1. Startseite
  2. >
  3. Sachsen-Anhalt
  4. >
  5. Regionale Wirtschaft
  6. >
  7. Maschinenbauer wächst mit Windkraft

Schönebecker Unternehmen smb gut ausgelastet / Neue Produktionslinie im Aufbau Maschinenbauer wächst mit Windkraft

Von Torsten Scheer 23.05.2012, 03:24

Der auf dem Gelände des ehemaligen Traktorenwerkes ansässige Schönebecker Maschinenbau (smb) erweitert seine Kapazitäten. Mit einem Millionenaufwand wird eine neue Produktionslinie speziell für die Abarbeitung von Maschinenbauaufträgen errichtet.

Schönebeck l Die schlechten Nachrichten von manchem großen in die wirtschaftliche Bredouille geratenen deutschen Windanlagenbauer gehen am Schönebecker Maschinenbau (smb) vorüber. Das Unternehmen mit seinen knapp mehr als 200 Mitarbeitern hat sich zwar auf den Bau von Windtürmen spezialisiert. Von den Problemen, die die Offshore-Branche samt ihren Zulieferern derzeit hat, ist smb aber nicht betroffen, gibt der geschäftsführende Gesellschafter Thomas Mittrenga im Volksstimme-Gespräch zu Protokoll. Im Gegenteil. Der Betrieb sei wie das Schwesterunternehmen, der Großanlagen- und Schwermaschinenbau Dessau (gsd) mit mehr als 170 Beschäftigten, "gut ausgelastet" und arbeite im Drei-Schicht-Betrieb.

smb sei deshalb in ruhigem Fahrwasser, weil dessen Windtürme ausschließlich auf dem Land errichtet würden. Hier sei die Nachfrage sowohl aus Deutschland als auch aus dem Ausland stabil, erläuterte Mittrenga. Wachstumsimpulse würden unter anderem aus Osteuropa, dem Baltikum und Südamerika kommen.

Anders ist die Lage der Offshore-Branche. Die Windparks auf hoher See sind in einer schwierigen Situation. Hohe Baukosten und fehlende Leitungsanbindungen ans Festland verzögern viele Projekte - mit allen negativen Konsequenzen für die Zulieferer.

Für Schönebeck gilt dies nicht. Im Gegenteil. "Wir werden sogar die Produktionskapazitäten am Standort weiter ausbauen", kündigte Mittrenga an.

Auf bis dato zwei Linien baut smb pro Jahr rund 400 Turmsektionen - "Tendenz steigend". Zusammen mit dem Dessauer Werk komme man auf insgesamt 800 bis 900 Sektionen. Dahinter stünden rund 35000 verarbeitete Tonnen Stahl. Damit rangiere man unter den fünf führenden Stahlturmherstellern in Europa, ordnete Mittrenga die Position der Unternehmensgruppe im Markt ein.

Aktivitäten auch in anderen Geschäftsfeldern

Die Strategie, mit einer entsprechenden technischen Basis auch in anderen Geschäftsfeldern aktiv zu sein, wird in diesen Tagen in Schönebeck konkret untersetzt. "Wir bauen eine dritte Produktionslinie, auf der ab Frühjahr nächsten Jahres insbesondere spezielle Maschinenbauaufträge abgearbeitet werden sollen", erklärte Mittrenga. Dabei gehe es unter anderem um Turmsegmente für mobile Hafenkräne oder große Behälter für den Chemie- und Kraftwerksanlagenbau. Für das Projekt sei eine Investitionssumme von bis zu 3,5 Millionen Euro eingestellt. 15 neue Arbeitsplätze sollen entstehen.

Wie breit der Firmenverbund aus smb und gsd schon aufgestellt ist, wird auch an einem anderen Beispiel deutlich. So arbeiten rund 80 Beschäftigte in einer eigens dafür im Jahr 2008 gegründeten Gesellschaft, dem Schönebecker Fahrzeugbau (sfb).

Die Firma beliefert unter anderem den Umwelttechnik-Maschinenbauer Doppstadt im benachbarten Calbe mit Fahrgestellen und baut Wartungs- und Serviceplattformen für Windtürme und Stahlkonstruktionen, die etwa bei der Reparatur von Schienenfahrzeugen eingesetzt werden. "Diese Firma ist das am stärksten wachsende Unternehmen in der Firmengruppe", betonte Mittrenga.

Für das laufende Geschäftsjahr geht er von einem Umsatzwachstum von fast zehn Prozent auf knapp 80 Millionen Euro aus. Die Zeichen dafür stünden gut. Angesichts einer auch wegen reinvestierter Gewinne soliden Eigenkapitalausstattung und nicht vorhandener Finanzierungsprobleme könne man optimistisch in die Zukunft schauen.

Das Schönebecker Unternehmen produziert auf einem traditionsreichen Gelände, in den Hallen des ehemaligen Traktorenwerkes. Der größte Traktorenbauer der ehemaligen DDR und des sozialistischen Wirtschaftsgebietes RGW musste 2006 aufgeben. Der Zufall wollte es, dass der Stahlturmbauer gsd in Dessau an der Kapazitätsgrenze arbeitete und nach einer Lösung suchte, die steigende Nachfrage nachhaltig bedienen zu können.

Im fast verwaisten Fabrikgelände in Schönebeck fand Mittrenga die räumlichen Voraussetzungen dafür, in der Elbestadt schnell mit der Fertigung von Stahlturmsegmenten beginnen zu können.