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Schulschließung: Bauausschuss trifft sich in den Sekundarschulen Loburg und Möckern Zwischen Resignation und Wut

Von Franziska Ellrich 29.04.2015, 03:16

"Warum steckt hier niemand für uns Geld rein?", fragt die Loburger Schülerin Nancy Zacke am Montagabend wiederholt die Bauausschussmitglieder des Kreistages. Die Kommunalpolitiker haben sowohl die Sekundarschule in Loburg als auch in Möckern besichtigt.

Loburg/Möckern l Nancy Zacke besucht die siebente Klasse der Loburger Sekundarschule. "Ich will hier bleiben, auch meine Mitschüler wollen auf gar keinen Fall nach Möckern", erklärt die 13-Jährige. Mutig hebt sie am Montagabend immer wieder die Hand in der Runde der Bauausschussmitglieder des Kreistages. Nancy will wissen, warum eigentlich keiner Geld in ihre Schule stecken will. Mehr als eineinhalb Millionen Euro würde es kosten die Sekundarschule Loburg "vollkommen herzurichten", sagt Kreisvorstand Bernd Girke. Erste Priorität: Endlich die Anforderungen in punkto Brandschutz erfüllen.

Seit drei Jahren war im Obergeschoss der Loburger Schule nie mehr so viel Bewegung wie am Montagabend. Ausschussmitglieder und Gäste haben einen Blick in die seither gesperrten Fachräume geworfen. Eine Fluchttreppe fehlt. Und nicht nur das: Auch Brandschutztüren, Meldeanlagen und Notbeleuchtung müssten nachgerüstet werden.

"Ohne Schule werden wir immer mehr zur Renter- und Ruinenstadt."

Eckhard Bohnet

"Seit 2007 gehört Loburg zum Jerichower Land, und seitdem ist in unsere Schule kein Cent geflossen", sagt Eckhard Bohnet. Der Loburger ist frustriert. "Wenn die Schule verschwindet, sind wir nicht mehr Storchenstadt, sondern Rentner- und Ruinenstadt."

Doch um die Schule für eine weitere Übergangszeit zu erhalten, hatte die Kreisverwaltung den Auftrag, nach der kostengünstigsten Variante zu suchen. Und die beträgt 140 000 Euro. Wobei dann nur noch die Räume im Erdgeschoss genutzt werden können. "Die schönsten Räume befinden sich aber im Neubau", stellt Ausschussmitglied Andreas Fischer (FDP/WG/FW) fest und kritisiert die Verwaltung: "Ich bin davon ausgegangen, dass sie nach verschiedenen Alternativen suchen und nicht versuchen, so schnell und einfach wie möglich eine Schule zu schließen."

Von den Zuhörern bekommt er dafür Applaus, von Kreisvorstand Bernhard Braun eine klare Ansage: "Ich kann verstehen, dass sie einen Sündenbock suchen, aber bindend ist für uns der Bescheid des Landesschulamtes und die Situation müssen wir jetzt lösen." Das Landesschulamt hat den Kreis aufgefordert, die Schüler der Außenstelle Loburg ab dem Schuljahr 2016/17 in Möckern unterzubringen. Dagegen hat die Verwaltung jetzt Klage eingereicht. Hat diese keinen Erfolg muss der Kreis in Möckern anbauen. Vier neue Klassenräume sollen entstehen. Für eine Investition in Höhe von - ähnlich wie in Loburg - rund eineinhalb Millionen Euro.

"Gehen zwei Standorte nicht, warum dann nicht alle nach Loburg?"

Jeanette Guschewski

Jeanette Guschewski kann nicht verstehen, warum das gleiche Geld nicht einfach in Loburg investiert wird. "Das zwei Standorte nicht tragbar sind, sehe ich ja ein, aber warum dann nicht alle nach Loburg?" Ihre Tochter Michelle Guschewski hat vor vier Jahren ihren Abschluss an der Loburger Schule gemacht. "Das ist eine Spitzen-Schule, die Lehrer konnten sich richtig Zeit für jeden von uns nehmen", erinnert sich Michelle. Die 20-Jährige, die in Anhalt-Bitterfeld wohnt, hätte laut Einzugsgebiet eigentlich in die Zerbster Sekundarschule Ciervisti gehen sollen. Doch 500 Schüler in 22 Klassen war für sie nie eine Option.

Rund 200 Schüler besuchen derzeit die Sekundarschule in Möckern. Fast ausschließlich rundum sanierte Räume bekommen die Ausschussmitglieder dort am Montagabend zu sehen. "Auch in Sachen Brandschutz ist alles in Ordnung", macht Girke deutlich. Und weist die Mitglieder darauf hin, bei ihrer Entscheidung die Nachhaltigkeit der anstehenden Investitionen abzuwägen. "Welcher Standort hat Zukunft?"