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Führungswechsel im Bauernverband Jerichower Land / Edmund Herrmann wieder Vorsitzender Landwirte holen Ex-Chef zurück

Von Natalie Häuser 02.02.2015, 02:27

Bauerntag 2015 in Genthin: Die Mitglieder des Bauernverbandes Jerichower Land blicken aufs Geschäftsjahr 2014 zurück und stellen künftige "Baustellen" vor. Zwei neue Mitglieder werden in den Vorstand gewählt. Neuer Vorsitzender wird Edmund Herrmann.

Genthin l Edmund Herrmann, Geschäftsführer des Bauernverbandes Jerichower Land, wurde im Rahmen des diesjährigen Bauerntages in Genthin, wieder in den Vorstand gewählt und zum neuen Vorsitzenden bestimmt. "Björn Nordmeyer, den wir im vergangenen Jahr gewählt haben, ist leider durch eine schwere Erkrankung ausgefallen", begründete Vorstandsmitglied Matthias Wölk, der die Versammlung leitete. Es folgte eine Abwahl auf den von Nordmeyer selbst gestellten Antrag auf Abberufung.

Ein zweites, junges Gesicht wird ebenfalls einstimmig zum Vorstandsmitglied. Steffen Northe ist junger Landwirt und Mitgesellschafter der Kloster Domäne Jerichow GmbH, ein Marktfruchtbetrieb, der unter anderem auch Jungtieraufzucht unter seinem Dach vereint. Mit dem 28-Jährigen ist der Vorstand nun siebenköpfig aufgestellt.

Das Fazit von Geschäftsführer Herrmann fürs vergangene Verbandsjahr: "Sehr durchwachsen und in der ersten Jahreshälfte hatten wir noch mit den Hochwasserschäden zu kämpfen." Während beim Getreide Qualitätseinbußen zu verzeichnen waren, war die Zuckerrübenernte so reichhaltig, dass es für 2015 einen "gigantischen" Überschuss gibt.

Sorgenkind Tierproduktion

Das Russland-Embargo erreichte auch die Landwirte hierzulande. Die Folgen spüren vor allem Schweinehalter: "Miserable Ferkel- und Läuferpreise und weniger Geld fürs Fleisch", resümierte der Geschäftsführer. Nur ein Fachausschuss auf Landesebene, der sich diesem Thema widmet, ist in seinen Augen zu wenig.

Seit Januar gibt einen bundesweiten Fonds für mehr Tierwohl, in den Lebensmittelhändler einzahlen. Aus diesem können Landwirte pro produziertem Kilo Schweinefleisch ab März vier Cent zusätzlich erhalten.

"Wir müssen die Verbraucher besser über die Qualität der Produkte informieren", bringt Katharina Elwert, seit August 2014 Hauptgeschäftsführerin des Bauernverbandes Sachsen-Anhalt, ein weiteres Sorgenkind zur Sprache. "Unsere Milch hat einen Preis, einen Wert und bereitet Genuss."

Nach einigen guten Monaten 2014, wo der Milchpreis bei etwa 40 Cent lag, sank er inzwischen wieder auf unter 30 Cent je Liter. "Warum haben wir kein Worst-Case-Prinzip, dass diese Entwicklung bei 35 Cent stoppt?", fragte Herrmann in die Runde.

Beim Tierschutz sprach sich Elwert für angemessene Lösungsvorschläge aus. "Wir können kurative Eingriffe, wie zum Beispiel das Schnäbelkürzen bei Legehennen nicht einfach beenden, sondern brauchen praktikable Ausstiegsmöglichkeiten." Sonst würde ein Tierschutzproblem das nächste begründen.

Bodenpreis und Düngerdiskussion

"Von nun ab geht es bis 2020 stetig bergab. Waren es im Jahr 2014 noch 297, 15 Euro je Hektar, sind es 2020 gegebenenfalls nur noch 270 Euro", prognostizierte der neue Vorstandsvorsitzende. Wie sich Mindestlohn und Pflanzenschutzkosten auf die Produktionskosten auswirken, sei schwer einzuschätzen.

Auch Düngung muss sach- und fachgerecht, aber vor allem praxistauglich sein. Dabei ist dem Verband vor allem wichtig, keine Einschränkung bei der Ausbringung von Dünger akzeptieren zu müssen. Bedarf und Standort der Produktionsflächen sind die Faktoren, die bei den Düngungszeiten die größere Rolle spielen müssen.

Entwicklungskonzept für Gewässer

In puncto Gewässerentwicklung soll bis Ende des Jahres ein Konzept im Bereich Ehle/Ihle entstehen. In vier Abschnitten wird in Abstimmung mit den Flächennutzern und unter fachlicher Leitung ein Entwurf gefertigt. Die Umsetzung könnte bis spätestens 2027 abgeschlossen werden.

Sicherungsgesetz zur Agrarstruktur

Dass zwischen der Landgesellschaft Sachsen-Anhalt und dem Kreisbauernverband ein Streit um jeden Quadratmeter Produktionsfläche herrscht, machte Herrmann deutlich: "Die Landgesellschaft treibt den Bodenrichtwert in einer knapp bemessenen Region und Produktionsflächen, wo wir die Milch und die Schweine haben, in eine nicht erträgliche Höhe." Dabei bezieht er sich auf ein Schreiben, das er erst kurz vor der Mitgliedsversammlung aus der Post geholt hatte.

Auch Elwert griff das Thema Agrarstruktursicherungsgesetz auf: "Das ist nicht das abschließende Wort. Auch wir werden die Ausweitung der Aufgaben der Landgesellschaft kritisch begleiten. Was genau zu beanstanden ist, muss der noch nicht vorliegende Gesetzentwurf zeigen."

Steffen Burchhardt (SPD), Landrat des Jerichower Landes, möchte 2015 verstärkt den Dialog mit den Verbandsmitgliedern suchen, ein bis zwei Betriebe im Jahr ansehen und Gesprächsrunden anbieten. "Alle Geschicke, von A bis Z, die sie berühren, sollen über einen Ansprechpartner regelbar werden", deutet er eine Strukturveränderung der Verwaltungssachgebiete im Frühjahr an.

Eine Stiftung von und für Landwirte

In puncto Naturschutz steht die Idee einer Stiftung der Kulturlandschaft Sachsen-Anhalt im Raum. Sie soll von Landwirten getragen werden, die sich um Ersatz und Ausgleichsmaßnahmen von Produktionsflächen im Einklang mit ihren landwirtschaftlichen Interessen kümmern sollen.

Otto Müller, Vorsitzender der Landsenioren, machte im Rahmen einer Diskussion um die neuen Verordnungen klar: "An sich gesehen sitzt ein Bayer in Brüssel, der soll diese Dinge bekämpfen. Wie der Erfolg ist , muss man uns mal aufschreiben und zur Verfügung stellen, vielleicht sehen wir dann was davon." Sein Jahreswunsch: "Eine gute Ernte und vernünftige Preise, die auch was deckeln."