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Nach fast 100 Jahren mauern Handwerker nochmal eine Volksstimme ein Reverenz an die Erbauer von Gut Lüben

Von Steffen Reichel 13.07.2012, 05:15

Vor knapp einem Jahr hatten Bauarbeiter bei Sanierungsarbeiten auf dem Gut Lüben eine Art Grundstein entdeckt, dessen Hohlraum eine Volksstimme aus dem Jahr 1913 enthielt. Fast 100 Jahre später wurde gestern wieder eine Volksstimme vermauert.

Burg l Stefan Böhme rollt in seinem Büro eine Volksstimme vom 12. Juli 2012 sowie eine Kopie der Volksstimme vom 5. Juni 1913 und eine Kopie der Volksstimme vom 26. August 2011, in der von der Entdeckung des Grundsteins berichtet worden war, zusammen und stopft das Papier in eine Metallhülse. Dazu kommen ein paar Euro- und Centmünzen, ebenso wie die aktuelle Zeitung Zeitdokumente des Jahres 2012.

Vor 100 Jahren erbaut

Als das Gut Lüben 1912/1913 als Landeserziehungsanstalt vom Preußischen Staat gebaut worden war, galt die Reichsmark. "Womit die Leute wohl in 100 Jahren bezahlen werden?", fragt sich Jugendhilfe-Bereichsleiter Böhme, als er die Hülse fest verschließt und versiegelt. Im benachbarten Gebäude, in dem heute der Hort der evangelischen Grundschule untergebracht ist, wird Böhme bereits von den Handwerkern erwartet, die in der ersten Etage beim Innenausbau sind. Das Haus war ursprünglich die Krankenstation der Landeserziehungsanstalt und wurde nach 1945 von der Roten Armee als Lazarett genutzt.

Später, als auf dem Gelände ein Jugendwerkhof/Landesjugendheim war (bis 1991), diente auch das ehemalige Lazarett der Unterbringung von Jugendlichen. Nach Jahren des Leerstandes wurde 2011 vom Corneliuswerk, das das Gut Lüben heute für Jugend- und Altenhilfe nutzt, mit der Sanierung des Gebäudes begonnen. In die untere Etage konnte der Hort bereits einziehen, oben soll es demnächst weitere Horträume sowie Platz für Weiterbildungsmaßnahmen für Mitarbeiter des Corneliuswerkes geben.

In etwa an der Stelle im ersten Stock, wo 2011 die fast 100 Jahre alte Zeitung gefunden worden war, ist ein rechteckiges Loch in die Wand gestemmt. Stefan Böhme ruft die Handwerker zusammen. Tobias Nahrstedt, Maik Gessing und René Richter sind dann dabei, als Böhme die gefüllte Metallhülse in die Mauerlücke legt. Dann kommt René Richter an der Reihe. Geschickt vermauert er die Hülse - so wie sein Kollege vor fast 100 Jahren den Hohlstein mit der Volksstimme vermauert hatte.

Alte Zeitung jetzt hinter Glas

Eine Minute später sind die Handwerker wieder bei ihrer eigentlichen Arbeit und Stefan Böhme ist zurück an seinem Schreibtisch. "Die Original-Volksstimme von 1913 hängt übrigens unter Glas im Nachbarzimmer", erklärt der Mitarbeiter des Corneliuswerkes, dessen Steckenpferd die Erforschung der langen Geschichte des Gutes Lüben ist, das nach und nach denkmalgerecht saniert wird. Begeistert erzählt er von der Aufarbeitung einer Haustür aus der Bauzeit durch die Handwerker des Corneliuswerkes, die demnächst als Zwischentür im ersten Stock des Hortgebäudes ein Hingucker werden soll.

Noch mehr hat Böhme aber die Zukunft des riesigen Objektes im Blick. Nächstes Projekt ist die Anlage eines Sport- und Spielplatzes für die Hortkinder und die Kinder in den Wohngruppen.

Auf dem Gut Lüben wohnen, arbeiten und lernen heute etwa 200 Menschen. Es gibt neben der evangelischen Grundschule und dem Hort Einrichtungen der Jugend- und Altenhilfe.