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Ortsbürgermeisterin besteht auf neuem Deich / Bebauung bis Deichfuß verboten Karla Michalski: Experten müssen entscheiden, was für Gerwisch richtig ist

Von Thomas Rauwald 08.08.2013, 03:13

Gerwisch. Gerwischs Ortsbürgermeisterin Karla Michalski macht sich für sicheren Hochwasserschutz stark. Sie setzt auf die Kooperation von Politik und Behörden.

"Der alte Deich zwischen der Potztine und dem Wohngebiet Domblick ist der kritische Punkt in Gerwisch", sagt Ortsbürgermeisterin Karla Michalski. Hier sind die Maßnahmen zum sicheren Schutz vor Hochwasser am dringlichsten.

In den Tagen der Flut ging es hier um das Leben der Einwohner und der vielen Fluthelfer. Ein defekter, leerer Swimmingpool wäre beinahe Ursache eines Deichbruches geworden. Feuerwehrleute füllten ihn eiligst mit Sandsäcken. "Einen Einsatz am Deich werde ich nie wieder befehligen", konstatierte mit etwas Abstand Wehrleiter Wolfgang Beckmann. Dennoch: Die Ortsbürgermeisterin will keinen Schnellschuss. Die Fachleute müssten ihre Zeit bekommen, um die beste Lösung zu finden.

Die Probleme sind vielschichtig. Dass das Wohngebiet überhaupt dort errichtet worden ist, ist eigentlich eine Sünde der 90er Jahre. Das weiß man heute. Dass Grundstücke parzelliert und vermarktet worden sind, die fast bis zum Deichfuß reichen, erscheint heute unfassbar.

Bei Deichschauen wird seit vielen, vielen Jahren darauf hingewiesen und in Protokollen vermerkt, dass auf den Grundstücken errichtete kleine Holzhäuser, Schuppen, Pools nicht statthaft sind. Fünf Meter Abstand vom Deichfuß schreibe das Gesetz vor, sagt Karla Michalski. Das sei auch unabdingbar für eine erfolgreiche Deichverteidigung von der Landseite aus. Ein solcher nicht zu bebauender Bereich ist im Bebauungsplan des Gebietes auch ausgewiesen. Doch wie das so ist, wenn nichts passiert und niemand kontrolliert. Ein Holzhäuschen kommt zum anderen, Sträucher werden gepflanzt, Sandkästen für die Kinder angelegt, Pools aufgestellt.

Auf die Deichschau-Protokolle ist durch die oberste Behörde, das Landesverwaltungsamt, nicht reagiert worden, klagt die Ortsbürgermeisterin. Aber nur Behörden können den Bürgern sagen, was so dürfen und was nicht. "Wir von der Politik können da unterstützen", jedoch nichts verfügen", sagt Karla Michalski und fügt an, dass sie eine Lösung gemeinsam mit den Bürgern anstrebt, nicht eine gegen sie. Doch den Betroffenen müssen die Erkenntnisse der letzten Flut mitgeteilt werden. Die Beamten aus den Verwaltungen müssen hier vor Ort kommen, müssen mit den Anliegern sprechen, fordert die Ortsbürgermeisterin und hebt hervor, dass man trotzdem dem Schutzbedürfnis der Bewohner nachkommen müsse. Man muss den Anliegern auf jeden Fall gestatten, ihre Grundstücke zu schützen. Das Problem seien hier weniger Einbrecher, sondern fremde Hunde, die bis auf die Terrassen kommen. Jüngst habe sich ein Mädchen derart erschrocken, dass es tagelang verstört war, weiß die Ortsbürgermeisterin. Jedoch müssten die Zaunkonstruktionen so angelegt sein, dass sie schnell entfernt werden können.

Inzwischen sind auf die dringlichste Bitte an das Landesverwaltungsamt, die Eigentümer schriftlich zu informieren, erneut mehrere Wochen vergangen. Erst sei die zuständige Mitarbeiterin in Urlaub gewesen, nun ihr Chef, berichtet die Ortsbürgermeisterin über ihre ergebnislosen telefonischen Nachfragen. "Wir, die Kommunalpolitiker vor Ort, und die Gemeindeverwaltung müssen nun Druck aufbauen, damit es endlich weitergeht in dieser Angelegenheit", schließt die Ortsbürgermeisterin.

Doch die bauliche Situation am alten Deich an der Potztrine ist nur eine Sache. Eine weitere ist der Deich an sich. Inzwischen sind leichte Reparaturen und Mäharbeiten ausgeführt worden. Der Deich ist getrocknet und wieder in Ordnung. Was eine generelle neue Lösung nicht überflüssig macht. In Briefen hat sich Gemeindebürgermeister Kay Gericke mit der Bitte um Unterstützung dafür an die Landtagsfraktionen, an die Landtagsabgeordneten der Region und an den Landesbetrieb für Hochwasserschutz und Wasserwirtschaft gewandt.

Karla Michalski sagt, man müsse nun aber erst die Recherchen und Rechnungen der Fachleute abwarten. Heute könne man Deiche auf unterschiedliche technische Weise bauen, fügt sie an, doch das müssen die Fachleute, die Experten entscheiden: normaler Deich, Deich mit Spundwand, Hochwasserschutzwand.

Sie selbst würde einen etwas in Richtung Wasser verlegten neuen Deich bevorzugen. An der Stelle des jetzigen Deiches sollte ein durchgehender Deichverteidigungsweg angelegt werden.

Und wichtig sei, so Karla Michalksi, den Schutz vor Hochwasser als gesamtgesellschaftliche Aufgabe zu begreifen. Vor Gemarkungsgrenzen macht das Wasser nicht Halt. Man muss miteinander reden.