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Quartett "LOMA" mit einem Frühlingsprogramm in der Stadt- und Kreisbibliothek / Zukunft des Ensembles ist ungewiss Von Nachwuchszoo, Frühstückseiern und Fußballwahn

Von Mike Fleske 06.05.2015, 03:15

Genthin l "Vom Eise befreit sind Strom und Bäche. Durch des Frühlings holden, belebenden Blick, im Tale grünet Hoffnungsglück. Der alte Winter, in seiner Schwäche, zog sich in raue Berge zurück". Stilvoll, mit den Worten aus Goethes Osterpaziergang begann Lisa Wolff den Abend mit Gedichten und Musik zum Thema "Frühlingserwachen".

Gemeinsam mit Otto Wernstedt, Moses Scherman und Alfred Jansky bildet Lisa Wolff das Quartett LOMA. Mit schwungvoll dargebotenen Musiktiteln und humorvollen und manchmal auch nachdenklichen Texten unterhielt das Ensemble die zahlreichen Zuhörer in der Stadt- und Kreisbibliothek. Dabei streiften sie alles, was die Menschen in dieser Zeit des Jahres bewegt.

Mode, Diäten und die Liebe. Natürlich durfte bei einem Frühlingsprogramm eine Lobeshymne auf das Frühjahrsgemüse nicht fehlen: "Die Spargelzeit ist nicht sehr lange, drum sollten wir nicht vergessen, Spargel kann man nur im Frühjahr essen", sprach Alfred Jansky.

Dagegen gibt es Eier, besonders Frühstückseier ganzjährig und daher auch den Streit um das Frühstücksei. Schon bei den ersten Worten: "Berta, das Ei ist hart", war den Besuchern klar: Jetzt kommt ein Text des Altmeisters des deutschen Humors, Loriot. Wolff und Jansky boten dabei ein überaus kabbelfreudiges Paar, das die Zuhörer zu manchem Lacher hinriss.

Überhaupt war die Kommunikation ein dankbares Thema an diesem Abend. Denn die Sprache habe sich seit Goethes Zeiten ziemlich verändert. Die Poesie habe sich zu einem zweckmäßigen Informieren gewandelt. Bei Immobilienanzeigen gäbe es Stilblüten wie ETW, MKM, WWB. Besonders die Jugendsprache hatte es Alfred Jansky in seinem Vortrag angetan.

Da würden Leute jenseits der 30 zur Gammelfleischfraktion, der Kindergarten zum Nachwuchszoo und der Deutschlehrer zum Verbalerbrecher. "Wo bleibt die Poesie und die Zärtlichkeit der Sprache?", fragte Jansky und konnte sich gewiss sein, dass seine Mitstreiter mit Lisa Wolff als Sängerin die passende Antwort gaben.

Mit Otto Wernstedt am Bass und Moses Scherman am Klavier gab es einen Streifzug durch Chansons, Schlager und Lieder, die abseits von Rührseligkeit lagen und die Beziehung zwischen Mann und Frau auf den Punkt brachten.

"Ich machte niemals mit dir Schluss, weil ich ja bei mir bleiben muss, denn schließlich warst doch einmal mein Ideal", schlossen Lisa Wolff und Alfred Jansky mit einem alten Hildegard-Knef-Hit versöhnlich, nur um im nächsten Moment in Ringelnatzscher Manier vor dem Fußballwahn zu warnen und zu beklagen, dass die alte Heimat immer leerer werde.

"Genthin du warst die Perle am Kanal, wirst du es auch noch einmal?" Eine Frage, die offenbleiben muss, genau wie die, ob es einen nächsten Abend mit dem Quartett noch einmal geben wird. Lisa Wolff und Alfred Jansky treten in ihrem kulturellen Engagement kürzer und Moses Scherman plant, Genthin zu verlassen. So kann das Ensemble, das sich nach den Anfangsbuchstaben der Vornamen benannt hat, nicht mehr funktionieren. "LOMA ohne `M`, das klingt doch nicht", stellte Alfred Jansky fest.

Der Abend endete mit einer kleinen musikalischen Zugabe mit Wernstedt und Sherman. Bibliotheksleiterin Gabriele Herrmann erinnerte an die vielen Auftritte der Gruppe in der Bibliothek und verbreitete noch ein wenig Hoffnung: "Roger Whittaker hat sich von der Bühne verabschiedet und dann noch eine Abschiedstournee gespielt und noch eine. Vielleicht machen es LOMA genau so." Den Zuhörern dürfte dieser Gedanke gefallen haben, so legte es der tosende Beifall nahe.