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Auch 17 Jahre nach dem Auslaufen der GA-Autokennzeichen gibt es sie noch / Halter Rainer Garz: GA – "und das Auto ist heilig"

Von Gesine Biermann 26.01.2011, 05:27

Ab und an sieht man sie noch. Allerdings nicht mehr allzu oft, denn sie werden immer weniger. Ganz genau 1634 Fahrzeuge mit dem Kennzeichen GA sind derzeit noch auf Gardelegens Straßen unterwegs. Und die werden meist von ihren Haltern gehegt und gepflegt. Wer sein Auto einmal abmeldet, muss nämlich auch vom geliebten GA-Kennzeichen Abschied nehmen.

Gardelegen. Ein Auto für den Betrieb und die Familie sollte es sein. Was lag da näher als ein Bulli und die VW-Stadt Wolfsburg. "Da habe ich ihn 1993 auch abgeholt", sagt Rainer Garz und legt seinem T 2 liebevoll die Hand auf die Motorhaube. So ein Auto gehört schließlich zur Familie.

Seines allerdings ganz besonders. Denn der rote Transporter heißt genauso wie sein Fahrer: GA-RZ 1 steht auf dem Kennzeichen. Das bot sich damals natürlich an, lächelt Garz: "Wenn mich Leute darauf ansprechen, sage ich immer: Mir gehört nicht nur das Auto, sondern die ganze Stadt."

Und angesprochen wird der Handwerker natürlich häufig auf sein witziges Kennzeichen. Und das in den vergangenen Jahren natürlich immer öfter. Denn mittlerweile ist nicht nur die Namensspielerei, sondern auch das Gardelegenkürzel zur Seltenheit geworden. Garz ist derzeit einer von nur noch 1634 Haltern, die auch 17 Jahre nach dessen Auslaufen noch mit dem beliebten Gardelegen-Kennzeichen – dem ersten eigenen regionalen nach der Wende – herumfahren. Wer seit dem 1. Juli 1994 in Gardelegen ein Auto zulässt, erhält schließlich eines mit den Buchstaben SAW für Salzwedel. Noch heute trauern allerdings viele Gardeleger dem früheren GA nach. Auch Rainer Garz natürlich. "Da wusste man doch noch, wo einer herkam", sagt er."

Und deshalb sei sein Auto natürlich "heilig" – wegen des besonderen Kennzeichens, aber auch, weil der Tischlermeister viele Erinnerungen mit seinem Bulli verbindet. Urlaubsfahrten mit der Familie, Transportfahrten oder Kundenbesuche. So was schweißt einen Mann und sein Auto natürlich zusammen. Keine kaputte Lichtmaschine, keine Reparatur, selbst ein Unfall auf der Autobahn konnte die beiden nicht auseinanderbringen. Und wenn GA-RZ 1 irgendwann mal einen Motor brauchen sollte, dann kriegt er den natürlich. Ehrensache für einen Lokalpatrioten wie Rainer Garz.

Und da ist er ganz sicher nicht allein unter den 1633 Mithaltern. Wer noch einen GA-Pkw oder Hänger sein eigen nennt, sorgt meist gut für sein Fahrzeug. "Wir GA-Fahrer grüßen uns sogar auf der Straße, versichert Garz. Ein kurzes Winken, man versteht sich eben: GA kommt schließlich nie wieder.

Und das bestätigt auch Brigitte Heinrichs, Mitarbeiterin der Gardeleger Zulassungsstelle. "Wenn es einmal abgemeldet ist, ist es weg." Allerdings gibt es einen ganz kleinen Ersatz für den Verlust des GA: "Viele Halter möchten SAW-GA auf ihrem Kennzeichen haben", so Heinrich. Einige sind auch noch erhältlich. Das Wunschkennzeichen mit dieser Kombination sei allerding "meist schon vergeben".

Zudem sei für Autos mit den Altkennzeichen natürlich noch eine Stilllegung möglich: "Wer das Fahrzeug also über die Wintermonate nicht fährt, kann es stillegen lassen, um Steuern und Versicherungen zu sparen." Das alte Kennzeichen an einem anderen Auto sei aber auf keinen Fall möglich, beteuert die Fachfrau. Und so bleibt den GA-Fans meist nur, sich das alte Blechschild in die Garage zu hängen und ab und zu mal einen wehmütigen Blick darauf zu werfen.

Ein altes GA-Kennzeichen hängt übrigens auch bei Familie Kretschmer in Polvitz. Das allerdings sieht ein bisschen anders aus, als die hier bekannten. Das gelbe Schmuckstück fiel den Polvitzern 2006 nämlich bei einer Reise durch die USA auf, als sie einen Verwandten in El Paso besuchten. "Da stand gleich hinter der Grenze zu New Mexico plötzlich so ein Schrottauto mit GA am Straßenrand", erzählt Josef Kretschmer, "und das mussten wir einfach haben". Weil sich dann "zufällig" auch ein Schraubenzieher fand, wanderte das – doch arg zerbeulte – Teil mit den Kretschmers über die Meere und ist nun natürlich der schönste Beweis dafür, "dass es selbst in den Staaten Gardeleger gibt".