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Metallkoloss der Deutschen Bahn kann stündlich 1000 Meter Schienen verlegen, inklusive Schwellen Büffel ist 450 Tonnen schwere Gleisfabrik

Von Falk Heidel 28.05.2015, 03:20

450 Tonnen Metall: Er ist ein Gigant unter den Schienenfahrzeugen unseres Landes - Büffel nennen die Eisenbahner einen 114 Meter langen Schnellumbauzug. Er tauscht im Fließbandverfahren Schienen und Betonschwellen aus.

Königsborn l Der Büffel macht eine Woche lang Pause. Der Schnellumbauzug der Bahn AG bekommt derzeit eine Durchsicht in der Werkstatt der Bahnbaugruppe in Königsborn (zwischen Biederitz und Gommern): "Bei diesem Boxenstopp wird der Koloss durchgecheckt. Dazu gehören die Inspektionen von Motoren, Bremsen und Hydraulik", erklärt Bahnsprecherin Erika Poschke-Frost.

250 Meter pro Stunde kann der Büffel arbeiten. Eingesetzt wird diese riesige Maschine, die sich auf Ketten fortbewegt, zum Austausch von Bahnschienen und Betonschwellen in einem Prozess. "Sie kann aber auch neue Gleisstrecken inklusive Schotterbett erstellen", erklärt Oberbauleiter Sven Sobiella. Im Idealfall schafft der Büffel auch 350 Meter pro Stunde. Sobiella: "Das kommt immer auf die örtlichen Gegebenheiten an." Angetrieben wird das metallene Monster von einem 760 PS starken Dieselmotor.

500 Meter lang ist der Schnellumbauzug, wenn er mit seinen Betonschwellenwaggons im Einsatz ist. Im Fließbandverfahren nimmt die Maschine im vorderen Teil zunächst Schienen und Schwellen auf. In der Mitte des Umbauzuges werden das Schotterbett planiert und die neuen Betonschwellen eingesetzt, ehe der hintere Teil des Zuges die neuen Schienen aufsetzt. "Dabei bleibt der Büffel ständig in Bewegung", sagt Sobiella.

20 Mitarbeiter kümmern sich um die Abläufe und Steuerungen der Schnellumbaumaschine. Bauleiter Sobiella: "Es sind hochkomplizierte Abläufe, die unsere Spezialisten steuern und managen."

60 Zentimeter ist der Abstand zwischen zwei Eisenbahnschwellen. Hergestellt werden sie unter anderem in Güsen. Eine Schwelle wiegt etwa 300 Kilogramm. 180 Stück kann ein Waggon transportieren.

416 Schwellen kann der Büffel pro Stunde verlegen. Hinzu kommen in derselben Zeit 1000 Meter Schienen. Anders formuliert: Der Schnellumbauzug verarbeitet pro Stunde eine Gesamtmasse von 580 Tonnen.

40 Kilometer Gleise hat der Büffel in diesem Jahr verlegt - beziehungsweise eine Gesamtmasse von 92000 Tonnen. Laut Bahnsprecherin Erika Poschke-Frost schafft der Umbauzug jährlich 130 Gleis-Kilometer. Oft arbeitet der Schnellumbauzug mit seiner Besatzung nachts. Poschke-Frost: "Da gibt es weniger Personenverkehr auf Schienen."

30 bis 60 Jahre betragen die Intervalle, nach denen die Gleise je nach Nutzung neu verlegt werden müssen.

2 Exemplare dieser Schnell-umbauzüge sind derzeit für die Bahn AG auf den Gleisen in Deutschland unterwegs. Die Kosten für die gigantische Maschine liegen Sobiella zufolge "im zweistelligen Millionenbereich". Im Einsatz ist dieser Gigant aber auch in Luxemburg, Holland und Polen. Geplant und gebaut wird der Umbauzug in Österreich. Entwickelt haben ihn die Österreicher in Zusammenarbeit mit der Deutschen Reichsbahn der DDR. Die ersten Maschinen kamen 1987 auf den Markt. Aber nicht nur die Bahn AG betreibt solche Schnellumbauzüge. Rechnet man die privaten Anbieter hinzu, sind bundesweit derzeit 14 Stück dieser Maschinen auf den Gleisen unterwegs. Das deutsche Schienennetz ist 34000 Kilometer lang.

2010 startete der Büffel mit jetzigem Entwicklungsstand seine Karriere in Königsborn. Sobiella: "Es ist die dritte Generation dieser Schnellumbauzüge."

90 Meter lang ist die Fahrzeughalle der Bahnbaugruppe in Königsborn. Also stehen mehr als 20 Meter des Zuges bei der Instandsetzung außerhalb. Fünf Tage lang dauert die Durchsicht. Nach Königsborn kam der Zug aus Langenhagen bei Hannover. Die nächsten Einsätze fährt der eiserne Gigant in Coswig/Anhalt. Weiter geht es im Juni in Saarbrücken und Hannover.

350 Mitarbeiter zählt die Bahnbaugruppe an ihrer Niederlassung in Königsborn. Ihren Lebensunterhalt verdienen hier in der Hauptsache Mechatroniker, Gleisbauer, Baugeräteführer und Metallbauer. "Facharbeiter aus diesen Bereichen haben hier beste Karrieremöglichkeiten", erklärt Oberbauleiter Sobiella. Hier werden auch Lehrlinge ausgebildet, vor allem Mechatroniker.