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Bildungspolitik Sieben Schulen wollen Schulsozialarbeiter

Von Tobias Dachenhausen 11.12.2014, 02:11

Burg/Gommern/Genthin l Die Formulare stapeln sich im Büro der Netzwerkstelle. Kathrin Bosse und Katharina Krietsch sortieren Anträge und begutachten Konzepte. Grund: Die Lindenschule in Burg, die Grundschulen in Möser, in Jerichow, "Schloss Möckern", "Am Weinberg" in Gommern und die Pestalozzi-Schule in Burg sowie die Sekundarschule Möser haben für die kommende Förderperiode, die am 1. August 2015 beginnt, ihren Bedarf für einen Schulsozialarbeiter angemeldet. Bis zum 15. Januar muss der Antrag gestellt werden.

Schule habe sich verändert, sagt Ingo Isensee, Schulleiter der Grundschule "Am Weinberg" in Gommern. "Wir haben hyperaktive, aber auch hochbegabte Schüler. Die Bandbreite reicht von null bis 100. Nur mit der Lehrerschaft und den pädagogischen Mitarbeitern ist das kaum noch zu händeln", begründet Isensee die Bewerbung. Er hat die Hoffnung, dass sich die Angebote der Schule mit einem Sozialarbeiter verbessern und vielfältiger werden. Die Pestalozzi-Grundschule in Burg bewirbt sich nach 2009 und 2011 bereits zum dritten Mal für einen Schulsozialarbeiter. "Wir müssen den veränderten Sozialisationsbedingungen gerecht werden", sagt Schulleiterin Simone Henes. Sie sieht den Schulsozialarbeiter als Bindeglied zwischen Schule, Eltern und Jugendarbeit. "Wir haben immer mehr sozialschwache Familien, ständig Zu- und Abgänge durch Asylbewerber. Eine Integration ist da schwierig", erklärt Henes. Es brauche immer mehr Gespräche mit den Eltern, die immer unsicherer werden. Hier sei Unterstützung notwendig. Nach Meinung der Schulleiterin sollte bei einer bestimmten Schulgröße der Schulsozialarbeiter Standard sein.

Daran arbeiten Kathrin Bosse und Katharina Krietsch. "Seit dem Beginn 2009 hat sich die Schulsozialarbeit entwickelt, auch vom Verständnis her. Ziel muss es sein, dass in Zukunft alle Schulen einen haben", sagt auch Bosse. Ein Schulsozialarbeiter soll die Bildungs- und Lebensbiografie von Schülern unterstützen. Hilfen für Familien und Eltern könnten dann sehr zeitnah erfolgen. "Dafür ist eine personelle Konstanz sehr wichtig, nur dann können Schüler auch Vertrauen aufbauen", erklärt Bosse.

Alexander Mittendorf zeigt, dass es funktioniert. Er ist seit 1. April 2009 als Schulsozialarbeiter in der Burger Berufsschule tätig. Auch Monika Reinhold, Schulleiterin der Sekundarschule "Am Baumschulenweg" in Genthin, möchte ihre Schulsozialarbeiterin nicht mehr missen. "Sie ist ein unabdingbarer Bestandteil unserer Schule und nicht mehr wegzudenken", sagt Reinhold. Der erzieherische Anteil in der Schule sei sehr hoch und durch die Lehrer nicht mehr aufzufangen, so die Schulleiterin. Darum könne sie eine Bewerbung nur empfehlen. Davon abgesehen haben die Gymnasien in Burg und Genthin. "Leider war es uns trotz Interesses nicht möglich, die notwendigen Voraussetzungen für einen erfolgreichen Antrag zu erbringen. Wir haben und werden derartige Arbeitsfelder mittels des Instruments `Experten im Unterricht` absichern", sagt Genthins Schulleiter Volker Schütte. Sein Burger Kollege Malte Theuerkauf ergänzt: "Auf Grund der Schülerstruktur hat der Gesetzgeber für die Schulsozialarbeit vorrangig die Sekundarschulen fokussiert." Das bestätigt auch Katrin Bosse von der Netzwerkstelle. Für die neue Förderperiode stehen gar die Grundschulen im Fokus. "Es macht einfach Sinn, so früh wie möglich damit zu beginnen."

Landesweit sind derzeit 222 Schulsozialarbeiter tätig. Das Programm wurde aufgelegt, um eine nachhaltige Senkung des vorzeitigen Schulabbruchs zu erreichen. Karina Kunze vom Kultusministerium nennt Zahlen. "Während 2005, dem Ausgangsjahr des Programms, der Anteil der Abgänger ohne Hauptschulabschluss bei zwölf Prozent lag, sank dieser 2013 auf 9,8 Prozent", sagt die Pressereferentin. Darum soll das Programm in der kommenden Förderperiode nicht nur fortgeführt, sondern auch finanziell fast verdoppelt werden. "Wie viele Schulsozialarbeiter künftig eingesetzt werden, ist von der Antragslage abhängig", so Kunze.