Portugieser 2008, Grauburgunder Spätlese 2008, Traminer Spätlese 2008, für Traminer Spätlese vom Höhnstedter Kelterberg und für Grauburgunder Spätlese vom Höhnstedter Kelterberg. Außerdem bekam das Thüringer Weingut Zahn das Edelmetall für seinen Grauburgunder Spätlese trocken 2008 vom Kaatschener Dachsberg. Und das Roßbacher Weingut Frölich / Hake überzeugte sowohl mit Wein als auch mit Sekt. Es wurde für Grauburgunder Spätlese und für Riesling Weißsekt extra trocken 2007 mit der Goldmedaille ausgezeichnet.

Auch vom Jahrgang 2009 verspricht sich Lange viel : In Sachsen-Anhalt darf ab 55 Oechsle nach dem Gesetz Qualitätswein hergestellt werden, allerdings geht das nur mit einer gehörigen Portion Zucker. Die in diesem Jahr von den Weinbauern abgelieferten Trauben wiesen bei entsprechenden Säurewerten weitaus höhere Oechsle-Grade auf : beim Müller-Thurgau sind es im Durchschnitt 78 Oechsle, beim Traminier 95, beim Weißburgunder 94 und beim Spätburgunder 93, informierte der Geschäftsführer der Winzervereinigung. So werde man den Anteil der Premium Spätlese, die nur vor Ort verkauft wird, etwas erhöhen.

Allerdings haben die Saale-Unstrut-Winzer in diesem Jahr eine wesentlich kleinere Ernte eingefahren als in den Jahren 2006 bis 2008, in denen die Ausbeute ungewöhnlich hoch gewesen war. " Unter den Weinbauern sind wir die Eskimos ", sagte Lange schmunzelnd. " Hier, im nördlichsten Qualitätsweinanbaugebiet

Deutschlands, reichen Kleinigkeiten aus, um die Erträge zu drücken. " Die Winzervereinigung werde es aber auf 1, 6 Millionen Liter bringen. Das sei so viel wie 2003, als Trockenheit die Ernte minimierte, oder wie 2005, als Spätfrost Schäden verursacht hatte.

In diesem Jahr hatten die Rebstöcke unter heftiger Kälte ab Mitte Januar, unter einer Schlechtwetterperiode im Mai, unter erhöhtem Pilzdruck und schließlich im Sommer unter Hagel gelitten. Im gesamten Saale-Unstrut-Anbaugebiet gehen die Winzer von einem Ertrag von 2, 5 Millionen Litern aus, das wäre etwa halb soviel wie im vergangenen Jahr.

Dass Kunden beim heimischen Weiß- oder Rotwein im nächsten Jahr Engpässe befürchten müssten, sei aber dank Mengenregulierung nicht der Fall, meinte Lange. " Wir haben einen guten Vorrat vom Jahrgang 2008, den wir noch ausliefern. Den Wein von 2009 lassen wir erst noch ein bisschen ruhen ", sagte er. Den neuen Jahrgang werde es aufgrund der geringeren Menge in einigen Geschäften nicht geben.

Dass hochwertiger Wein in die Flaschen kommt, der sich durch ausgewogene Säure auszeichnet und seine Aromen voll entfaltet, hängt von vielen Faktoren ab, erklärte Lange : Von der Pflege der Reben, insbesondere vom Anschnitt, und davon, dass die Trauben nach der Ernte schnell vom Weinberg zur Verarbeitung kommen. " Die Trauben werden schonend abgepresst, Weißweine durchlaufen einen Klärungsprozess, und die Gärung muss zügig und trocken durchgezogen werden ", erklärte Lange. Nach zwölf Tagen soll der Zucker völlig vergoren sein. " Unsere Genossenschaft hat viel in moderne Technik und moderne Gärmethoden investiert, das zahlt sich aus. "

Inzwischen trinkt man Wein aus dem Saale-Unstrut-Gebiet nicht nur in Mitteldeutschland, auch in Hannover oder Frankfurt am Main könne man die Roten und Weißen unter anderem in E-Centern, Rewe- oder familia-Märkten kaufen, berichtete Lange. Sehr beliebt sei der Müller-Thurgau. Shootingstar sei allerdings der Weißburgunder. Seit Mitte 2008 werde er bei Rewe bundesweit geführt, so Lange. " Früher haben wir davon 10 000 Flaschen im Monat verkauft, jetzt sind es 40 000. " Aber auch die Direktvermarktung habe tüchtig zugelegt.

Die Winzervereinigung Freyburg hat 475 Mitglieder ( viele kleine Betriebe und zehn große, strukturbestimmende ), die zusammen 360 Hektar bewirtschaften. Insgessamt wächst im Anbaugebiet Saale-Unstrut auf 685 Hektar Wein.