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Stadtrat Dirk Kuke beantragt Etablierung eines Migrationsbeauftragten in Gardelegen Ehrenamt für Flüchtlingsprobleme

Von Cornelia Ahlfeld 07.10.2014, 03:11

Stadtrat Dirk Kuke (Freie Liste) möchte für die Stadt Gardelegen einen Migrationsbeauftragten auf ehrenamtlicher Basis etablieren. Dazu hat er einen Antrag an die Fachausschüsse des Stadtrates gestellt - mit einem umfangreichen Arbeitskatalog.

Gardelegen l Sensibilisierung der Bevölkerung, Öffentlichkeitsarbeit, eine intensive Zusammenarbeit mit der Integrationsbeauftragten des Landkreises, Wohnraumbereitstellung, Organisation von Sprachausbildungen, Unterstützung bei der Arbeitssuche, beitragsfreie Integration der Kinder in vorhandene Freizeitangebote, Schaffung von Möglichkeiten der Religionsausübung in unmittelbarer Nähe, Patenschaften von Bürgern - der Migrationsbeauftragte der Stadt Gardelegen im Ehrenamt würde ein umfangreiches Arbeitspensum haben. Mit diesen konkreten Vorschlägen hat Stadtrat Dirk Kuke (Freie Liste) einen Antrag an die Fachausschüsse des Stadtrates formuliert. Kernpunkt ist in einem ersten Schritt die Berufung eines Migrationsbeauftragten im Ehrenamt, in einem zweiten Schritt die Gründung eines Migrationsrates. Beide sollen als Ansprechpartner vor Ort dienen - als Verbindung zwischen den Hilfebedürftigen, dem Kreis, der Stadt und der Bevölkerung.

Ansprechpartner vor Ort

Mit Blick auf die weltweite Entwicklung ist für Kuke dieser Posten eines Migrationsbeauftragten sehr wichtig. Tag für Tag würden bis zu 1000 Flüchtlinge an Europas Küsten landen, verstärkt aus den Krisengebieten wie Syrien, Irak und dem zentral- und mittelafrikanischen Raum. "Weltweit sind 45 Millionen Menschen auf der Flucht", heißt es in einem Schreiben Kukes an die Redaktion. Für viele, zumeist traumatisierte Flüchtlinge sei Europa die letzte Hoffnung. "Doch bisher gibt es keinen Plan, wie man hier mit diesem Flüchtlingstsunami umgehen soll", hat Kuke festgestellt. Deutschland nehme, wenn auch zeitlich begrenzt, weitere Flüchtlinge aus Krisengebieten auf. Die Landkreise müssen nach einer festgelegten Quote Kriegsflüchtlinge und Asylbewerber aufnehmen und stellen Gemeinschaftsunterkünfte und Wohnungen zur Verfügung. Die Aufnahme dieser Menschen sei eine humanitäre Pflicht, betonte Kuke. "Wesentliche Schwierigkeiten bilden sich dort heraus, wo traditionelle, religiöse und sprachliche Probleme aufeinander stoßen und Forderungen auf Bildung, Ausbildung, Erwerbsmöglichkeiten und das gemeinsame Zusammenleben sich gegenseitig zu behindern scheinen", so Kuke.

Es sei nicht ausreichend genug, seitens des Kreises Wohnraum zur Verfügung zu stellen, die Agentur für Arbeit oder das Jobcenter des Kreises einzubinden. "Das Personal ist dem Ansturm von Personen und Problemen allein nicht gewachsen", so Kuke. Hilfe und Unterstützung könnten der Migrationsbeauftragte und später der Migrationsrat leisten.

Darüber hinaus hat Kuke weitere Pläne: ein Migrations- oder Integrationsprojekt "Eltern erlernen mit ihren Kindern die deutsche Sprache". Das könnte auch ein Pilotprojekt werden, mit dem man zugleich den Grundschulstandort Estedt halten könnte.

"Alles Ehrenamt nützt aber nichts, wenn die dafür erforderlichen Mittel nicht vorhanden oder nicht ausreichend zur Verfügung stehen. Hier sind Bundesregierung, Land und Landkreis in der Pflicht", betonte Kuke.

Besetzungsverfahren läuft

Auf Landkreisebene gibt es dazu einen Integrationsbeauftragten. Die hauptamtliche Stelle ist nach dem Ausscheiden einer Mitarbeiterin zurzeit vakant. "Da läuft das Besetzungsverfahren", sagte Kreissprecherin Birgit Eurich gestern auf Anfrage. Bewerbungen liegen vor.

In diesem Jahr musste der Kreis 350 Asylbewerber zusätzlich aufnehmen. Zu den 60 Plätzen in Salzwedel wurden in Gardelegen 32 Plätze geschaffen. Dazu kommen zehn Wohnungen in Gardelegen, zehn in Kalbe und vier in Salzwedel. Gestern wurden 30 weitere Plätze nach einem Umbau in der Salzwedeler Unterkunft übergeben. Der Kreis wird zudem in Gardelegen ein Objekt mit 27 Wohnungen kaufen (Lesen Sie dazu auch auf Seite 16).