1050-Jahr-Fest in Tucheim: Drei "Feier-Tage" mit abwechslungsreichem Programm für alle

Mit einem dreitägigen Fest feierten die Tucheimer und viele Gäste am Wochenende das 1050-jährige Bestehen von Tucheim. Die Festveranstaltung wurde zum Anlass genommen, um verdiente Tucheimer Bürger und Vereine zu ehren.

Tucheim l Ortsbürgermeister Karl-Heinz Steinel blickte in seiner Festrede auf einige Ereignisse vor allem aus der jüngeren Vergangenheit. Trotz vieler Veränderungen ist der ländliche Charakter bis heute erhalten geblieben. Die Melioration des "Fiener Bruches" ab dem Jahr 1774, angeordnet durch den Preußenkönig Friedrich II., und die Ansiedlung von 39 Kolonistenfamilien, wirkte sich sehr positiv auf die Entwicklung der Landwirtschaft und den Ort aus.

Tucheim gehörte seit 965 verschiedenen Eigentümern, bis es durch die preußische Verwaltungsreform im Jahr 1815 in den Kreis Jerichow I im Regierungsbezirk Magdeburg eingegliedert wurde.

Nach dem zweiten Weltkrieg stieg die Einwohnerzahl, bedingt durch die Unterbringung vieler Umsiedler, auf 2331 im Jahr 1948. 1993 waren es nur noch 1556 und 2013 noch 1229 Einwohner, zählte der Ortsbürgermeister auf.

Nach der Wiedervereinigung wurde ab 1991 die LPG privatisiert und als Agrargenossenschaft erhalten. Sechs landwirtschaftliche Betriebe wurden gegründet. "Es entstanden auch viele kleine Handwerksbetriebe, Geschäfte und Gewerbeeinrichtungen", so Karl-Heinz Steinel. Fast alle Straßen wurden bis 2009 grundhaft ausgebaut. 1994 entstand die Jugendfeizeiteinrichtung. Die Ortsfeuerwehr durfte sich 1995 über ein erweitertes und modernisiertes Gerätehaus freuen. Die Inbetriebnahme der zentralen Abwasserentsorgung mit Kläranlage erfolgte im Juli 2002.

Seit dem 1. Oktober 1994 gehörte Tucheim zur Verwaltungsgemeinschaft Fläming-Fiener, ab dem 1. Januar 2005 zur VG Genthin und seit dem 1. Juli 2009 zur Stadt Genthin.

Auch Genthins Bürgermeister Thomas Barz gehörte zu den Gratulanten. "1050 Jahre Tucheim, das sind über 52 Generationen von Menschen. Von einigen Jahren wissen wir mehr, von den anderen weniger. Tucheim kann heute stolz auf das Erreichte sein." Die Beschäftigung mit der Geschichte trage dazu bei, das Gemeinschaftsgefühl zu fördern und die Verbundenheit der Menschen mit ihrer Heimat zu stärken.

Heute sei Tucheim eine Ortschaft der Stadt Genthin, die stolz auf die Zugehörigkeit Tucheims und die historische Vergangenheit ist. Eine Ortschaft, in der sich die Menschen engagiert für die Gemeinschaft einbringen.

Thomas Barz blickte in die jüngere Geschichte des Ortes und freute sich, dass viele Maßnahmen gemeinsam umgesetzt werden konnten. Dazu gehörten: Gehweg Rosenweg (zirka 35 000 Euro), Schwarzdeckensanierungen unter anderem in der Lindenstraße (zirka 30 000 Euro), Schaffung der Arztpraxis (zirka 40 000 Euro), Spielplatz Gemeindehaus (zirka 20 000 Euro), Brückenbau Meiers Teich (zirka 100 000 Euro), Sanierung der Tucheimer Grundschule in verschiedenen Abschnitten (zirka 340 000 Euro), Sanierung der Kindertagesstätte "Spatzenhausen" in verschiedenen Abschnitten (zirka 160 000 Euro), Kleinspielfeld auf dem Sportplatz sowie die Flurneuordnung mit einem kommunalen Eigenanteil von zirka 300 000 Euro. Momentan hat die Stadt Genthin Anträge auf Fördermittel für die Regenentwässerung in der Schulstraße (zirka 60 000 Euro), Stark III Kita Tucheim mit Wärmedämmung (zirka 360 000 Euro) sowie Stark III Grundschule Tucheim mit Wärmedämmung (zirka 500 000 Euro) laufen.

Ehrung von Bürgern

Die Laudatio zur Ehrung verdienter Bürger und Vereine des Dorfes durch den Ortschaftsrat hielt Helmer Rawolle. Die Ehrung wurde fünfmal vorgenommen.

Gerhard Paruschke ist seit 32 Jahren Vorsitzender des MC Fiener Tucheim, der im Jahr 1961 als ADMV-Stützpunkt gegründet wird. "Uns allen ist er bekannt durch sein herzliches, schallendes Lachen", so Helmer Rawolle. Jeder wisse, wie viel Arbeit und persönliches Engagement mit dieser Funktion verbunden ist. Helmer Rawolle: "Du, lieber Gerhard, hast es verstanden, immer wieder alle zusammen zu bringen, so dass wir immer sehr niveauvolle Veranstaltungen erleben konnten."

Etwas älter als der MC Fiener ist die Freiwillige Feuerwehr Tucheim, die 1911 gegründet wurde. Die Ortswehr zeichnet sich durch vielseitige Aktivitäten aus. "Ist es heute schon schwierig, Leute für gesellschaftliche Arbeit zu finden, so ist noch schwerer, Leute zu finden, die die Leitung übernehmen", stellte Helmer Rawolle fest. Seit fünf Jahren ist Tobias Jeserick Ortswehrleiter der Tucheimer Wehr. Helmer Rawolle: "Er hat sich für diese Tätigkeit qualifiziert und vielen Kameraden ein Beispiel gegeben. Unter seiner Leitung ist die Feuerwehr Tucheim wieder zu einer schlagkräftigen Truppe auf hohem Niveau heran gewachsen."

Der jüngste Verein im Ort ist der Heimatverein. Der 2002 gegründete Verein hat sich zur Aufgabe gestellt, alte Traditionen zu bewahren, die Vergangenheit und die Gegenwart von Tucheim zu dokumentieren und dieses Wissen allen Bürgern zu vermitteln. Tausende Dokumente wurden bereits gesammelt und es entstanden verschiedene Broschüren. "Stellvertretend für alle Mitglieder möchte wir Monika Böhl Dankeschön sagen. Kontinuierlich, mit sehr viel Fachwissen, Freizeit opfernd, arbeitest Du im Heimatverein. Wir hatten bei der Vorbereitung der 1050-Jahr-Feier durch Dich eine riesige Unterstützung", würdigte Helmer Rawolle Monika Böhl.

Nach der Wende haben Handwerker wie Rolf-Peter Kühne viel Mut bewiesen, den Weg in die Selbständigkeit zu gehen. Es musste auch viel renoviert werden. Helmer Rawolle: "Selbständigkeit heißt aber auch selbst und ständig. Da ist es auch gut, wenn der Partner voll mitzieht. Rolf-Peter Kühne, Du hattest dieses Glück." Er hatte aber auch den Mut, die ehemalige Konsumgaststätte und ehemals "Rüdiger`s Haus" zu kaufen und aufzubauen und zu renovieren. "Das ist für ganz Tucheim ein Gewinn. Wie würde wohl sonst unsere Dorfmitte aussehen?", so Helmer Rawolle.

Der größte Verein im Ort ist mit seinen 235 Mitgliedern der Sportverein. Das heiß, jeder fünfte Tucheimer ist Mitglied im Sportverein. Fußball wird im Wettkampf in fünf Mannschaften und Tischtennis in einer Männermannschaft gespielt. Dazu kommen die Abteilungen Badminton, Volleyball, Tanzsport, Frauengymnastik, Gesundheitssport und Tennis. Helmer Rawolle: "Wir möchten uns heute bei allen Sportlern für die vielen Aktivitäten in unserer Gemeinde recht herzlich mit einer kleinen Geldspende bedanken." Der Vorsitzende Hartmut Britzke nahm diese entgegen.

Der CDU-Landtagsabgeordnete Detlef Radtke ließ es sich nicht nehmen, dem Ort zum Jubiläum zu gratulieren. "Es ist meine alte Heimat. Ich habe hier vor 42 Jahren gewohnt." Der Paplitzer Ortsvorsteher Franz Schuster berichtete von seinen Erlebnissen anlässlich der 1000-Jahr-Feier von Tucheim. "Ich fühle mich unter den Tucheimern pudelwohl", gestand er.

Für die folgende "Auswertungsveranstaltung" brachte der Gladauer Ortsbürgermeister Klaus Voth schon etwas zum "Nachspülen" mit. Ortswehrleiter Tobias Jeserick überreichte Ortsbürgermeister Karl-Heinz Steinel eine kleine Geldspende, "damit wir wieder im Haben-Bereich sind".