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Kreistag beschließt die Änderung der Kreisgrenze zwischen Lübs und Gehrden im Süden Hilfe, unser Landkreis schrumpft

Von Falk Heidel 27.11.2014, 02:07

Das Jerichower Land wird kleiner. Der Landkreis schrumpft um 120 Quadratmeter. So hat es der Kreistag gestern beschlossen. Hintergrund: Die bisherige Grenze verläuft quer über Grundstücke und sogar Häuser.

Burg/Genthin/Lübs l Darf ein Haus auf zwei Landkreisen stehen? Nein, sagen die Behörden aus Aushalt-Bittelfeld und dem Jerichower Land als Begründung für ein sogenanntes Bodenordnungsverfahren. Das entsprechende Aktenpaket ist unter Verfahrensnummer 611/2-AZ0895 einsortiert.

Der Kreistag hat die Änderung der Kreisgrenze beschlossen. Diese Grenze ist auch die Trennung zwischen Gehrden und Lübs. Bis vor einigen Jahren hat sich niemand um diese Gemarkungsgrenzen gekümmert, weil Lübs und Gehrden zum Landkreis Zerbst gehörten. Das hat sich erst in diesem Jahrtausend geändert. Das Dorf Lübs wechselte ins Jerichower land, ebenso wie Prödel, Dornburg, Leitzkau oder Ladeburg. Gehrden blieb im Kreis Zerbst und gehörte nach der Reform zu Anhalt-Bitterfeld. So wurde aus einer unbedeutenden Dorftrennung eine hochoffizielle Kreiskrenze.

Bereits in den Ausschüssen vor dem Kreistag erklärte Landdrat Steffen Burchhardt (SPD): "Hier wird die Grenze lediglich entsprechend den Grundstücks-Gegebenheiten bereinigt."

Verlierer des Verfahrens ist unser Landkreis, der nun um 120 Quadratmeter kleiner ist.

Die 92000 Einwohner des Jerichower Landes wohnen auf knapp 158000 Quadratkilometer. Diese Menschen verteilen sich auf acht Gemeinden (Burg, Genthin, Gommern, Möckern, Elbe-Parey, Jerichow, Biederitz und Möser) und leben laut Kreisverwaltung in einem "wirtschaftsfreundlichen Klima im Herzen Europas".

Geprägt ist die Wirtschaftsstruktur unseres Kreises durch Handwerk, Industrie, Dienstleistungen und Landwirtschaft. Einschließlich Freiberufler gibt es zwischen Altengrabow und Ziepel derzeit etwa 4400 Unternehmen. Statistiker sprechen von einen Pro-Kopf-Firmenbestand von 0,05 Unternehmen pro Einwohner. Das Gewerbesteueraufkommen im Landkreis lag im Jahr 2013 bei 18,5 Millionen Euro. Jährlich registriert der Landkreis etwa 70 Unternehmensgründungen.

Außer Elbe, Elbe-Havel-Kanal und die Eisenbahnlinie Berlin-Hannover schlengeln sich vier Bundesstraßen (1, 107, 184 und246/246a) durch unseren Landkreis. Zwischen Altengrabow und Ziepel gibt es derzeit 22 Gewerbegebiete.

Entstanden ist das Jerichower Land 1994 mit der Fusion der Kreise Burg und Genthin. Letzterer Ort verlor den Kreisstadtstatus. Erster Landrat des neuen Kreises war Detlev Lehmann (SPD) aus Parchen. Mit Lothar Finzelberg wohnt sein Nachfolger ebenfalls in Parchen - im Ortsteil Hüttermühle. Mit Steffen Burchhardt (SPD, 33) aus Möser kommt Landrat Nummer drei aus dem Altkreis Burg. Im Kreistag sitzen 42 Mitglieder aus verschiedenen Fraktionen, die die Interessen der Einwohner vertreten sollen.

Nach dem Zweiten Weltkrieg erfolgten etappenweise mehrere Gebietsreformen in der Region. Die Randgebiete der beiden Landkreise fielen 1952 an die neugeschaffenen Kreise Havelberg, Rathenow, Brandenburg, Loburg und Zerbst. Übrig blieben als Kernstücke der beiden Jerichowschen Kreise I und II die nach ihren Städten benannten Kreise Burg und Genthin.