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Taterberg könnte einst eine Befestigungsanlage aus der fränkisch-karolingischen Zeit gewesen sein Eine archäologische Erkundung in Taterberg

Von Christina Bendigs 15.01.2011, 05:21

Die Mitglieder des Vereines Freunde der Archäologie aus Niedersachsen vermuteten auf dem Taterberg ein altes Römerlager. Inzwischen sind sie von diesem Gedanken aber abgerückt. Stattdessen könnte es sich um eine Befestigungsanlage aus der fränkisch-karolingischen Zeit handeln. Bestätigt ist das aber nicht. Genauere Untersuchungen durch Experten wären dazu notwendig.

Taterberg. Der Miesterhorster Ortsteil Taterberg – an der engsten Stelle des Drömling gelegen – ist seit März vergangenen Jahres Gegenstand einer archäologischen Erkundung der Freunde der Archäologie aus Niedersachsen (FAN). Die Mitglieder dieses Vereines kommen mehrheitlich aus Hannover und Umgebung, aber auch aus dem Weserbergland, Münster und Bonn. Auch der ehemalige Miesterhorster Bürgermeister, Diethelm Meyer, und seine Stellvertreterin Heike Osterwoldt waren bei einer Expedition zum Taterberg mit dabei.

Markantes Rechteck mit abgerundeten Ecken

Ausgehend von einem römischen Schlachtfeld am Harzhorn an den westlichen Ausläufern des Harzes flog Projektleiter Eckhard Heller mit Google-Earth weiter nach Norden und Nordosten. Er kam östlich an Braunschweig vorbei, ließ Wolfsburg links liegen, streifte Oebisfelde und erkannte im Flug von oben in Taterberg ein markantes Rechteck mit abgerundeten Ecken in den ungefähren Maßen von zirka 300 mal 500 Metern. Hellers erste Vermutung aufgrund dieser typischen Merkmale: ein ehemaliges römisches Marschlager. Sein Entdeckergeist war geweckt. Aber die weiteren Recherchen wurden vorerst vom Schreibtisch aus unternommen.

Dass das Rechteck nicht das Ergebnis der Entwässerungsmaßnahmen von Ende des 18. bis Anfang des 19. Jahrhunderts war, dokumentiert eine alte "Karte zur Abgrenzung der Hutebezirke". Diese und weitere Karten wurden den Freunden der Archäologie von Dr. Ingeborg Engelien aus Bonn zur Verfügung gestellt, auf die Heller bei der Spurensuche im Internet stieß. Das Thema der Dissertation von Dr. Engelien lautete "Preußische Kolonisations- und Sozialpolitik in der Altmark von 1740 bis 1850 im Spannungsfeld von Staatsräson und Bauernwiderstand am Beispiel des Drömling".

Dass in Taterberg – eine strategische Stelle, wie Heller sagt –, belegt jedoch die alte Chronik von Miesterhorst. Sie spricht vom Ort einer ehemaligen Sumpfburg, möglicherweise ähnlich der noch heute existenten Sumpfburg von Oebisfelde. Weitere Indizien darauf erhielt das abgerundete Rechteck von Taterberg über das neu entdeckte römische Schlachtfeld am Harzhorn. "In diesem Zusammenhang wurde in den Medien berichtet, dass der römische Kaiser Maximinus Thrax im Jahre 235 nach Christus auf dem Rückweg von einem Vergeltungsfeldzug gegen die sogenannten Elbgermanen im Bereich der heutigen Altmark war", berichtete Heller.

Expedition bestätigte erste Vermutung nicht

Daraufhin entschlossen sich die Freunde der Archäologie zu einer Erkundungstour vor Ort. Zwei Exkursionen ergaben jedoch keine weiterführenden Hinweise: "Die ¿Inspektion‘ des Geländes, das heißt Scherbensuche und zerstörungs- freie Bohrkernuntersuchungen, blieben bisher negativ", sagte Heller.

Vom römischen Gedanken abgerückt sei der ehemalige Archäologe der Universität Münster in Westfalen, Dr. Peter Glüsing. Er halte den Ort Taterberg für eine fränkisch-karolingische Befestigung aus dem späten achten Jahrhundert – unter Karl dem Großen an einer mehr oder weniger Nord-Südverlaufenden Grenzlinie der Franken gegen die nach Westen dringenden Slawen angelegt.

In seiner Begutachtung unterstreiche Glüsing bei der slawischen Ortsnamensgebung von Mieste die Grenzsituation zwischen dem sächsisch-fränkischen und dem slawischen Einflussbereich, erklärte Heller. Westlich davon gebe es keine slawischen Ortsnamen. Die Hinweise seien vielversprechend, so Heller. "Vielleicht können folgende Initiativen und Untersuchungen des zuständigen Landesdenkmalamtes mehr Licht ins Dunkel bringen", hofft er.

Zusammengefasst wurden die bisherigen Untersuchungen in einer mehr als zehnseitigen Dokumentation, die am 20. Dezember vom Bürgermeister an den Gemeinderat weitergegegeben wurde.