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Konrad-Adenauer-Stiftung verabschiedet sich mit Empfang aus Schloss Wendgräben Der Letzte macht das Licht aus...

Von Stephen Zechendorf 05.12.2014, 02:22

Vor dem Auszug aus Schloss Wendgräben hat die Konrad-Adenauer-Stiftung (KAS) am Mittwochabend ein letztes Mal in das Bildungszentrum eingeladen. Nicht alle Eingeladenen kamen zur Abschiedsveranstaltung.

Wendgräben l Hoher Besuch hatte sich angekündigt, zum letzten Mal im Schloss: Ex-Landesministerpräsident Wolfgang Böhmer, Ex-Minister Werner Schreiber und Klaus-Jürgen Jeziorsky, der aktuelle Landesverkehrsminister Thomas Webel und andere CDU-Größen reisten an, von der parteinahen Adenauerstiftung der Vorsitzende Hans-Gert Pöttering. Dazu gesellten sich Freunde und Weggefährten des Hauses, in dem fast 18 Jahre politische Bildung betrieben wurde.

Gerne hätte die Leiterin der Bildungsstätte, Alexandra Mehnert, an diesem Abend dem Käufer der Immobilie den symbolischen Schlüssel übergeben. Doch Manfred Müller, der vor fast einem Jahr der Konrad-Adenauer-Stiftung deren drei Immobilien Wendgräben, Schloss Eichholz und St. Augustin abgekauft hatte, ließ sich kurzfristig entschuldigen.

Auch andere, die dem Haus eng verbunden waren, verzichteten auf die Veranstaltung. Zu übel nahmen manche der KAS den Entschluss, sich aus Schloss Wendgräben zurückzuziehen. "Uns wurden die Flügel gestutzt", umschrieb Christa Nowak, Geschäftsführerin des Freundeskreises Wendgräben die eingetretene Situation des Vereines, in dem sich überwiegend ehemalige Schüler der Heimoberschule organisiert haben. Der Vereinszweck ist eng an das Schloss gebunden. Man sei enttäuscht, aber auch dankbar, dass die KAS das Schloss aufwändig saniert und belebt habe.

Auch in CDU-Kreisen gibt es viele, die die Aufgabe des Bildungszentrums bedauern.

KAS-Chef Pöttering begründete den Verkauf als notwendig, um die Zukunftsfähigkeit politischer Bildung zu gewährleisten: "Wir müssen den Veränderungen Rechnung tragen", so Pöttering. Die von vielen Seminarteilnehmern geschätzte Abgeschiedenheit und Ruhe inklusive Handy-Empfangsfreiheit sei für andere Grund gewesen, die Bildungsangebote nicht wahrzunehmen. Es gelte, näher an die Zielgruppen heranzukommen und neue Räume zu erschließen. Nicht zuletzt die Unterhaltungskosten für das als Wohnhaus der Familie von Wulffen 1914 erbaute Schloss hätten den Ausschlag für den Verkauf gegeben. Gleichwohl sei der Verkauf "hitzig diskutiert" worden.

Von dem Erlös der drei Immobilien baut sich die Konrad-Adenauer-Stiftung in Berlin eine neue Zentrale. Die politische Bildungsarbeit in Sachsen-Anhalt erledigt man ab Januar von einem Büro in der Franckestraße 1 in Magdeburg.

Von allen Seiten betont wurde die gute Arbeit des KAS-Teams in Wendgräben. Dr. Melanie Piepenschneider, Leiterin der Politischen Bildung der KAS, bescheinigte Alexandra Mehnert und ihrem Team ein engagiertes Arbeiten "weit über das normale Maß hinaus". Auch KAS-Chef Pöttering lobte: "Sie haben einen guten Job gemacht." Verkehrsminister Webel, der am Mittwoch wohl zum letzten Mal die schlaglochgespickte Ortsdurchfahrt von Wendgräben passieren musste, sagte: "Wir haben uns hier immer wohl gefühlt und hier auch viele kluge Entscheidungen getroffen." Dazu habe auch der Tag im Jahr 2002 gehört, als man im Kaminzimmer beschlossen habe, Wolfgang Böhmer zum Spitzenkandidaten zu ernennen.

Nachnutzer plant Angebot für ältere Autofahrer

Böhmer bedauerte seinerseits ebenfalls den Auszug aus Wendgräben, "es ist aber so, dass man sich manchmal Sachszwängen stellen muss".

Zur Zukunft von Schloss Wendgräben erfuhr man am Abschiedsabend nicht viel. Betont wurde, dass versucht worden sei, dass eine Nachnutzung des Schlosses im Sinne der KAS erfolge. Verkauft wurde das Haus an die Munitor AG, die offenbar inzwischen einen Mieter für die Immobilie gefunden hat. Es sei angedacht, im Schloss weiterhin Schulungen und Seminare anzubieten.

Nach Volksstimme-Informationen hat ein Unternehmer vor, in Wendgräben "Mobilitätschecks" für Senioren anzubieten. Entsprechende Werbekärtchen lagen am Mittwoch im Schloss aus. Darin wird Schloss Wendgräben als 4-Sterne-Hotel angepriesen. Der bisherige Gastronom zieht sich jedoch aus dem Schloss zurück. Letztmalig am 7. Dezember gibt es hier das à la Carte-Angebot.